Kreislandjugend plant Aktionen und Vernetzung

Die Landjugend des Altkreises Rotenburg hat sich neu formiert und plant jetzt eine Vernetzung der einzelnen Ortsgruppen und viele Veranstaltungen.
Riekenbostel – In nur 72 Stunden ein Projekt realisieren, das im Dorf schon immer nötig war; ganz nebenbei Veranstaltungen zu planen, dessen Erlös für wohltätige Zwecke bestimmt ist, oder auch dem Nachbarsjungen gleich nebenan eine Nachhilfe zu vermitteln: Die Landjugenden der Region sind viel mehr als nur eine Gruppe von jungen Leuten, die nur eines im Blick haben: Partys feiern.
„Klar, dass gehört natürlich auch ein Stück weit zu unseren Lieblingsbeschäftigungen, aber das steht nicht im Vordergrund“, sagt Till Delventhal, der neue Vorsitzende der Rotenburger Kreislandjugend, lachend.
Und der hatte jetzt gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Sebastian Peters, Ilka Fritz, Marthe Vellguth und Lukas Krispin zum ersten Gruppenleitertreffen nach Kirchwalsede geladen. „Um nach mehr als zwei Jahren Corona-Zwangspause endlich mal wieder alle zusammenzubekommen und die Planungen für das laufende Jahr voranzubringen.“
Und weil dafür das Wohnzimmer auf dem elterlichen Hof in Riekenbostel sicher nicht ausgereicht hätte, durften die Vertreter der immerhin 16 Ortsgruppen im Altkreis mit insgesamt 781 Mitgliedern sich den neuen Treff im Kirchwalseder Gemeindebüro angucken. „Zum Glück haben wir den hier, andere Gruppen müssen sich tatsächlich in privaten Räumen treffen“, informiert Vellguth.
Sinn und Zweck des ersten Post-Coronas-Treffens war das gegenseitige Kennenlernen der größeren wie in Jeddingen mit 82 Mitgliedern und der kleineren Gruppen wie Schwitschen mit 18 Personen, denn „es hat doch einige personelle Wechsel auch in unserem Vorstand gegeben“, so Delventhal, der als einziger in der neuen Führungsriege über eine gewisse Erfahrung verfügt. „Aber wir wollen für alle Ortsgruppen da sein und uns weiter oder wieder neu vernetzen“, betonen Ilka Fritz aus Wittkopsbostel und Lukas Krispin aus Hemslingen.
Und dabei ist schon Eile geboten, denn bereits Mitte Mai steht die 72-Stunden-Aktion an, die unter dem Dach des Landesverbands in Niedersachsen nur alle vier Jahre veranstaltet wird. Dabei bekommen die teilnehmenden Ortsgruppen an einem Donnerstagabend eine streng geheime Aufgabe, die meistens die Bürgermeister oder die Gemeinderäte der Kommunen dem Landesverband vorschlagen. Innerhalb von nur 72 Stunden versuchen die jungen Leute, das Projekt umzusetzen. „In den drei Tagen wird nicht viel geschlafen“, erinnert sich Delventhal an die vergangene Aktion in Kirchwalsede. „Zum Glück können wir immer auf die Hilfe der restlichen Bevölkerung bauen. So ist das nun mal in den Dörfern.“ In diesem Jahr würden erstmals 14 Ortsgruppen an der Aktion teilnehmen. „So viele hatten wir noch nie, glaube ich.“
Von der Jugend für die Allgemeinheit
Die 72-Stunden-Aktion der Landjugenden findet vom 11. bis 14. Mai statt. Natürlich wieder in ganz Niedersachsen. Seit 1995 wird sie im vierjährigen Rhythmus von der Niedersächsischen Landjugend durchgeführt. Dieses landesweite Beteiligungsprojekt ist eine Erfolgsgeschichte, die bei jeder Neuauflage alle Rekorde bricht. In 72 Stunden erfüllen die angemeldeten Landjugendgruppen individuelle gemeinnützige Aufgaben, die ihrem Dorf und der Dorfgemeinschaft zugutekommen. Die Aufgaben umfassen die Bereiche Dorferneuerung, Kulturpflege, Bildung und Naturschutz und reichen von der Herstellung von Sitzbänken über die Renovierung von Gemeinschaftsräumen bis hin zur Gestaltung von Kinderspielplätzen und Landschaftsparks.
Aber dennoch sei es immer schwieriger, junge Leute für die Arbeit der Landjugenden zu begeistern – auch weil viele glauben würden, dass sie nur für die Traditionen aktiv seien wie das Erntekronebinden oder Volkstänze aufführen. „Dabei sind wir sehr breit aufgestellt, organisieren Besichtigungsfahrten, hören Vorträge zur politischen Bildung und gucken in vielen Bereichen weit über den dörflichen Tellerrand hinaus“, gibt der Vorsitzende einen kleinen Einblick in das Programm, zu dem auch Betätigungsmöglichkeiten zu agrar-, sozial-, umwelt- und medienpolitischen Themen gehören.
Und schon lange seien die Mitglieder nicht mehr alle Söhne oder Töchter von Landwirten mehr, sondern in den Gruppen seien Schüler und Studenten ebenso zu finden wie Auszubildende, Arbeiter, Angestellte, Beamte oder Selbstständige. „Uns ist jeder willkommen“, betont Marthe Vellguth. Und eines eint sie alle: Sie stammen aus dem Dorf und sind in der Regel zwischen 14 und 30 Jahre alt.
Mitgliederwerbung betreiben die Kreisgemeinschaft, aber auch die einzelnen Ortsgruppen zum Beispiel in Schulen, beim Konfirmandenunterricht oder auch „Mund-zu-Mund“. „In manchen Familien sind nicht nur die Geschwister dabei, sondern die Eltern waren schon in der Landjugend“, weiß Till Delventhal aus eigener Erfahrung. Auch die Mitgliedsbeiträge halten sich in Grenzen. „Das ist von Dorf zu Dorf unterschiedlich, aber zwischen 20 und 50 Euro pro Jahr eigentlich von jedem zu stemmen“, hebt Ilka Fritz hervor.
„Und: Wer sagt eigentlich, dass das Lernen von Volkstänzen keinen Spaß machen kann. Das Gegenteil ist der Fall, wie uns die Abende in Jeddingen deutlich machen“, so der Vorstand einstimmig.