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Ja zur Sparversion: Ausschuss stimmt für kleinere und günstigere Anbauvariante auf dem Bauhof

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Von: Nina Baucke

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Björn Becker hat in seinem Büro im Bauhof nicht viel Platz.
Björn Becker hat in seinem Büro im Bauhof nicht viel Platz. © Baucke

Der Bauhof braucht mehr Platz und soll einen Anbau bekommen, doch wie groß der werden soll, darüber zeigten sich die Ausschussmitglieder uneins. Eine Mehrheit entschied sich zum Ende hin für eine günstigere Variante, die allerdings sieht die Verwaltung als wenig zukunftsfähig.

Sottrum – Der Aufenthaltsraum ist eng, ganz passt der zwölfköpfige Aussschuss für Klima, Bau, Planung und Wirtschaft plus Verwaltungsvertreter nicht hinein. Aber auch für die neun Mitarbeiter des Bauhofs ist der Platz dort drin eher Mangelware. „Der Raum ist für fünf bis sechs Personen geplant, und das war früher auch so richtig“, sagt Bauhofleiter Björn Becker. Jetzt allerdings ist die Zahl des Personals höher – dementsprechend ist auch der Raumbedarf ein anderer. Ein Anbau soll her, doch über dessen Ausmaße, das zeigt sich im Lauf der Debatte am Montag, ist sich die Politik nicht ganz grün und entscheidet sich von vier Entwürfen für den Sparsamsten.

„Wir versuchen, auf alles vorbereitet zu sein und viel wiederzuverwenden“, macht zuvor Björn Becker, Leiter des Bauhofes, bei der Begehung zwischen Stapeln für die verschobene Holzauktion und Bergen aus Rindenmulch deutlich. Dazu gehört auch Instandsetzung und Reparatur, vor allem in den Wintermonaten. Dafür haben sich Mitarbeiter des Bauhofs in der Halle Arbeitsplätze eingerichtet, die sie nutzen können, wenn der dort ansonsten untergebrachte Fuhrpark quasi „außer Haus“ ist. Nichtsdestotrotz: „Es ist kalt, nichts trocknet richtig, alles ist klamm“, beschreibt Becker die Situation.

Vier Entwürfe auf dem Tisch

Deswegen soll der Anbau, der an die Westseite des Bestandbaus andocken und eine Wärmehalle umfassen soll, darüber hinaus größere Sozialräume und Umkleiden sowie Trockenräume für die Dienstkleidung beinhalten, und auch für potenzielle künftige weibliche Mitarbeiterinnen braucht es separate Umkleiden, Duschen und Toiletten. Zudem Büroräume, aktuell hat Becker seinen Arbeitsplatz in einer kleinen Kammer, „aber mittlerweile liegt viel an Dokumentation an, wir brauchen auch mal Platz für Mitarbeitergespräche“, macht er klar.

Vier Entwürfe des Architekturbüros Menzel liegen auf dem Tisch, von 130 bis 351 Quadratmeter, Letzterer wird von der Verwaltung favorisiert. Die Größenunterschiede spiegeln sich auch in den Kosten wider. Diese liegen für die, wie Gemeindedirektor Holger Bahrenburg sie nannte, „abgespeckte Variante“ ohne Wärmehalle bei rund 652 000 Euro, für die großen Ausführungen müsste die Gemeinde rund 1,3 Millionen Euro auf den Tisch legen. „Würde man die Wärmehalle in die bestehende Halle integrieren, hätte man eine Zwitterlösung zwischen klein und groß“, regt Carsten Eckhof (CDU) an. Andreas Zack (FDP) stellt zur Debatte, ob die im verwaltungsseitig favorisierten Entwurf ausgewiesenen drei Büros nötig seien. „Die Büros ergeben sich aus den Erfahrungen der vergangenen sechs Jahre“, verdeutlicht Becker. So habe beispielsweise sein Stellvertreter die digitale Straßenerfassung übernommen und brauche dementsprechend einen eigenen Arbeitsplatz.

Wir haben uns bei der Vorlage auf die Expertise des Bauhofs gestützt.

Holger Bahrenburg

„Die kleine Variante ist schwierig zu erweitern, und wir haben gesetzliche Anforderungen, die wir erfüllen müssen“, erklärt Bahrenburg. „Klar ist: Sottrum wächst, und wir wollen zumindest die Diskussion anregen und uns nicht in drei Jahren fragen lassen, warum wir das nicht angesprochen haben. Wir haben uns bei der Vorlage auf die Expertise des Bauhofs gestützt, und auch den Bau einer Wärmehalle gleich im ersten Bauabschnitt finde ich wichtig. Der Bauhof braucht eine Perspektive – und das sind wir den Mitarbeitern dort auch schuldig.“ Ähnlich sahen das auch Ismet Bezek und Hans-Jürgen Brandt (beide SPD) sowie Andrea Kaiser (AfD): „Sottrum soll wachsen, da ist viel Dynamik drin. Daher lieber gleich groß und vernünftig und dann ist Ruhe“, so Bezek. „Die Kostenunterschiede werden uns einholen“, vermutet Kaiser. Und für Brandt ist klar: „Wir müssen fortschrittlich denken und nicht nach dem Motto arbeiten, hier noch eine Butze, da noch eine Butze.“ Klare Worte fand auch Nichtratsmitglied Anja Leiding (CDU): „Der Bauhof macht sich seit Jahren darüber Gedanken, warum unterstützt man das nicht?“

Dennoch: Zur Sitzung des Verwaltungsausschusses soll das Architekturbüro einen leicht modifizierten Entwurf der „kleinen Lösung“ vorlegen, bevor Ende April der Rat entscheidet.

Sparflamme contra Zukunftsperspektive

Kommentar von Nina Baucke

Sottrum wächst: Das wird immer wieder betont, nicht nur in der Ausschusssitzung am Montag, sondern auch in anderen Gremien. Was den Politikern offenbar aber schwerfällt, ist, die Infrastruktur an allen Stellen mitwachsen zu lassen. Dazu passt: Der Bauhof-Anbau wird nicht den Wünschen und Anforderungen der Mitarbeiter und Verwaltung gerecht. Ein Beispiel: Mehr Zuzug bedeutet oft mehr Kinder, also braucht es Betreuungsplätze. Es bedeutet mehr Straßenverkehr, also muss der Kernortbereich entsprechend geplant sein. Was es auch bedeutet: mehr Spielplätze, Grünflächen, Straßenlaternen, die gepflegt, gewartet und repariert werden müssen – durch den Bauhof. Es ist nicht schwierig, sich auszurechnen, dass der Personalbedarf dort parallel zum Aufwand in den kommenden Jahren steigen wird. Natürlich ist es Aufgabe der Politik, Kosten im Blick zu behalten. Aber wie sinnvoll ist es, jetzt auf Sparflamme zu kochen, um in wenigen Jahren erneut alles langwierig zu planen? Klar, Abwägungen zwischen Kosten und Nutzen erscheinen zum Beispiel bei Kindergartenbauten viel leichter als bei einem nüchternen Betriebsgebäude wie dem Bauhof. Mit Zufriedenheit wird immer registriert, wenn die Männer in Orange ausschwärmen um Kaputtes zu reparieren und Grünes herzurichten. Aber dann ist es auch wichtig, dass sie das zu Bedingungen tun können, die dem modernen Sottrum entsprechen.

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