Förderverein Cohn-Scheune gibt neues Buch von Lisa Seiden heraus

Rotenburg - Von Michael Schwekendiek. Der Rotenburger Förderverein Cohn-Scheune zeigt sich mit seiner Vorsitzenden Inge Hansen-Schaberg nach wie vor höchst aktiv. Jetzt wurde ein neues Buch vorgestellt, das die Rotenburgerin mit Unterstützung der Cohn-Scheune soeben herausgegeben hat: Die Geschichte von Lisa Seiden, geborene Leist, die als jüdisches Kind 1938 nach England entkommen konnte und so mit ihrem älteren Bruder die Vernichtungsmaschinerie der Nazis überlebte.
Hansen-Schaberg hatte Lisa Seiden (Jahrgang 1929) im vergangenen Jahr in Buenos Aires, Argentinien, besucht. Seiden war dort nach dem Krieg ansässig geworden. Zuvor hatte sie seit 1938 in England gelebt. Durch die Initiative internationaler jüdischer Organisationen und der britischen Regierung hatte man seinerzeit 10.000 jüdischen Kindern die Ausreise nach England ermöglicht. Lisa Leist kam so mit ihrem Bruder aus ihrer Heimatstadt Wien in ein für sie völlig fremdes Land mit einer unbekannten Sprache. Ihren jüdischen Eltern gelang die Ausreise nach England nicht mehr, der Vater war einige Zeit im KZ Dachau, sie konnten dann aber, sozusagen in letzter Minute, 1939 noch nach Argentinien fliehen.
Damals für viele Juden ein Zufluchtsort. Ihr Leben in Familien in England, die damals die jüdischen Kinder aufnahmen, beschreibt Leist-Seiden in einem Buch, das sie ursprünglich für ihre drei Enkel geschrieben hatte. Nachdem es in Argentinien erschienen war, fiel es Inge Hansen-Schaberg in die Hände, die in Dieter Heymann, der seit mehr als 20 Jahren ebenfalls überwiegend dort lebt, einen Übersetzer fand und bald auch einen Verlag (Herntrich & Herntrich, Berlin). Die Verlegerin dieses inzwischen einzigen großen jüdischen Verlages in Deutschland, Nora Pester, war zusammen mit Heymann ebenfalls bei der Buchpräsentation in der Cohn-Scheune anwesend und berichtete von der Arbeit ihres Verlages.
Lisa Seiden selbst hatte eine Grußbotschaft in noch immer perfektem Deutsch übermittelt, die den Anwesenden vorgespielt wurde. Hildegard Cohn, Namensgeberin des Rotenburger Museums, floh 1939 ebenfalls nach England. Dort arbeitet sie lange in einem Heim für eben jene Kinder vom Kindertransport. Nahezu alle der zahlreichen Besucher in der Cohn-Scheune zeigten sich beeindruckt. Das Buch fand sofort reißenden Absatz. Viele ließen sich ihr Exemplar signieren.