Auf gutem Weg: Kommunales Handlungskonzept für die Gemeinde Scheeßel nimmt Form an

Es kommt Bewegung rein in die Erstellung eines Handlungskonzeptes für die Gemeinde Scheeßel: Eine Online-Bürgerbefragung ist ausgewertet, eine erste Arbeitskreis-Sitzung hat stattgefunden.
Scheeßel – Wie ist es um die Aufenthaltsqualität im Beeke-Ort bestellt? Gut. Oder schlecht. Wie so oft hängt die Antwort davon ab, wen man fragt. Die Gemeinde Scheeßel hat die Einwohner befragt. Nicht nur zu diesem Thema, sondern ganz grundsätzlich. Auch zu den positiven und negativen Aspekten ihrer Heimat. Ende 2022 fand dazu eine über mehrere Tage freigeschaltete Online-Befragung statt – längst nicht alle Scheeßeler beteiligten sich daran. Aber immerhin: 461 Menschen machten mit, äußerten auf virtuellem Wege Wünsche und Verbesserungsvorschläge. Und sie durften fleißig ihr Lebensumfeld bewerten.
Mehr als zwei Monate später sitzt Katharina Staiger im Rathaus. Sie ist mit dem Interesse aus der Bevölkerung durchaus zufrieden. Elf Prozent – das sei schon ein repräsentativer Wert, sagt sie. Mit dem könne man arbeiten. Staiger ist Projektleiterin bei der Gesellschaft für Markt und Absatzforschung (GMA), spielt in beratender Funktion der Gemeinde zu. Ihr Job? Ein Handlungskonzept für Scheeßel soll her, in dem Aspekte wie Mobilität und Erreichbarkeit ebenso Berücksichtigung finden wie Kommunikation und Events sowie die Verweilqualität als solches. Genau daran arbeitet die Gutachterin – in enger Abstimmung mit der Verwaltung. Genau deswegen, um überhaupt ein Fundament zu haben, auf dem die Gemeinde später aufbauen kann, gab es die Bürger-Umfrage.
Und siehe da: 66 Prozent finden die Ortsmitte uneingeschränkt lebenswert. Ist Scheeßel attraktiv? Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden sehen das nur in Teilen so. Es gibt offenbar noch Nachbesserungsbedarf. Entsprechende Ideen, an welcher Stellschraube man noch drehen könnte, sollen im nächsten Schritt in einem Maßnahmenkatalog gebündelt werden.
Die Vorschläge, sagt Staiger, kämen aber nicht nur aus der Befragung. So fand am Mittwochabend im Sitzungssaal bereits ein erstes von zwei geplanten Arbeitskreistreffen statt – mit rund 20 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und dem örtlichen Vereinswesen. In der Diskussion trugen die Beteiligten einmal ganz grundsätzlich die Stärken und Schwächen in der Ortsmitte zusammen.
Staiger weiß: Innenstädte beziehungsweise Ortszentren muss man heute neu denken. „Die Zeiten sind vorbei, wo die Leute dort nur einkaufen wollen – das machen sie sowieso.“ So könne man auch Scheeßel nicht mehr mit klassischen Einzelhandelsgeschäften groß beleben. Aber: „Man kann die Aufenthaltsqualität herstellen oder sie noch verlängern.“

Wie das gelingen könnte, darüber hat sich auch der Scheeßeler Seniorenbeirat Gedanken gemacht. Bei einem Spaziergang durch die Kernortmitte machten Gremiumsvertreter in dieser Woche die Gutachterin darauf aufmerksam, was sich aus Sicht der älteren Generation noch verbessern ließe. Auch diese Begehung, bei der unter anderem natürlich das Thema Barrierefreiheit zur Sprache kam, aber auch der Wunsch nach einem Biergarten auf dem Meyerhof laut wurde sowie einer öffentlichen Toilette, dient als relevanter Baustein auf dem Weg zum Konzept. „Es ist gut, dass wir auf diese Weise unterschiedliche Blickwinkel und Einschätzungen bekommen“, betont die Projektleiterin. Demnächst wolle man einen Rundgang auch noch mit Kindern und Jugendlichen durchführen.
Was die Online-Befragung schon jetzt ans Licht gebracht hat: Auf Platz eins der Verbesserungsvorschläge steht die Umgehungsstraße. Erst danach folgt der Ruf nach mehr Gastronomie/Cafés (wo man laut der Gutachterin nicht viel steuern könne), nach einer attraktiveren Ortskerngestaltung und der Ansiedlung von mehr Geschäften. Schlusslicht bildet der Hinweis, die Gehwege zu sanieren beziehungsweise sie breiter zu gestalten – noch vor dem Vorschlag, mehr Parkplätze einzurichten.
Ihr Fazit: „Der Ortskern als solcher wird nicht furchtbar kritisch gesehen, aber viele meinen, dass man hier durchaus noch etwas machen kann.“ An Sauberkeit, davon habe sie sich beim Rundgang selbst überzeugen können, mangele es jedenfalls nicht. „Hier und da fehlen vielleicht noch ein paar Blumenkübel.“
Und was sagt Rike Jungemann, die Bürgermeisterin? Sie sei froh, das Ganze in einem repräsentativen Rahmen von außen aufgezeigt zu bekommen. Und sie ist vom Nutzen eines Handlungskonzeptes, das etwa bei ohnehin anstehenden Umbaumaßnahmen zum Tragen kommen könnte, überzeugt: „Es soll ja später ein roter Faden für die Gemeinde sein, bei dem die Ergebnisse aus der Gesellschaft mit aufgenommen werden.“