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Lent-Kaserne: Name soll bleiben

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Rotenburg - Nachdem die mögliche Umbenennung der Rotenburger Lent-Kaserne in den vergangenen Tagen für einige Debatten gesorgt hatte, stand das Thema auch auf der Tagesordnung der Sitzung des Rotenburger Stadtrates am Donnerstagabend.

Während der Kreistag seine Meinungsfindung vertagte, lehnten die Stadtratsmitglieder einen entsprechenden Antrag von Bündnis 90/Die Grünen ab. Sie hatten diesen Tagesordnungspunkt ebenfalls lieber aufschieben wollen. Schon zuvor hatte der ehemalige Rotenburger Grünen-Stadtratskandidat Marc Andreßen im Namen der Initiative „Helmut-Schmidt-Kaserne“ eine Online-Petition aufgesetzt, die eine Benennung nach dem im November 2015 gestorbenen Altkanzler fordert.

„Lent hat sich als Soldat für das Regime eingesetzt“

Und so waren es dann auch die Stadtratsmitglieder der Grünen, die sich für eine Umbenennung aussprachen. So könne ein Unrechtsregime nicht die Tradition einer heutigen Kaserne mitbegründen, so Elisabeth Dembowski (Die Grünen). Grundlage für einen Namen müsse ein freiheitliches und demokratisches Grundverständnis sein. So sei es vom Bundesverteidigungsministerium festgelegt. Helmut Lent sei kein Mitglied der NSDAP gewesen, aber Mitglied der bekennenden Kirche, die Oppositionsbewegung evangelischer Kirchen, dennoch: „Er hat sich als Soldat für das Regime eingesetzt.“ Man müsse den Soldaten in der Kaserne eine Chance auf einen neuen Namen geben, so Dembowski. Ihr Parteikollege Ekkehard von Hyoningen-Huene mahnte, dass es einer nachträglichen Verharmlosung der NS-Verbrechen gleichkäme, wenn „das unter den Tisch fällt“. Er warnte vor einem möglichen Ansehensverlust der Stadt.

Debatte bereits Mitte der 90er-Jahre 

Bürgermeister Andreas Weber (SPD) hingegen betonte, sich im Zuge eines kritischen Geschichtsbewusstseins Gedanken zu machen, „unter welchen Bedingungen die Soldaten gekämpft haben“. Viele, die damals als Helden gesehen worden seien, seien zu Propaganda-Zwecken genutzt worden – ein Beispiel sei eben Helmut Lent. Er sprach sich dafür aus, den Namen beizubehalten, „vor dem Hintergrund, was Lent geleistet hat“. Er habe aufgrund seines Todes nach dem Kriegsende nicht die Möglichkeit gehabt, „am positiven Image der Bundesrepublik mitzuwirken“.

Heinz-Günter Bargfrede (CDU) schilderte, dass es so eine Debatte bereits Mitte der 90er-Jahre gegeben hatte und der damalige Standortälteste diese nicht habe verstehen können. Laut Bargfrede gebe es auch heute keine Veranlassung, den Namen der Kaserne zu ändern. „Es gibt keine vernünftigen Gründe, den Namen zu ändern, aber viele, den Namen beizubehalten“, war Heinz-Günter Bargfrede überzeugt.

Am Ende sprach sich der Großteil des Rates dafür aus, die verantwortlichen militärischen Dienststellen am Standort Rotenburg darum zu bitten, den bisherigen Namen beizubehalten. Es gab vier Gegenstimmen und vier Enthaltungen.

iq

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