Scheeßels Bürgermeisterin hört auf: „Mir hat das Amt Spaß gemacht“

20 Jahre ist Käthe Dittmer-Scheele Bürgermeisterin in Scheeßel gewesen. Und am 29. Oktober räumt sie ihren Schreibtisch auf und verabschiedet sich in den Ruhestand. Im Interview blickt sie auf ihre Arbeit zurück und verrät, was sie als nächstes vor hat.
Scheeßel – Sage und schreibe 20 Jahre lang hat Käthe Dittmer-Scheele (CDU) als Hauptverwaltungsbeamtin die Gemeinde Scheeßel geführt, nun verabschiedet sie sich nach drei Amtszeiten in den Ruhestand. Die Bürgermeisterin, die nur noch wenige Tage im Amt ist, blickt auf ihre Bilanz nicht ohne Stolz, aber mit Demut zurück. Wie diese ausfällt, hat die 62-Jährige unserer Zeitung im Interview verraten.
Frau Dittmer-Scheele, Ihre dritte und letzte Amtszeit als Bürgermeisterin endet am 31. Oktober. Wie schwer fällt Ihnen der Abschied?
Ich freue mich auf den Ruhestand, die Kolleginnen und Kollegen im Rathaus werde ich aber bestimmt vermissen.
Ihr Mann Lothar, selbst schon Ruheständler, macht sicherlich drei Kreuze, oder?
Er freut sich auf mehr gemeinsame Zeit mit mir.
Wie sehen die letzten Tage im Rathaus aus? Ist der Schreibtisch schon aufgeräumt?
Es ist immer noch einiges zu regeln, denn eine Gemeinde steht ja nicht still, nur weil die Verwaltungsspitze wechselt. Ansonsten nutze ich die letzten Tage, um mich bei Menschen zu verabschieden, mit denen ich all die Jahre zusammengearbeitet habe. Der Schreibtisch wird am 29. Oktober aufgeräumt sein.
Trotz Ihres CDU-Parteibuchs haben Sie als Bürgermeisterin immer die Maxime „Zuerst die Kommune, dann die Christdemokratie“ walten lassen. Warum eigentlich?
Mir war immer die Entwicklung meiner Heimatgemeinde wichtig. Daran durfte ich an einer wichtigen Stelle in der Gemeinde mitwirken. Ich habe mich stets für das entschieden, was ich nach sorgfältiger Prüfung für richtig für die Gemeinde gehalten habe.
Bevor Sie beruflich ins Scheeßeler Rathaus wechselten, haben Sie viele Jahre als Kämmerin in der Samtgemeinde Tostedt gearbeitet. Hat Sie das geprägt, um später die Verwaltung auch mit finanziellem Sachverstand zu führen?
Meine beruflichen Erfahrungen aus der Arbeit beim Landkreis Rotenburg in unterschiedlichen Bereichen und als Kämmerin in der Samtgemeinde Tostedt habe ich in die Arbeit als Bürgermeisterin einbringen können. Mir war wichtig, die Gemeinde weiterzuentwickeln und die Finanzen dabei nicht aus dem Blick zu verlieren. Das ist gemeinsam mit Rat und Verwaltung gelungen. Ich konnte hohe Fördergelder einwerben und den Rat auch mal von der ein oder anderen unpopulären Entscheidung, wie dem Strecken von Investitionen, überzeugen. Ich übergebe eine schuldenfreie Gemeinde, die dennoch gut aufgestellt ist und laufend viel investiert hat.
Warum wollten Sie damals überhaupt Bürgermeisterin werden?
Weil ich meine Heimatgemeinde mitgestalten wollte. Mir hat dieses spannende Amt Spaß gemacht. Das Amt hat drei wesentliche Schwerpunkte: Ich durfte die Schnittstelle zwischen Verwaltung und Kommunalpolitik sein, und dabei Entscheidungen und Entwicklungen aufzeigen, anstoßen und umsetzen. Ich durfte die Verwaltung und Einrichtungen mit 230 Mitarbeitern führen, und ich durfte die Gemeinde nach außen repräsentieren. Dabei gab es in den 20 Jahren viele interessante und nette Kontakte und Begegnungen.
Sind Sie in Ihrer Anfangszeit oder auch im Verlauf Ihrer Amtszeit an Grenzen gestoßen?
Ja, sicher. Aber ich gebe nicht so schnell auf. Der notwendige Grunderwerb für die Entwicklung eines Gewerbegebietes in Scheeßel ist erst vor Kurzem gelungen. Und für die Sanierung des Rathauses konnte ich erst im zweiten Anlauf eine politische Mehrheit gewinnen.
Was sind Ihre größten Verdienste? Worauf blicken Sie besonders stolz zurück?
Die Entwicklung der Kernortmitte mit Rathaussanierung, das gute Kindertagesstättenangebot und ganz besonders stolz bin ich auf das hervorragende Leitungs- und Mitarbeiterteam im Rathaus.
Gab es bittere Momente oder schwierige Situationen, die Sie zu meistern hatten?
Ja. Und ohne den vollen Rückhalt in der Familie hätte ich sie nicht gemeistert. Dafür bin ich sehr dankbar.
Würden Sie aus heutiger Sicht irgendetwas anders entscheiden oder sind Sie generell zufrieden mit all dem, wie es gelaufen ist?
Das ein oder andere würde ich mit der Erfahrung von heute anders angehen – zum Beispiel die Diskussionen um Schul- und Kindergartenstandorte. Aber im großen und ganzen bin ich mit meiner Arbeit und den Ergebnissen zufrieden.
Wann und warum haben Sie sich dazu entschieden, eine vierte Amtszeit nicht mehr anzustreben?
Ich habe vor Beginn der letzten Amtsperiode vor sieben Jahren entschieden und gesagt, dass es meine letzte sein wird. Mein größtes Ziel für die Wahlperiode war, endlich das Rathaus zu sanieren.
Was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin Ulrike Jungemann?
Eine glückliche Hand im neuen Amt.
Werden Sie im Hintergrund Ratschläge verteilen?
Nein, das werde ich ungefragt nicht tun.
Sie werden mehr Zeit für Familie und Hobbys haben. Gibt es schon konkrete Pläne?
Ich freue mich natürlich auf mehr Zeit für die Familie und darauf, jetzt mit unserem Wohnmobil spontaner verreisen zu können. Ich möchte mehr Sport machen, mehr fotografieren und habe mir das ein oder andere Upcycling-Projekt vorgenommen. Im Übrigen nehme ich mir die Zeit herauszufinden, was ich mit den neuen Freiheiten ohne fremdbestimmten Terminkalender anfangen möchte.