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Ahausen: Südafrika-Weinreise mit sozialem Anspruch

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Von: Ulla Heyne

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Carsten Kaßburg zeigte den Teilnehmern der von ihm organisierten Reise unterschiedliche Facetten des Landes am Kap der Guten Hoffnung.
Carsten Kaßburg zeigte den Teilnehmern der von ihm organisierten Reise unterschiedliche Facetten des Landes am Kap der Guten Hoffnung. © Heyne

Viele trinken gerne Wein aus Südafrika. Doch abseits der Weingüter ist das Leben hart und oft von Armut geprägt. Ein Weinexperte aus Ahausen schaut genauer hin.

Ahausen – Constantia, Paarl, Stellenbosch – Die Namen der großen Weinorte am Kap der Guten Hoffnung wecken Bilder im Kopf, von Weingütern mit weiß getünchten Herrenhäusern, Picknicks in gepflegten Gärten und einem edlen Tropfen aus der Kellerei. All diese Eindrücke bekamen die 15 Teilnehmer einer unlängst von Weinkenner und Sommelier Carsten Kaßburg organisierten Südafrika-Weinreise auch. Aber eben nicht nur das – sondern auch die andere „Seite der Medaille“ der Regenbogennation, die dem Ahauser seit vielen Jahren am Herzen liegt.

Die Idee zu der organisierten Reise wurde kurioserweise an der Mosel geboren, nicht ganz überraschend bei einem guten Tropfen. Beim Besuch eines befreundeten Winzers 2021 kam Kaßburg ins Erzählen: von den dortigen Weingütern, die der 54-Jährige mittlerweile drei Mal besucht hat, aber auch vom Überlebenskampf der dortigen Bevölkerung. Spontan organisierten Winzer Hubert Botzek und Kaßburg eine ihrer seit der Pandemie stark gefragten Online-Weinproben, um den Gesamterlös von 1 400 Euro an ein Projekt im Township zu spenden. Kaßburg pflegt seit vielen Jahren Verbindungen zu dortigen Hilfsprojekten – sein bei den „Rainbowkids“ aufgewachsenes Patenkind ist inzwischen 20.

Die Betreuer der Suppenküche freuen sich über die Spende von Carsten Kaßburg (l.) und der Familie Botzek.
Die Betreuer der Suppenküche freuen sich über die Spende von Carsten Kaßburg (l.) und der Familie Botzek. © Privat

Schon damals bei der Weinprobe kam bei vielen der Wunsch auf: „Südafrika – könnte man da nicht mal hin?“ Unter den 15 Teilnehmern, die sich anmeldeten, war auch die gesamte Winzerfamilie vom Hubertushof. „Ein echter Türöffner“, freut sich Kaßburg. Denn auf einigen der an den fünf Tagen insgesamt zehn besuchten Weingüter wurde die Expertise der Besucher nicht nur anhand von Kaßburgs Qualifikation „Fachsommelier Champagne“ erkannt („Der findet in Deutschland kaum Beachtung“), sondern auch anhand der qualifizierten Nachfragen der Besucher.

Der von der Mosel mitgebrachte Tropfen vom eigenen Weingut tat sein Übriges „an so etwas kommen die dort sonst gar nicht ran“, weiß der Weinliebhaber. Ein Winzer der ganz unterschiedlichen Unternehmen vom Familienbetrieb mit 2,5 Hektar bis zur Investment-Anlage mit 165 öffnete für die Gäste aus Deutschland als Dank nicht nur die eigene Kellerei, sondern auch eine der vier letzten Flaschen des edlen „Cape Classic de lude“.

Auch wenn diese „Dienstreise“ für den „Reiseleiter aus Ahausen“ anstrengend waren, hat er doch auch für das von ihm selbst mitbetreute „Wein Gut Wümme“ in Unterstedt einiges mitgenommen: „Fachlich lässt sich aufgrund der ganz unterschiedlichen klimatischen und sonstigen Gegebenheiten nicht viel übertragen, aber die haben dort ein enorm gutes Marketing – davon können wir uns eine Scheibe abschneiden.“ Und auch die Kunden seines Weinateliers in Unterstedt kommen zukünftig in den Genuss noch detaillierterer Beratung, „über die südafrikanischen Weine kann ich natürlich viel mehr erzählen.“

Die Spende sichert für diese Küche Lebensmittel.
Die Spende sichert für diese Küche Lebensmittel. © Privat

Ein Kontrastprogramm bedeutete der Besuch eines Townships in Sommerset West, um die Spende aus einem im November in Kaßburgs Weinatelier abgehaltenen Bücherflohmarkt für die Suppenküche von Hanne Lob zu übergeben. Seit vielen Jahren organisiert die Auswanderin täglich die Ausgabe von 800 Portionen – oft täglich die einzige Mahlzeit der Gäste. „Da wir unser Geschenk nicht angekündigt hatten, war die Übergabe von mehr als 1 000 Euro für die Menschen dort ziemlich bewegend“, erinnert sich Kaßburg, der schon die Unterstützung des nächsten Projekts im Auge hat: Die Anschaffung einer großen Waschmaschine – fließend Wasser ist in den Townships nicht vorhanden – verbunden mit dem Aufbau einer kleinen Wäscherei, die dort auch Jobs schaffen würde.

Für Kaßburg einer der schönsten Momente: das Wiedersehen mit Patenkind Candice, die die Reisegruppe beim Tag im Township begleitete.  

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