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Rotenburgs „Private Gärten“ starten in die neue Saison

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Von: Tom Gath

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Die Gärtner freuen sich gemeinsam mit dem Touristikverband und den Sponsoren der Sparkasse über das letzte Jahr „Private Gärten“ mit gedruckten Prospekt. Doch auch ohne Broschüre soll das erfolgreiche Projekt noch viele Jahre fortgeführt werden.
Die Gärtner freuen sich gemeinsam mit dem Touristikverband und den Sponsoren der Sparkasse über das letzte Jahr „Private Gärten“ mit gedrucktem Prospekt. Doch auch ohne Broschüre soll das erfolgreiche Projekt noch viele Jahre fortgeführt werden. © Gath

„Freude am Schaffen und Liebe zur Natur“ empfinden die Rotenburger Gärtner, die dieses Jahr wieder Hunderte Besucher empfangen. Das Projekt „Private Gärten“ ermöglicht bis Dezember Einblicke in sonst verborgene grüne Oasen. Schottergärten sind selbstverständlich nicht dabei.

Rotenburg – Wo zehn Gärtner an einem Tisch sitzen, geht es schnell zu wie auf einer solidarischen Tauschbörse. „Wer von euch braucht noch Teichfolie? Mein Mann will nicht, dass ich noch einen dritten Teich anlege“, hört man aus der einen Ecke. „Kennt jemand einen Kräuterexperten, der Lust hat, bei mir Führungen anzubieten?“, wird von der anderen Seite erwidert, noch bevor die erste Frage beantwortet wurde.

Eigentlich sind die Hobbygärtner am Donnerstag in der Zentrale des Touristikverbands zusammengekommen, um ihre Gärten vorzustellen und die Fragen des Journalisten zu beantworten. Der Anlass: Die neue Saison des Projekts „Private Gärten“ steht vor der Tür. Doch wie immer, wenn Menschen mit Leidenschaft bei einer Sache dabei sind, geraten die Formalitäten schnell ins Vergessen.

22 Gärten an 55 Tagen

Udo Fischer vom Touristikverband freut sich über diese Lebendigkeit. „Man merkt direkt die wahnsinnige Kompetenz unserer Teilnehmer. Es ist einfach total schön, da zuzuhören“, sagt der Geschäftsführer des Verbands. Von dieser Kompetenz und dem „Spezialwissen“ sollen ab kommenden Sonntag, 19. März, alle Bewohner und Gäste des Landkreises profitieren. Bis in den Dezember hinein können die Gäste 22 Gärten an insgesamt 55 Tagen besuchen und sich bei einer frischen Tasse Kaffee von den Gartenexperten Rat einholen.

Die ersten Termine 2023

Die neue Saison startet am Sonntag, 19. März, ab 10 Uhr im „Raritätengarten“ von Klaus-Jürgen Brunckhorst in Anderlingen. Weiter geht’s am 26. März im fast schon berühmten Landschaftsgarten von Christiane und Joachim Looks in Eversen. Am 1. und 2. April öffnet Irmgard Fritze aus Rockstedt ihre Gartenpforte. Ein besonderes Highlight erwartet die Besucher am 24. Juni in Fintel, wenn Edda Barth-Golz ihren Handwerkertag ausrichtet. Alle Termine sind online unter www.private-gaerten.de und im druckfrischen Prospekt des Rotenburger Touristikverbands zusammengefasst.

Private Gärten werden im Landkreis Rotenburg schon seit 2005 einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Viele sind von Anfang an dabei und wir pflegen ein tolles Miteinander“, schwärmt Fischer. Dabei handele es sich eigentlich nicht um ein klassisches Tourismusprojekt. Denn das Angebot richte sich auch an die Menschen aus der Region und stärke so den sozialen Zusammenhalt im Landkreis.

