Der Rotenburger will parteilos im Kreistag bleiben
Karsten Hoffmann verlässt die AfD
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Rotenburg - Von Guido Menker. Der Rotenburger Kreistagsabgeordnete Karsten Hoffmann ist aus der AfD ausgetreten. Sein Parteibuch hat er bereits am vergangenen Wochenende beim Parteitag in Hannover abgegeben, inzwischen ist auch seine schriftliche Austrittserklärung auf dem Weg.
„Damit gebe ich auch ab sofort meine Funktion als Bundesdelegierter sowie als Sprecher der Alternativen Mitte in Niedersachsen auf“, so Hoffmann. Darüber hinaus werde er als Fraktionsvorsitzender der AfD im Kreistag zurücktreten und diese verlassen, sobald die aktuellen Amtsgeschäfte erledigt sind, fügt er im Gespräch mit der Kreiszeitung hinzu. Hoffmann war einer der Initiatoren für die Gründung eines Rotenburger AfD-Kreisverbandes.
„Die Partei wechselt man nicht wie das Hemd“, so Hoffmann. Seine Entscheidung habe sich schon etwas länger abgezeichnet. Er sei mit der Entwicklung innerhalb der Partei, vor allem mit dem zunehmenden Einfluss des rechten Flügels im Dunstkreis von Björn Höcke nicht mehr einverstanden. „Zunächst waren es nur laute Marginalien, aber sie sind immer mehr geworden. Das war frustrierend“, erklärt Hoffmann. Er hätte sich eine klare Positionierung gewünscht. „Das ist nicht passiert.“
Hoffmann: Partei hat sich verändert
Hoffmann – maßgeblich auch an der Alternativen Mitte in Niedersachsen beteiligt: „Ich hatte den Anspruch, das Maximum herauszuholen.“ Inzwischen sei ihm klar, dass das nicht gelungen ist. „Im Kreisverband haben wir uns immer moderat gegeben und den Kontakt zu den Leuten gesucht. In der Bundespartei läuft das anders“, meint Hoffmann.
„Ich wusste von Anfang an, dass das irgendwann den Bach runtergeht, aber ich hatte trotzdem das Bedürfnis, den Versuch zu wagen.“ Jetzt ist dieser Versuch beendet. Das steht für Hoffmann fest. Bereut hat er sein politisches Engagement für und dann auch in der AfD allerdings nicht: „Ich habe in der Partei viele anständige Leute kennengelernt, und ich werde ihnen jetzt nicht in den Rücken fallen und behaupten, die AfD wäre rechtsextrem. Nach den mir bekannten sozialwissenschaftlichen Definitionen ist sie es nicht. Aber sie ist auch ganz gewiss nicht mehr die Partei, die ich im Sommer 2014 kennengelernt habe.“
Gaulands Aussage „unanständig“
Er wünsche sich eine echte konservative Partei, seit er denken könne, lässt Hoffmann seine „Freunde“ auf Facebook wissen. Er komme aus einem politischen Milieu, das man gut und gerne als „patriotisch-konservativ“ bezeichnen könne. Aber die AfD habe sich für einen Kurs entschieden, den er inhaltlich nicht tragen könne.
Obwohl sogar ein Unvereinbarkeitsbeschluss der AfD mit der Identitären Bewegung (IB) vorliege, werde die Distanz immer geringer. Es sei unanständig, wenn ein Alexander Gauland die Integrationsbeauftragte Aydan Özuguz „in Anatolien entsorgen“ will. Hoffmann: „Und besonders frustrierend wird es, wenn die angeblich gemäßigten Kandidaten wie Alice Weidel und Jörg Meuthen entweder brav die Klappe halten oder Gauland in seiner Aussage sogar noch bestärken.“
Hoffmann will im Kreistag weiter Politik machen
Dennoch: Anfang dieses Jahres von unserer Redaktion auf die umstrittene Rede Björn Höckes in Dresden angesprochen, war diese für ihn noch kein Grund, persönliche Konsequenzen zu ziehen: „Ich habe noch nie darüber nachgedacht, die AfD zu verlassen.“ Fast zwölf Monate später sieht das anders aus. Die Wahl des neuen Vorstandes in Hannover habe ihm den Rest gegeben.
Hoffmann will im Kreistag weiter Politik machen. Parteilos. Wie und wann der Ausstieg aus der Fraktion der AfD genau über die Bühne geht, wolle er mit seinen beiden Kollegen Matthias Kröger und Rainer Sommermann jetzt besprechen. Die beiden hätten seinen Schritt bedauert. Streit gebe es nicht, und Hoffmann mache ihnen keine Vorwürfe.