In Scheeßel finden leere Flaschen Platz in eigens installierten Pfandringen

Wegstellen statt wegschmeißen: Mit Hilfe des Förderprogramms „Perspektive Innenstadt“ installiert die Gemeinde im Kernort sieben Pfandringe. Werden die Ringe gut angenommen, wird die Verwaltung in Zukunft noch drei weitere Pfandringe installieren.
Scheeßel – Stefan Behrens rüttelt einmal kräftig an der Halterung. „Sitzt fest!“, beurteilt der Allgemeine Vertreter der Bürgermeisterin die Stabilität der Konstruktion. Fußtritten und sonstigen Vandalismus-Versuchen sollte die Vorrichtung auf dem Untervogtplatz schon einmal problemlos standhalten. Der metallene Getränkehalter ist dort seit gut einer Woche auf dem Kommunikationsplatz zu finden, wo er an einem der Abfallbehälter befestigt ist. Aus vielen Großstädten sind die sogenannten Pfandringe, wie die Halter heißen, schon lange nicht mehr wegzudenken. Die Gemeinde wollte sie auch für Scheeßel, meldete sie im Rahmen des Förderprogrammes „Perspektive Innenstadt“ an. Nun sind die Pfandbehälter da.
Zunächst hat die Verwaltung sieben baugleiche Exemplare flächendeckend im Kernort installiert. „In unserer Arbeitsgruppe, die eigens für das Programm gegründet wurde, haben wir geguckt, in welchen Eimern die meisten Pfandflaschen landen“, berichtet Behrens. Neben dem Untervogtplatz ist dies bei den Behältern im Rathauspark, vor dem Scheeßeler Hof und beim Bouleplatz in der Amtsvogtei, der Fall, ebenso beim Wasserspiel am Marktplatz, bei Miesners Hof und am kleinen Platz neben Casselius. Dort sind es halbe Ringe, in denen bis zu drei Getränkeverpackungen nebeneinander Platz finden. Halbe-Liter-Flaschen, Getränkedosen und Bierflaschen passen mühelos hinein.
Pfandsammler müssen nicht mehr in Mülleimern wühlen
Dass es Vorrichtungen wie diese in Scheeßel braucht, davon ist der Verwaltungsmann überzeugt, und das aus seien doch auch im Kernort häufiger Menschen zu beobachten, die in Mülleimern nach leeren Pfandverpackungen suchen würden. „Es sind vor allem ältere Menschen“, hat er beim Blick aus seinem Bürofenster im Rathaus festgestellt. „Armut macht eben nicht vor den Grenzen der Gemeinde halt. Eigentlich sollte es das nicht geben, aber wir müssen uns mit dem beschäftigen, was ist.“ Die Pfandringe, die zunächst einmal in eine Testphase gehen, sieht Behrens jedenfalls als gutes Steuerinstrument, um Menschen das Fischen nach Pfandflaschen in öffentlichen Mülleimern zu ersparen. „Wir müssen jetzt schauen: Wird das angenommen?“ Sollte dem so sein, hat die Verwaltung noch drei weitere Halterungen in petto, die installiert werden könnten.

Vor allem in Großstädten sind Sticker der Aktion „Pfand gehört daneben“ weit verbreitet. Sie kleben an Mülleimern und sollen eine Handlungsempfehlung sein. Die neu angebrachten Ringe sollen aber einen Schritt weiter gehen, sagt Behrens. „Wir möchten damit natürlich auch den Umweltschutz voranbringen.“ Wer Pfandflaschen in den Müll werfe, anstatt diese zu recyclen, sorge dafür „dass ein wertvoller Rohstoff verloren geht“. Die Ringe böten die Möglichkeit, Pfand schnell zu entsorgen, ohne dass dieses auf der Müllkippe landet.
Auch der Umweltschutz spielt eine Rolle
Nachhaltigkeit, dieser Aspekt steht ohnehin im Fokus des EU-Sofortprogrammes – neben der Attraktivitätssteigerung von Innenstädten beziehungsweise Ortsmitten. 2021 war es, dass Scheeßel sich über ein Geldgeschenk in Höhe von 345 000 Euro freuen durfte. Noch drei weitere Kommunen im Landkreis kamen damals in den Genuss einer Förderung. Der Gedanke dahinter: Schon vor der Pandemie waren viele Ortskerne in einer schwierigen Lage, Einzelhändler wanderten ab und Leerstände nahmen zu. Der Online-Handel hat diesen Prozess noch einmal beschleunigt – auch im Beeke-Ort.
Die Gemeinde möchte mit dem Projekt einer Verödung entgegenwirken. Mit einer Trailerbühne, einem Backstagezelt, einem Geschirrspül-Anhänger sowie 15 Verkaufshütten etwa, die für Veranstaltungen aller Art zum Einsatz kommen sollen, mit zwei Fahrradreparaturstationen oder einer E-Bike-Ladestation. Auch zusätzliche Abfallbehälter – 13 an der Zahl – sind über das Programm angeschafft worden, ebenso 20 Fahrradanlehnbügel, die in den kommenden Wochen aufgestellt werden sollen. „Da haben wir schon ein richtig großes Paket schnüren dürfen “, freut Stefan Behrens sich.