Scheeßeler Bauausschuss lehnt Ladesäulen am Bahnhof ab

Weitere Lademöglichkeiten für E-Autos sind in Scheeßel durchaus willkommen. Allerdings, darauf einigten sich die Mitglieder des Bauausschusses, bitte nicht direkt am Bahnhof. Die dortigen Parkflächen seien ohnehin knapp, Supermarktparkplätze seien die bessere Alternative.
Scheeßel – So schnell wird es keine Ergänzung der vorhandenen Ladesäulen in Scheeßel geben, so viel steht nach einer einstimmigen Entscheidung des Bauausschusses fest. Diesen ablehnenden Beschluss traf das Gremium nach einer ausführlichen Debatte – und das, obwohl das Thema Ladesäulen-Infrastruktur durchaus den Nerv der Zeit trifft. Denn der Klimawandel ist auch in diesem Jahr gefühlt spürbar.
Mal schneit es, am nächsten Tag klettern die Temperaturen auf 15 Grad Celsius, um nur ein Beispiel der jüngsten Wettereskapaden zu benennen. Auch aus diesem Grund ist die Gemeinde Scheeßel dem Klimaschutz zugewandt, wie sie es selber in der Vorlage beschreibt. Unter anderem wolle man die E-Mobilität und damit einhergehend eine angepasste Ladeinfrastruktur fördern.
Daher hätte der Antrag, den die Rotenburger Firma Energyforlife GmbH schon im Oktober 2022 ausformuliert hat, durchaus ins Konzept der Gemeinde gepasst. Das Unternehmen bietet an, am Scheeßeler Bahnhof zwei Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten, also insgesamt vier Lademöglichkeiten, zu installieren. Der Gemeinde will die Firma anbieten, entsprechende Ladekarten auszugeben, diese wiederum könnten dann von den Bürgern erworben werden. Der Strompreis soll zu den marktüblichen Preisen angesetzt werden. Kosten würden der Gemeinde bei diesem Deal nicht entstehen. Allerdings müsste sie vier bis sechs Stellplätze umnutzen. Künftig wären diese Plätze dann E-Auto-Nutzern vorbehalten – und genau das ist für die Gemeinde das Problem an der ganzen Idee.
Stellplätze müssten umgenutzt werden
Bauamtsleiter Uwe Grundlach hatte zuvor das Konzept vorgestellt, die Reaktionen im Bauausschuss folgten: „Ich fahre ein solches Auto“, stieg Detlev Kaldinski (SPD) in die Diskussion ein. Die bestehende Ladeinfrastruktur im Ort könnte besser, könnte aber auch schlechter sein, stellt er fest. „Problematisch bei der vorliegenden Idee sind aber der Standort am Bahnhof und die dort parkenden Pendler“, schilderte er. „Ich sehe Konflikte, wenn uns die Umsetzung der Idee Parkplätze am Bahnhof kostet“, so Kaldinski. Er benannte ein weiteres Argument, welches gegen die Säulen spricht. Jeder, der ein E-Auto fährt, habe zu Hause eine wesentlich günstigere Möglichkeit, den Wagen aufzuladen.
Ich sehe Konflikte, wenn uns die Umsetzung der Idee Parkplätze am Bahnhof kostet.
Weitere Ausschussmitglieder schlossen sich schnell an. Auch Hans-Jürgen Conrad (CDU) outete sich als E-Auto-Fahrer. „Wir bräuchten, wenn wir aufrüsten wollen, Schnellladesäulen“, forderte er. Marc Ostrowski (SPD) erweiterte die Diskussion um den Vorschlag, die Ladesäule auf der anderen Seite des Bahnhofs zu installieren. Dort sei der Parkdruck nicht so hoch, die Straßen seien weniger frequentiert. In Anbetracht der Diskussion, die zeige, dass es noch viele Fragen und Ideen gebe, schlug er zudem vor, das ganze Thema zu verschieben. Auch Yvonne Boese-Garbers (CDU) befand, dass der Bahnhof als Ort keine gute Idee zum Aufbau der angedachten Ladesäulen sei. „Wenn die Ladesäule dann den ganzen Tag von einer Person blockiert ist, das ist einfach nicht gut“. Auch sei die Frage nach etwaigen Parkgebühren noch nicht geklärt, monierte sie. Conrad erweiterte die Diskussion noch um die Frage, ob das Stromnetz generell nicht zu sehr belastet werde, wenn man sich auf die Vereinbarung einlasse. Kaldinski stellte fest, „dass es so nicht geht“, den Eindruck hätten wohl alle. Dennoch schlug er vor, dass man im Grunde mit dem Unternehmen noch einmal über alternative Ideen sprechen könnte. „Aber so ist es eine Schnapsidee“, so sein Fazit.
Ausschussmitglieder bevorzugen Supermarktparkplätze als Aufstellungsort
Aktuell gibt es zwei Ladesäulen an der Sparkasse in Scheeßel, diese werden nach Auskunft der Gemeinde gut genutzt. Zwei weitere Säulen befinden sich auf dem Marktplatz, diese werden aber laut einer Auswertung der Sparkasse weniger gut frequentiert. Als bevorzugte Orten benannten die Diskussionsteilnehmer vor allem Parkplätze von Supermärkten – dort ließe sich das Einkaufen mit dem Aufladen verbinden, das sei praktikabler, als das Pendeln mit dem Aufladevorgang unter einen Hut zu bekommen.