Töten als Freizeitspaß? „Das ist purer Unsinn!“

Rotenburg - Von Guido Menker. Bastian Mengel spricht gerne über den Angelsportverein Rotenburg und ganz besonders über das Angeln an sich. Doch beim Stichwort Peta platzt dem Vereinsvorsitzenden fast der Kragen. Die Tierrechtsorganisation hatte die Ferienprogramm-Angebote der Stadt Rotenburg, bei denen es um das Fischen geht, kritisiert und von „Tiere töten als Freizeitspaß für Kinder“ gesprochen. „Das ist purer Unsinn“, sagt Mengel.
Bürgermeister Andreas Weber hatte die Angebote zunächst gestrichen – inzwischen ist er zurückgerudert. Das Angebot des Angelvereins bliebt nun doch drin. Nur der Übernachtungsabend mit Angeln und Zelten ist aus dem Kinderferienprogramm genommen worden. „Das ist übrigens kein Angebot unseres Vereins“, stellt Bastian Mengel klar.
Dennoch hat es ihn gewaltig gestört, wie Peta mit diesem Thema umgeht: „Schade, dass sich zwei Organisationen in die Haare kriegen, die eigentlich die gleichen Ziele haben.“ Sie müssten eigentlich miteinander reden. Aber bislang hätte sich Peta nicht direkt an den Angelsportverein gewandt – „wir haben das alles aus der Zeitung erfahren“. Peta hatte sich nach eigenen Angaben an die Stadt gewandt und gebeten, dem Beispiel Osnabrücks zu folgen und das Angeln zu streichen. Laut Tierschutzgesetz müsse ein Grund für das Töten eines Wirbeltieres vorliegen, und ein solcher sei laut Gesetz nur der Verzehr der Fische – nicht die Lust am Angeln.
Das Angeln auf das Töten der Fische zu reduzieren, sei nicht in Ordnung, sagt der Vorsitzende des Rotenburger Vereins. Es gehe vielmehr darum, Teil der Natur zu sein und sie zu verstehen. Mengel: „Genau das wollen wir auch den Jugendlichen vermitteln.“ Unter den 340 Mitgliedern seien zurzeit 20 Heranwachsende. Ihnen werde gezeigt, dass Angeln sehr vielseitig und Hobbys in der Natur grundsätzlich wichtig sei, weil der Mensch heute mehr und mehr davon abrücke. „Es geht also darum, den Bezug zur Natur nicht zu verlieren.“
Wettangeln und Trophäen sind „out“
Wenn der Vereinsvorsitzende selbst frühmorgens an einem Gewässer sitzt, dreht sich bei ihm nicht alles nur darum, einen Fisch zu fangen. „Ich nehme den Tagesanbruch war, beobachte die Vögel und genieße es, die Natur zu erleben.“ Und wenn dann noch ein Fisch anbeißt, freut er sich natürlich – und hält sich an die gesetzlichen Vorgaben. Erst ab einem bestimmten Mindestmaß dürfen, nein, müssen die Fische entnommen werden. Dann gehe es sehr schnell: Der Angler betäubt den Fisch mit einem Schlag auf den Kopf und tötet ihn danach mit einem Stich ins Herz. Mengel: „Die Qualen werden sich in Grenzen halten. Nach der Entnahme aus dem Wasser dauert es vielleicht eine halbe Minute.“ Und es sei richtig: Der Fisch sei zum Verzehr bestimmt. Sind die Fische zu klein, landen sie wieder im Wasser.
Der Angelsportverein – Mitglied im als Naturschutzverband anerkannten Landessportfischerverband – hat mehrere Reviere. Der Weichelsee gehört ebenso dazu wie ein etwa zwölf Kilometer langer Abschnitt der Wümme. Rodau und Wiedau, der Kattensteertsee, die Buschkuhle sowie der Hoheneschsee sind ebenfalls beliebte Plätze. Dort beißen Aal, Hecht, Zander und Barsch sowie Rotauge, Brasse, Karpfen und Schleien.
Wer Angeln möchte, muss mindestens 14 Jahre alt sein und eine Fischerei-Prüfung bestehen. Fischkunde, Fischerei-Recht sowie Naturschutz, aber auch Technik sind Inhalte in den sechs theoretischen Einheiten. Die genannten Reviere sind nur für die Mitglieder nutzbar, die die Prüfung bestanden haben.
„Sorgsamkeit im Umgang mit Tieren steht an erster Stelle“
Kinder bekommen schon seit vielen Jahren im Ferienprogramm einen Einblick in das Angeln. „Sie sind sehr interessiert, und sie gehen mit Tieren ganz anders um, wenn sie das erleben. Sorgsamkeit steht dabei an erster Stelle“, sagt Mengel. Nicht zuletzt deshalb sei die Kritik von Peta nicht nachvollziehbar. Und: „Auch der Naturschutz hat für uns ein großes Gewicht“, verrät der Angler-Chef. „Wir sind meistens die ersten, die erkennen, wenn es an oder in einem Gewässer Probleme gibt.“ Falle ihnen etwas Ungewöhnliches auf, seien sie die ersten, die entsprechende Maßnahmen in die Wege leiten. „Wir achten darauf, dass dieser Lebensraum auch lebenswert bleibt – dafür setzen wir uns ein“, erklärt der 40-Jährige. Wenn es darüber hinaus um Maßnahmen gehe, die zur Renaturierung geplant sind, seien die Angler stets mit eingebunden. So, wie zurzeit mit Blick auf Maßnahmen in der Rodau sowie in der Wiedau. Ziel sei es dabei, Lebensräume zu schaffen oder zu sichern – zum Beispiel mit dem Einbau von Kiesbänken.
Zugleich räumt Mengel mit einem Irrtum auf: Viele glauben, die Angler betrieben Wettangeln. „Das ist verboten.“ Beim Gemeinschaftsangeln gehe es nur darum, zusammen am Wasser zu sitzen und eine gute Zeit zu verbringen. „Wir wollen die Fische nicht ausradieren.“ Den Verein gibt es schon seit 1933. Doch inzwischen hat sich einiges geändert. Trophäen, wie sie noch aus früheren Jahren im Vereinsheim hängen, lässt heute keiner mehr anfertigen. Bastian Mengel: „Diese Zeiten sind vorbei.“
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