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Ministerin lässt Umbenennung der Lent-Kaserne offen

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Von: Michael Krüger

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Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) lässt die Entscheidung über eine Umbenennung der Lent-Kaserne weiter offen. - Foto: dpa
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) lässt die Entscheidung über eine Umbenennung der Lent-Kaserne weiter offen. - Foto: dpa

Rotenburg - Von Michael Krüger. Der Streit um eine mögliche Umbenennung der Rotenburger Lent-Kaserne wird wie erwartet nicht mehr vor der Bundestagswahl beendet. Eine erneute Anfrage der Bundestagsfraktion der Partei Die Linke zeigt nun, dass der Entscheidungsprozess im Verteidigungsministerium noch lange nicht abgeschlossen ist. Ein zu heißes Eisen für Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU)? Die Linke spart nicht mit deutlicher Kritik.

„Ich glaube mittlerweile, dass sich an Lent auch die Karriere von der Leyens entscheidet. Bislang beißt sich die Ministerin ja die Zähne aus beim Versuch, wenigstens die schlimmsten Diener der Nazis loszuwerden“, sagt die Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke aus Dortmund, die die Anfrage Mitte Juli gestellt hatte. In der Antwort des Ministeriums vom 7. August heißt es nun: „Ein Ergebnis des Meinungsbildungsprozesses am Standort Rotenburg (Wümme) liegt bisher nicht vor. In der Zwischenzeit gefasste Beschlüsse der Kommune vor Ort sind bekannt, stellen aber nicht den Abschluss des Prozesses dar.“

Die Angaben des Ministeriums sind überraschend. Denn tatsächlich sind sowohl politisch als auch in der Kaserne klare Meinungen geäußert worden. Der Rotenburger Stadtrat hat sich bereits im September 2016 dafür ausgesprochen, die seit 1964 nach dem 1944 gestorbenen Wehrmachtspiloten benannte Kaserne nicht umzubenennen. Der Kreistag stimmte diesem Ansinnen mehrheitlich im Juni zu. Und die Soldaten selbst hatten sich im Mai geäußert. Deren Vertreter hatten sich Ende April zusammengesetzt und über das Für und Wider einer Namensänderung diskutiert. Sie vertraten damit die rund 1 000 Soldaten des Jägerbataillons 91 sowie der dritten Kompanie des Versorgungsbataillons 141, die in der Lent-Kaserne ihren Dienst verrichten. Auch ihr Votum: Der Name soll bleiben. Marco Meyer, Presseoffizier der Lent-Kaserne, sagte anschließend: „Angesichts der aktuellen Geschehnisse bleibt abzuwarten, wie das Ministerium mit dem Ergebnis umgeht.“ Unter anderem ging es damals um den terrorverdächtigen Soldaten Franco A.

Am Meinungsbildungsprozess festhalten

Dass das Ministerium, das stets betont hatte, die Stimmen vor Ort zu berücksichtigen, nun bis Ende des Jahres an einem „Meinungsbildungsprozess“ festhalten will, hält Die Linke für unsinnig. Jelpke: „Es spottet jeder Beschreibung, solange abstimmen zu lassen, bis das Ergebnis passt. Wenn das Ministerium nicht will, dass sich die Bundeswehr an einem Offizier orientiert, der bis zuletzt blutrünstige Durchhaltebefehle von sich gab, dann muss es ein Machtwort sprechen. In jedem Fall ist der Vorgang ein trauriges Zeichen für den desolaten Zustand des Geschichtsbewusstseins in der Truppe.“

Sechs Jahre nach der Übernahme von der britischen Rheinarmee hatte der ehemalige Fliegerhorst in Rotenburg als Bundeswehrstandort am 18. Juli 1964 den Namen Lent-Kaserne erhalten. Im November 2013 rügte das Verteidigungsministerium, dass die Benennung nach Lent den „Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege in der Bundeswehr“ nicht mehr entspreche. In der Kaserne sah man das relativ schnell wohl ähnlich. Wenige Monate nach der Anregung des Inspekteurs des Heeres wurden die historischen Bilder von Lent im Kasernenbereich entfernt. Das „Lent-Zimmer“ wurde umgestaltet und in „Wümme-Zimmer“ umbenannt. In der Standortbroschüre taucht der Namensgeber ebenfalls nicht mehr auf. Und im Februar waren alle Angaben zu Lent inklusive NS-Symbolen von der Casino-Homepage entfernt worden. Im Mai folgte die Abstimmung der Soldaten – dann für Lent. Die Linke kritisiert nun: „Die Entscheidung, einen Offizier, der alles für eine Verlängerung des Naziregimes gab, als Namensgeber zu behalten, offenbart ein bedenkliches Geschichtsbild. Es steht zu befürchten, dass dies rechtsextremen Einstellungen in der Truppe weiter Auftrieb verleiht.“

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