Übrig bleiben Automaten: Sparkasse Rotenburg Osterholz schließt Filialen

Die Sparkasse Rotenburg Osterholz schließt sieben ihrer 25 Geschäftsstellen mit Schalterbetrieb. Dazu gehören auch die beiden Filialen an der Verdener sowie an der Harburger Straße in Rotenburg.
Rotenburg / Zeven – Das teilt der dreiköpfige Vorstand der Sparkasse in einem Jahresbilanz-Pressegespräch in Zeven mit. „Wir gehen davon aus, mit den künftig 18 Standorten gut positioniert zu sein“, sagt Vorstandschef Ulrich Messerschmidt. Zusammen mit seinem Stellvertreter Stefan Kalt und dem dritten Vorstandskollegen Thorben Prenntzell macht er deutlich, dass die Schließung der Filialen nicht mit Kosteneinsparungen zu begründen sei. Die Sparkasse selbst spricht von einer „Zusammenlegung“ der Filialen – doch unter dem Strich sind es eben Schließungen. Das Personal verschwindet – übrig bleiben für die Kunden nur noch Automaten.
Hinter der Entscheidung stecke eine Analyse des Kundenverhaltens, unterstreicht Thorben Prenntzell. 60 Prozent der Sparkassenkunden erledigten ihre Geschäfte weitgehend online. Um das Analyseergebnis zu verdeutlichen, hält er sein Smartphone in die Höhe und sagt: „Das ist die Filiale mit den größten Wachstumsraten – und sie wird bald die größte Filiale unseres Hauses sein.“
Die Digitalisierung macht eben oder auch gerade um die Banken und Sparkassen keinen Bogen, sondern erfasst sie mit allem, was technisch mittlerweile möglich ist. Entsprechend verändere sich das Kundenverhalten. Die beiden Filialen an der Harburger Straße sowie an der Verdener Straße würden zunehmend weniger aufgesucht, um mit einem der Mitarbeiter zu sprechen – und auf der anderen Seite sei im großen Sparkassen-Gebäude am Pferdemarkt „der Bär los“, so Stefan Kalt. Daher verlagere man die Mitarbeiter – vier an der Harburger Straße, weitere sechs an der Verdener Straße – hin zu dem „Hotspot“. Zugleich weist der Vorstand darauf hin, dass die Sparkasse mit ihren künftig 18 Filialen in jeder politischen Gemeinde des Geschäftsbereiches vertreten sei. Neben den beiden Filialen in Rotenburg sollen die Geschäftsstellen Trupermoor, Lintel, Ihlpohl, Osterholz-Scharmbeck Innenstadt und Wilstedt geschlossen werden. Die Umsetzung ist zum 1. Juli vorgesehen.
Umbau des Postgebäudes an der Großen Straße „voraussichtlich 2021“
Deutlich später dürfte der Umbau des Postgebäudes an der Großen Straße in Rotenburg beginnen – „voraussichtlich 2021“, erklärt Stefan Kalt auf Nachfrage der Kreiszeitung. Es sei alles im Fluss, und wenn man wisse, wann die Post beziehungsweise die Postbank das Gebäude verlassen, „sehen wir weiter“. Immerhin: Im dritten Quartal sei mit der Fertigstellung des neuen Verteilzentrums zu rechnen, das die Sparkasse für die Post an der Industriestraße baue. Und die Postbank soll bereits einen neuen Standort gefunden haben. Nach der Kreiszeitung vorliegenden Informationen wird sie in das bisherige Ladenlokal der Drogerie-Marktkette „dm“ einziehen.
Beim Umbau des jetzigen Sparkassengebäudes plant die Sparkasse eine Bauzeit von etwa zwei Jahren ein. Vorgesehen sind Investitionen in Höhe von rund 17 Millionen Euro. Ein Hotel im direkten Anschluss daran zu den jetzigen Parkplätzen hin, so Stefan Kalt, sei vom Tisch. Neben der Sparkasse selbst sollen in das dann umgebaute Haus auch mehrere Mieter einziehen. „Es gibt feste Zusagen“, so Kalt. Namen will er noch nicht nennen.
Automaten-Filialen mit Geldautomaten, Kontoauszugsdrucker und SB-Terminals
Zurück zu den Automaten-Filialen. Die sollen mit Geldautomaten, Kontoauszugsdrucker und sogenannten SB-Terminals ausgestattet werden, an denen die Kunden zum Beispiel Überweisungen vornehmen können. Auch der Einsatz von Münzeinzahlautomaten sei vorgesehen. Unter dem Strich gelte aber auch hier: Am Ende entscheide das Kundenverhalten über das Angebot. Zunächst würden in jedem Fall die derzeitigen Gebäude genutzt. Auf lange Sicht könnte es auch Verlagerungen geben – also dann, wenn klar ist, was mit den Häusern passiert. Im Fall der Verdener Straße und der Soltauer Straße gehören sie der Sparkasse. Ob es zu Vermietungen oder zu Verkäufen kommt, ist noch offen.
Gut zu wissen für die Kunden der Sparkasse: Die Gebühren und Preise – im vergangenen Jahr stellenweise erhöht – sollen in diesem Jahr auf jeden Fall stabil bleiben, so Messerschmidt. Die Sparkasse Rotenburg Osterholz ist die elftgrößte in Niedersachsen – mit einer Bilanzsumme in Höhe von 3,3 Milliarden Euro und einem Eigenkapital von mehr als 300 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss 2019 lag bei knapp über einer Million Euro. Zurzeit beschäftigt sie mehr als 650 Mitarbeiter. 2019 seien mit 104 Mitarbeitern „Verträge im Rahmen der geplanten Personalreduzierung geschlossen“ worden, heißt es. In der Kundenbetreuung habe die Sparkasse keine Mitarbeiter abgebaut. Bis Ende 2021 soll die Zahl der Mitarbeiter in der vor zwei Jahren fusionierten Sparkasse sozialverträglich auf unter 500 sinken. Die Sparkasse Rotenburg Osterholz betreut derzeit rund 130.000 Privat- und Firmen-Kunden. Vom 1. Juli an ist die Sparkasse mit 18 mitarbeiterbesetzten Geschäftsstellen, 33 SB-Standorten und einer mobilen Geschäftsstelle vertreten.