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Chapeau für Profis und Amateure

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Von: Ulla Heyne

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Tabea Buttkus (l.) überzeugte nicht nur beim Arabischen Tanz aus dem „Nussknacker“, sondern auch als Mutter der Mühlenteichenten. Fotos: Heyne
Tabea Buttkus (l.) überzeugte nicht nur beim Arabischen Tanz aus dem „Nussknacker“, sondern auch als Mutter der Mühlenteichenten. Fotos: Heyne

Scheeßel – Man nehme ein paar Mädchen, bringe ihnen Ballett bei und eine aufrechte Haltung, stecke sie in bunte Kostüme und mit schöner Musik kommt eine tolle Aufführung heraus. Ach, wenn das doch so einfach wäre. Allein die Ankündigung von Fiona Stermann durch ihren Gatten und „Step by Step“-Vereinsvorsitzenden Thomas lässt ahnen, was die Frau an der Spitze des Ballettvereins alles können muss: Choreografin, Tanzlehrerin, Kostümbildnerin, Organisatorin. Dass die gebürtige Engländerin all das kann, und sogar ziemlich gut, davon zeugte die Winter-Tanzgala am Wochenende.

So ungefähr im Zweijahres-Rhythmus zaubert Stermann mit ihren mehr als 80 Beteiligten von vier bis über 50 Jahren einen Wintertraum, der Großmüttern Tränen der Rührung in die Augen treibt ob der niedlichen „Wümmeteich-Enten“ und den Zuschauern Respekt abringt ob der Disziplin, Ernsthaftigkeit, aber auch Freude, die die Darstellerinnen ausstrahlen. Und der Vielfalt der Darbietungen – vom klassischen Ballett über Stepptanz bis zu Modernem mit der Uraufführung von „Vivacious Metamorphose“. Für die in knallroten Morphsuits vorgetragene, intensive, mitunter fast verstörende Allegorie auf das Werden und Vergehen hatte Komponist Benedikt Höyns die Wünsche von Choreografin Stermann musikalisch umgesetzt.

600 Zuschauer erlebten im Theatersaal der Eichenschule große Momente – nicht nur bei den älteren Elevinnen, die im Rahmen des Blocks „Junge Choreografinnen“ Gelegenheit bekamen, neben Können und Körperbeherrschung auch ihre kreative Gestaltung solistisch unter Beweis zu stellen, etwa Katharina Meyer beim Beziehungsdrama „Deux Chaises“, dem poetischen „An angel by my side“ von Hannah Sievers oder auch den ebenfalls ausgereift und ausdrucksstark agierenden Elevinnen Franziska Meyer und Mia-Celine Behrens.

Ihre Vorträge kontrastierten mit klassischen Auszügen aus dem Nussknacker. Dessen Inszenierung hatte Stermann vor einem Jahr bei einer Kollegin in Beverstedt gesehen – der Auslöser für den Entschluss: „Das machen wir auch – jedoch nicht immer klassisch, sondern teilweise in eigenen Interpretationen.“ So erfreute sich das Publikum der drei Aufführungen am spritzigen chinesischen Tanz, am farbenfrohen Bändertanz und dem sinnlichen Arabischen Tanz (gefolgt vom modernen Pendant, dem „orientalischen Shimmy“).

Doch was wäre Tschaikowskys Paradestück ohne das Pas de Deux? Für das Feuerwerk aus Spitzentanz, verwegenen Drehungen, Sprüngen und der Harmonie zweier Körper hatte der Verein „Step by Step“ dank Stermanns Vernetzung in der Szene zwei Profis gewinnen können: Jessica de Fanti Teoli und Oleksandr Shyryayev zeigten eindrucksvoll und hautnah, was im klassischen Ballett möglich ist. Dass auch sie selbstverständlich in mehreren Genres unterwegs sind, demonstrierten sie mit einem hinreißenden modernen Tanz, wie alle Programmpunkte mit stimmigem Hintergrund auf der Leinwand hinterlegt.

Heiterkeit erregte der Charleston: Stermann setzte ihre „müden Stepperinnen“ gekonnt in Szene und zeigte auch selbst schauspielerisches Talent. Das bescherte dem begeisterten Publikum ebenso stimmige Bilder wie zuvor das Wirbeln der Eiskristalle auf ihrem Weg zur Erde oder das höfische Treiben in prächtigen Samtkostümen. Chapeau!  hey

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