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Grünes Licht für Stipendium und „Jukunft“

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Julian Klar, Gesa Sachs und Maximilian Tietjen verfolgen die Ausschusssitzung mit Freude.
Julian Klar, Gesa Sachs und Maximilian Tietjen (v.l.) verfolgen die Ausschusssitzung mit Freude. © Menker

Rotenburg – Das Stipendium der Stadt Rotenburg für angehende sozialpädagogische Assistenten und Erzieher soll kommen. Und es bleibt zunächst dabei, dass die Stipendiaten ihren Praxisanteil ausschließlich in den städtischen Kindertagesstätten absolvieren. Das ist die einstimmige Empfehlung des Rotenburger Ausschusses für Jugend und Soziales.

Endgültig auf den Weg bringen muss der Stadtrat das Stipendium in seiner Sitzung am 16. Februar. Bis dahin kommt allerdings noch ein Punkt auf den Prüfstand. Denn die bisherige Planung sieht vor, den Stipendiaten lediglich einen Anschlussvertrag für einen Job in einer städtischen Kita anzubieten.

Alexander Künzle (FDP) indes hält diese Variante für „so nicht glücklich“. Seine Partei hatte vor anderthalb Jahren das Thema mit einem Antrag auf den Weg gebracht – und darin gefordert, dass sich die angehenden Nachwuchskräfte mit einem Stipendium in der Tasche „zu einer mehrjährigen Tätigkeit bei der Stadt Rotenburg nach Ende der Ausbildung verpflichten“. Genau das, so Bürgermeister Torsten Oestmann, soll bis zur Sitzung des Stadtrates noch einmal genau geprüft werden. Ziel sei es, diese Bindung mit einzubauen.

Künzles Versuch allerdings, die monatliche Unterstützung im Rahmen des Stipendiums deutlich auf 1 200 Euro anzuheben, findet keine Mehrheit und ist definitiv vom Tisch. Die vorgesehenen 300 Euro pro Monat seien, betont er, „ein falsches Signal“. Die Fachkräftegewinnung gerade in diesem Bereich sei „ein wichtiges Thema, das uns das wert sein muss“. Zugleich gibt es Kritik daran, dass die Stadt dieses Stipendium ausschließlich für die städtischen Einrichtungen vorsieht und die freien Träger in der Kreisstadt außen vor bleiben. Das erklärt als hinzugewähltes Mitglied Bettina Paul-Renken. Oestmann weist hingegen darauf hin, dass andere Träger inzwischen eine Art „Kopfgeld“ aussetzten, um Fachkräfte zu gewinnen. Man könne gerne nach Möglichkeiten einer Kooperation schauen, aber zunächst einmal wolle die Stadt dieses Stipendium für sich jetzt auf den Weg bringen.

Wir versprechen uns sehr wohl etwas von dem Vorhaben, sonst würden wir es ja nicht machen. Und wir sind nicht die einzigen, die diesen Weg gehen.

Bürgermeister Torsten Oestmann

Matthias Richter als Vorstand des Diakonissen-Mutterhauses, das selbst drei Kitas betreibt, hatte im Vorfeld der Sitzung das Stipendium in der vorgesehenen Form kritisiert und moniert, dass man nicht mit in die Planungen und Beratungen eingebunden worden sei. Zudem helfe es so nicht, wie es vorgesehen sei. Oestmann in der Sitzung: „Wir versprechen uns sehr wohl etwas von dem Vorhaben, sonst würden wir es ja nicht machen. Und wir sind nicht die einzigen, die diesen Weg gehen.“

Sandra König als Leiterin des Amtes für Jugend und Soziales betont in der Sitzung, wie wichtig es sei, bei der Gewinnung von Fachkräften „früher einzusteigen, um Nachwuchs zu generieren“. Bis zu vier Stipendien will die Stadt vergeben. Für die Praxisanleitung in den Einrichtungen werde es eine Verfügungsstunde geben. Das Stipendium wird für maximal zwei Jahre gewährt. Wer also auf die Ausbildung zum sozialpädagogischen Assistenten noch den Erzieher draufsatteln möchte, müsste einen zweiten Antrag stellen, um erneut in den Genuss der Förderung zu kommen, erklärt Sandra König. „Das ist ein guter Anfang“, findet Marje Grafe (Die Grünen). Die Sozialdemokratin Ina Helwig stößt ins gleiche Horn: „Wir müssen jetzt starten.“ Was die Suche nach Fachkräften angeht, spricht sie von einer „Katastrophe“. Ist ein Anfang gemacht, könne man gerne schauen, ob es Möglichkeiten gibt, die freien Träger mit in das Programm einzubeziehen. „Erst einmal auf den Weg bringen“ – das ist auch das Motto der CDU, so deren Fraktionsvorsitzender Tilman Purrucker. Die CDU unterstütze das Vorhaben. Es sei sehr wichtig.

Wichtig ist es der Kommunalpolitik übrigens auch, Jugendliche und junge Erwachsene in Fragen der städtischen Gestaltung und Entwicklung einzubinden. Bereits im vergangenen Jahr hat sich auf Initiative von Bürgermeister Torsten Oestmann ein Jugendgremium gebildet, in dem inzwischen neun junge Menschen mitmischen. Was nur noch fehlt, ist das grüne Licht von der Politik. Und genau das signalisiert erwartungsgemäß der Ausschuss für Jugend und Soziales, ehe am 16. Februar der Stadtrat auch hierüber endgültig zu entscheiden hat.

Das „Jukunft“-Team trifft sich einmal in der Woche

Julian Klar, Maximilian Tietjen und Gesa Sachs sitzen im Ausschuss mit am Tisch, um den Kommunalpolitikern noch einmal selbst zu erklären, was sie vorhaben und wie sie sich organisieren wollen. Künftig sollen sie einen festen Sitz in diesem Ausschuss und damit dort auch ein Mitspracherecht haben. Das ist Teil des Vorhabens. „Wir haben schon viele gute Rückmeldungen erhalten“, erklärt Julia Klar. Der Jugendrat mit dem Namen „Jukunft“ treffe sich ein Mal pro Woche. „Und wir haben Themen, über die wir sprechen“, so Klar. Die Möglichkeit der direkten Teilhabe an der politischen Willensbildung schmeckt ihnen gut. Das ist zu spüren. Die Grundstruktur des Gremiums wird den Jugendlichen selbst überlassen, als direkte Ansprechpartner stehen der Bürgermeister sowie in Vertretung die Erste Stadträtin Bernadette Nadermann zur Verfügung. Oestmann spricht von einem langen Weg bis hier hin. „Das ist nur der Anfang einer hoffentlich langen Zukunft.“

„Toll, dass Ihr Euch auf den Weg macht“, lobt Marje Grafe die Jugendlichen. Ina Helwig dankt für die jetzt schon eingebrachte Zeit und Arbeit. Auch Aaron Kruse (CDU) ist zufrieden. Er selbst ist jüngstes Ratsmitglied und lobt das Engagement. Diese Reaktionen sollten mit Blick auf die Ratssitzung im „Jukunft“ wie eine Beruhigungspille wirken. Zweifel daran, dass der Rat ebenfalls zustimmt, sind nicht zu erkennen.

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