Joachim Looks, dessen „Garten“ eher einem Park mit eigener Düne gleicht, ergänzt: „Es kommen aber auch ganz viele Menschen von außerhalb.“ Das weiß er deshalb so genau, weil er jeden Gast persönlich begrüßt und dabei auch die Kennzeichen der Anreisenden immer im Blick hat. Er schätzt, dass im Laufe der Jahre rund 10 000 Gäste bei ihm und seiner Frau Christiane zu Besuch waren. Auch aufgrund dieser langjährigen Erfahrung zieht das Ehepaar mittlerweile „im Hintergrund die Fäden“, wie Fischer sagt, und überprüft die Gärten von neuen Bewerbern für das Projekt. „Meist reicht dafür schon ein Blick in den Vorgarten“, sagt Christiane Looks.

Reizthema Schottergarten

Ein absolutes No-Go, das alle anwesenden Gärtner schnell in Aufruhr versetzt: Schottergärten. Diese großen Kiesflächen sind ökologisch wertlos, zerstören die Böden und heizen die Umwelt zusätzlich auf. In Niedersachsen sind sie außerdem verboten, systematisch kontrolliert wird dieses Verbot jedoch nicht. „Es ist dringend geboten, dass die Verwaltung Schottergärten verstärkt in den Blick nimmt“, fordert Christiane Looks. Sie weist in diesem Zusammenhang auf ein weitverbreitetes Missverständnis hin: „Es stimmt nicht, dass Schotter pflegeleicht ist. Durch Samenflug wächst auch dort früher oder später Unkraut – und das bekommt man im Kies nur ganz schwer wieder raus.“

Bodendecker helfen dabei, viel Arbeit zu sparen, und sehen gleichzeitig toll aus.

 Elli Wilhelm

Doch die solidarischen Gärtner wollen nicht allein auf das Verbot setzen, sondern reichen allen Menschen ohne grünen Daumen die Hand. Denn auch das Gärtnern könne man schnell lernen, und die passende Beratung gibt es kostenlos in den privaten Gärten. Elli Wilhelm aus Jeersdorf empfiehlt pflegeleichte Bodendecker: „Zum Beispiel Storchenschnabel, Elfenblumen oder Immergrün helfen dabei, viel Arbeit zu sparen, und sehen gleichzeitig toll aus. Ich verschenke auch sehr gerne Pflanzen, die Gäste können sich bei mir den Kofferraum vollmachen.“

Handwerk erleben im idyllischen Wäldchen

Bei den Gartenbesuchen wird aber nicht nur geplaudert und getauscht, was das Zeug hält, sondern an manchen Tagen gleichen die Gärten auch einem Erlebnispark. So veranstaltet Edda Barth-Golz gemeinsam mit ihrem Mann Rainer in Fintel wieder einen Handwerkstag in ihrem Garten mit kleinem Wäldchen. Dann kommen ein Schmied, ein Imker und ein Sattler vorbei, um den Besuchern ihr jeweiliges Handwerk näherzubringen. Alles darf ausprobiert werden, auch die hauseigene Töpferei von Barth-Golz. „Ich zeige den Leuten dann, wie man die Muskeln anspannt und wie man beim Töpfern richtig sitzt. Denn das beansprucht nämlich nicht nur die Hände, sondern den ganzen Körper“, erklärt die Fintelerin. Kinder sind bei ihr ebenfalls herzlich willkommen.

Barth-Golz und viele andere Gastgeber bieten auch individuelle Besuchstermine an. Dann kann die charakteristische Ruhe der Gartenparadiese erfahren werden. Denn an einem offiziellen Öffnungstag kamen in der Vergangenheit bei manchen Gärten schonmal mehrere Hundert Gäste vorbei – gut für den Austausch, aber eben auch sehr voll.

Seit 2005 haben fast 90 Gärten am Projekt teilgenommen, schätzt Fischer. Seitdem habe sich viel getan und auch im nächsten Jahr steht eine kleine Veränderung an: Dann wird es kein gedrucktes Prospekt mehr geben, die Kosten seien einfach zu hoch. Wer also dieses Jahr noch eins der 7 000 Prospekte ergattern möchte, kann sich per Mail an info@tourow.de wenden oder telefonisch unter 04261 / 81960 bestellen.

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