Rotenburger Kunstverein lädt Schüler und Erwachsene ein, Social Media zu hinterfragen

Social Media – dieses Thema steht im Mittelpunkt einer Ausstellung, die im Rotenburger Kunstturm zu sehen ist.
Rotenburg – Soziale Medien prägen den Alltag. Morgens, mittags und abends schaut man in Facebook nach den neuesten Trends, Jüngere sind auf Instagram und TikTok unterwegs. Vor allem Kinder und Jugendliche, die den Medienkonsum fast mit der Muttermilch aufsaugen, wachsen mit den Vor- und Nachteilen der digitalen Welt auf. Diese existiert neben der analogen Welt, mal als Paralleluniversum, mal als zweites Universum, zuweilen als prägende Umwelt.
Diesem spannenden Thema widmet sich die Ausstellung, die am Donnerstag, 23. Februar, um 19 Uhr im Kunstturm, Nödenstraße 9, eröffnet wird. Der Kunstverein Rotenburg hat in Kooperation mit der Hochschule für Künste im Sozialen (HKS) unter dem Motto „:-# Kunst und soziale Medien“ eine Gruppenausstellung konzipiert. 13 Künstler beteiligen sich, unter ihnen sind Studierende und Absolventen der HKS. Auch überregionale Künstler sind dabei. Kuratiert wird die Ausstellung von Michael Dörner, erster Vorsitzender des Kunstvereins und Dozent der HKS und von Künstlerin Kira Keune. Auch Keune und Dörner beteiligen sich mit eigenen Kunstwerken an der Ausstellung. Diese ist auf mehreren Ebenen interaktiv gestaltet. Einige Exponate interagieren mit den Besuchern – sie löschen beispielsweise die eigene Ansicht virtuell aus. Den Effekt probiert der Besucher am besten selber aus. Eine weitere Form der Interaktion wird durch Workshops passieren. Schulklassen, von der sechsten bis zur zwölften Klasse, werden unter Anleitung von Theresa Hertrich die Ausstellung besuchen und sich in dieser für sie neuen Form mit dem Thema „Soziale Medien“ auseinandersetzen. Hertrich ist interkulturelle Trainerin. „Jugendliche wachsen in den Umgang mit den Sozialen Medien hinein“, erklärt Dörner. „Wir wollen aber auf die generelle Problematik aufmerksam machen: Selbstwahrnehmung und Schönheitsideale sind nur zwei Aspekte“, sagt er. Am Herzen liegt den Initiatoren auch die Idee, Jugendliche an das Thema Kunst heranzuführen. Man wolle den Kunstturm öffnen und dabei gleichermaßen analoge wie auch digitale Kunst zeigen. In der Tat bietet ein Besuch des Kunstturms ein breites Spektrum von künstlerischen Impulsen an. Gleich im Eingangsbereich zeigt Veronika Domp ihre Arbeit „everey other influencer“. Die Studentin hat insgesamt 82 Fotos auf ihrem Instagram-Kanal veröffentlicht, 57 dieser Fotos werden im Turm gezeigt. Auf allen thematisiert sie das Phänomen Influencer und die Auswirkungen auf den eigenen Lebensstil. Sie zeigt mit ihrer Kunstperson Cassy Chloe – dargestellt von sich selbst – wie bestimmte Körperregionen, etwa der Mund, überspitzt an die Idealvorstellung der Gesellschaft angepasst werden. „Es ging mir um die Konfrontation mit Begriffen wie Schönheit und Beauty, die schon Jüngere erleben“, schildert Domp.

Weiterhin ist eine Multimedia-Art-Performance zu sehen, das Thema Künstliche Intelligenz spielt eine Rolle, ein „Künstler ohne Name“ hat ein Buch mitgebracht, welches alle Sinne anspricht. Denn dieses Buch riecht und wer es anfassen möchte, wird staunen. Video-Installationen werden gezeigt. Aber auch analoge Kunstwerke sind Teil des Konzepts. Zum Beispiel zeigt Zhiyi Liu Zeichnungen, die durch YouTube Videos inspiriert, entstanden sind. Aram Bartholl, Medien- und Konzeptkünstler sowie Professor für Kunst mit dem Schwerpunkt digitale Medien an der HAW Hamburg, hat einen Webcam-Hintergrund mitgebracht. Dieser ist Teil einer größeren Installation, die ursprünglich in Berlin von ihm initiiert wurde. Hier in Rotenburg werden die Besucher auf einem dazugehörigen Bürostuhl eingeladen, ein Selfie mit dem Stuhl zu erstellen – auch hier findet sich ein interaktives Element wieder. Dörner hat die Interaktion ebenfalls spielerisch aufgegriffen – seine Arbeit „cyoc“, übersetzt „create your one code“, besteht unter anderem aus einem Programm, welches zur Herstellung eines eigenen QR-Codes genutzt werden kann. Kira Keune wird während der Vernissage eine Rede halten, auch eine Performance ist geplant. Die Ausstellung wird in der Zeit von Samstag, 25. Februar, bis Sonntag 12. März, zu sehen sein. Die Öffnungszeiten sind sonnabends von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Für Sonntag, 12. März, ist um 15 Uhr die Finissage geplant, die Künstler laden zu Gesprächen ein. Die Werkschau „:-# Kunst und soziale Medien“ ist in diesem Jahr die erste Ausstellung, die der Kunstverein anbietet, fünf weitere Ausstellungen werden folgen.
