Mecke-Damm kann bleiben

Rotenburg - Von Michael Krüger. Der Dr.-Walter-Mecke-Damm wird seinen Namen behalten. Diese Entscheidung zeichnet sich nach langen politischen Diskussionen für die Stadtratssitzung am Donnerstagabend ab. Der Fuß- und Radweg hinter dem Rotenburger Diakonieklinikum dürfte damit auch weiterhin nach dem ehemaligen Diako-Chefarzt benannt bleiben, der sich einst für die Befestigung der Strecke mit den Querungen von Rodau und Wiedau eingesetzt hat.
Dr. Uwe Kaminsky, Spezialist für Diakonie-Geschichte der Bochumer Ruhr-Universität, war im Zuge seiner wissenschaftlichen Aufarbeitung der Vergangenheit des Diakonissen-Mutterhauses in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert auch auf Meckes Bewerbungsunterlagen fürs Diakonieklinikum gestoßen. Dort ist nachzulesen, dass Mecke 1933 in die SA eingetreten war und sich als Sturmbannarzt in Göttingen, Berlin und Höxter engagierte. 1937 fing er dann im Diako an, leitete die Innere Abteilung bis zu seiner Pensionierung 1969. Im Ruhestand war Mecke schließlich noch als Biologie-Aushilfslehrer am Ratsgymnasium tätig. 1996 ist Walter Mecke gestorben. Nach dem Tod Meckes hatte sich „die Verwaltung auf Antrag einer Rotenburger Bürgerin im Jahr 1997 mit dem Thema beschäftigt und auf Vorschlag der SPD-Fraktion im Planungsausschuss, dann im Verwaltungsausschuss und schließlich im Stadtrat am 1. Juli 1999 die Namensgebung einstimmig entschieden“, so Bürgermeister Andreas Weber (SPD). Die Erkenntnisse von Historiker Kaminsky aus dem vergangenen Jahr waren damals noch nicht bekannt. Hatte man also ein „dunkles Kapitel“ in der Vergangenheit Meckes übersehen?
Stadtpolitik: Benennung ist in Ordnung
Die Stadtpolitik kommt zu großen Teilen mittlerweile zu der Entscheidung: Die Benennung ist in Ordnung. Zum einen, so das Argument von Weber, der das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hat, weil die Benennung nicht das Lebenswerk Meckes ehrt, sondern seinen Einsatz für die Befestigung, und zum anderen, weil es keinerlei Anhaltspunkte für politische Verfehlungen des Arztes gibt. Weber hat Mecke noch selbst als Schüler des Ratsgymnasiums kennengelernt und sagt: Mecke habe in guter und überaus angenehmer Weise am Diako gewirkt und sich nie etwas zu Schulden kommen lassen. Politisch habe sich Mecke in keinster Weise für die Nazis engagiert, die SA-Mitgliedschaft „auf dem Papier“ sei damals nicht nur ein Automatismus gewesen, sondern auch Notwendigkeit, um überhaupt als Arzt in leitender Funktion tätig zu sein. Bei der Entnazifizierung nach dem Krieg sei Mecke vollkommen entlastet worden – sowohl von britischer als auch von deutscher Seite.
Das sieht mittlerweile auch ein großer Teil von Webers Parteigenossen so. Noch im Planungsausschuss des Stadtrats hatte die SPD Webers Antrag für die Beibehaltung des Namens ausgebremst, im Verwaltungsausschuss vergangene Woche hingegen mehrheitlich zugestimmt. „Wir geben die Abstimmung frei“, sagt Fraktionssprecher Gilberto Gori. Alles andere wäre in dieser Sache „blöd“, zumal es aus seiner Sicht keine Gründe gibt, an der Entscheidung zur Bennennung von 1999 zu rütteln. Er selbst habe damals nach langer Diskussion dafür gestimmt. Das werde er jetzt wieder tun.
Und so erwartet der Bürgermeister für die Abstimmung „eine große Mehrheit“. Mit einem Zusatz auf den beiden Straßenschildern des Mecke-Damms könnte dann künftig auf den Einsatz des Arztes für die Befestigung hingewiesen werden. Mit der Entscheidung für den Namen könne man auch die Familie Mecke beruhigen, sagt Weber. Die Alternative, wie sie die Verwaltung in einem solchen Fall vorschlagen müsse, wenn Anträge gestellt werden, überzeugt den Rathauschef nicht: „Rodau-Wieder-Damm“.