Rotenburg: Lidl-Umzug verzögert sich erheblich

Der Planungsausschuss berät über die Zukunft des Lidl-Standortes an der Brauerstraße. Es geht um sozialen Wohnungsbau und die Frage, wie das aussehen soll.
Rotenburg – Die Nachricht lässt sich relativ kurz auf den Punkt bringen: Der Umzug des Lidl-Marktes von der Rotenburger Brauerstraße hin zum neuen Kalandshof-Quartier an der Verdener Straße wird erst deutlich später über die Bühne gehen, als es zunächst veranschlagt worden war. Im Herbst war noch die Rede davon, Ende dieses Jahres könnte der Standortwechsel erfolgen.
„Das ist die Folge davon, dass wir mit unserem Haushalt immer noch hinterherhinken“, betont Klaus Rinck (CDU) im Planungsausschuss am Mittwochabend. Dieser beschäftigt sich noch einmal mit der Zukunft des Lidl-Geländes an der Brauerstraße. Die bereits angeschobene Änderung des Bebauungsplanes soll noch einmal überarbeitet werden, weil die Idee, dort die Rettungswache des DRK zu platzieren, gescheitert ist. Wohnbebauung ist jetzt das Thema. Man habe nun ausreichend Zeit, um sich in Ruhe mit der Gestaltung zu befassen, sagt Bürgermeister Torsten Oestmann.
Diese Zeit hängt mit der Verzögerung zusammen, die Klaus Rinck darauf schiebt, dass die Stadt aus haushaltstechnischen Gründen nicht in der Lage sei, den für einen Lidl-Baustart erforderlichen Ausbau der Kanalisation auf dem Kalandshof beauftragen zu können. Rinck spricht von einem Versäumnis und zielt damit auf die Probleme ab, die sich aus den immer noch fehlenden Jahresabschlüssen ergeben. Im vergangenen Jahr war die Genehmigung des Rotenburger Haushaltes an die zwingende Abgabe des Jahresabschlusses für 2012 geknüpft – mit der Folge, dass erst im September ein genehmigter Haushalt vorlag. Ein ähnliches Szenario steht der Kreisstadt auch mit dem Etat dieses Jahres bevor. Rinck: „Die Kanalisation kann nicht nachgebessert werden wegen der Haushaltssperre.“ Ein Vorwurf, der so nicht ganz stimmt. Das betont Bürgermeister Torsten Oestmann: „Wir haben keine Haushaltssperre, sondern wir befinden uns in einer vorläufigen Haushaltsführung.“ Doch eben damit kann nur Geld für die laufende Verwaltungsarbeit und zwingend notwendige Geschäfte ausgegeben werden.
Aus Sicht des Bürgermeisters ist das allerdings gar nicht der ganz große Knackpunkt in diesem Fall: Selbst bei einer normalen Haushaltsführung wäre das Ziel, einen fertigen Bau am Kalandshof schon in diesem Jahr zu ermöglichen, „sehr sportlich“ gewesen. Schließlich muss auch noch eine Anbindung des Kalandshof-Quartiers an die Bundesstraße 215 geschaffen werden.
Fakt ist: In Rotenburg ist sozialer Wohnungsbau erforderlich. Da ist man sich einig. Genau der soll auf dem Lidl-Grundstück entstehen. Wie viele Wohnungen es werden, müssen die weiteren Beratungen zeigen. Norbert Behrens, hinzugewähltes Mitglied im Ausschuss und Chef der Planungsgemeinschaft Nord (PGN), will investieren und denkt an 48 Wohnungen in drei Gebäudeteilen mit jeweils drei Voll- und einem Staffelgeschoss obendrauf.
Wohngebäude sollen sich in die Umgebung einfügen
Ein Beschluss ist an diesem Abend nicht vorgesehen, sondern zunächst soll es um inhaltliche Fragen gehen. Oestmann macht deutlich: Mit dem ursprünglichen Blick auf eine Rettungswache habe der Bebauungsplan Zugeständnisse enthalten, die noch einmal zu hinterfragen seien. „Wohin wollen wir?“, sei nun die Frage, um die es geht. „Wir haben die Zeit, und die sollten wir uns nehmen.“ Verwaltungsintern sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die drei Wohngebäude in die Umgebung einfügen müssten. Daher habe man „mit der Traufhöhe gearbeitet“. Von rund sieben Metern ist die Rede. Am liebsten würde Oestmann hier zudem ein Zeichen für die Zukunft setzen und die Zahl der Parkplätze deutlich reduzieren. So drastisch, wie er es sich wünschen würde – das wisse er selbst – sei es dann aber nicht. Immerhin: Statt der üblichen 1,5 Stellplätze pro Wohnung soll es nur noch jeweils einen geben.
Hinsichtlich der Grundflächenzahl sei man hingegen bereit, inklusive der Nebenflächen auf 0,8 zu gehen – zurzeit ist das Grundstück komplett versiegelt.
Mit dem einen Stellplatz pro Wohnung kann Behrens als Investor leben, sagt er. „Aber mit einer Traufhöhe von 7,5 Metern verlieren wir ein ganzes Geschoss – und damit deutlich an Wohnfläche.“ Das, sagt er, funktioniere so nicht. Und: Behrens plant, bei der Versorgung der Gebäude ohne fossile Brennstoffe auszukommen, spricht von Erdwärme und Photovoltaik. Vor allem die Stromproduktion schließe für ihn ein geneigtes Dach aus.
Klaus Rinck stimmt Behrens zu: „Das muss sich rechnen.“ Aaron Kruse (CDU): „Wir sollten die Chance nutzen und neue Wege in diesem Bereich gehen.“ Moniert wird von Ekkehard von Hoyningen-Huene (Die Grünen), dass die PGN den Bebauungsplan erarbeitet. „Die PGN müsste doch das Interesse haben, sich keinen Vorwürfen auszusetzen.“ Norbert Behrens schüttelt den Kopf. Heike Behr (SPD) kontert: „Das spielt gar keine Rolle. Wir entscheiden doch selbst.“ Zudem halte sie es für richtig, dass sich die Verwaltung Gedanken macht über die Gestaltung des Grundstücks. „Ich bin froh, dass dort was geplant wird.“ In diesem Punkt scheint man sich einig zu sein. Die Debatte über das Wie wird eine Fortsetzung erleben. Dabei werden die von der PGN erarbeiteten Varianten-Modelle sicher erneut auf den Tisch kommen.