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„Easy Shoppen“ ohne Schlange an der Kasse in Rotenburg

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Von: Judith Tausendfreund

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Lisa Glink probiert den Easy Shopper aus
Lisa Glink probiert den Easy Shopper aus - auch einzelne Flaschen können eingescannt werden, anschließend kann der Kunde die Stückzahl händisch eingeben. © Judith Tausendfreund

Wer in Rotenburg einkaufen will, steht irgendwann am Ende in einer Schlange. Doch das ändert sich an diesem Montag. Der Edeka Center führt Einkaufen ohne Umpacken ein.

Rotenburg – Violetta Schröder ist Spezialistin für den Easy Shopper. Easy was? Ja, genau, den Easy Shopper. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein recht innovatives Einkaufserlebnis, welches ab dem heutigen Montag im Edeka Center an der Harburger Straße in Rotenburg angeboten wird. Das Versprechen von Edeka hört sich beeindruckend an: Der Easy Shopper wird als „modernster Einkaufswagen der Welt“ beworben. Ob der Wagen hält, was er verspricht, wird sich in Rotenburg nun in der Praxis zeigen müssen. Die Idee hinter dem System ist relativ schnell erklärt. Die Kunden gehen einkaufen und packen ihre Ware – wie gewohnt – in den Einkaufswagen. Doch nun können sie den Einkauf direkt beim Einpacken in den Wagen selber einscannen. Am Ende des Einkaufs können sie mit Hilfe eines am Wagen befestigten Bildschirm eigenständig bezahlen. Notwendig ist hierzu allerdings die Registrierung bei der „DeutschlandCard“ oder die Installation der Easyshopper-App auf dem eigenen Smartphone, ohne eines der beiden Tools funktioniert das System nicht. „Am Ende können unsere Kunden ihren Einkauf dann in ihr Auto bringen. Sie sparen sich dabei das Auspacken der Waren, um diese auf das Kassenband zu legen und das anschließende Einräumen in den Wagen“, erklärt Violetta Schröder. Die Zeitersparnis wäre groß. Sie und ihre Kollegin sind als Spezialisten des neuen Systems schon vor wenigen Tagen an der Harburger Straße präsent gewesen. „Die beiden erklären unseren Kunden, wie das neue System funktioniert“, sagt Marktleiter Jörn Thoden.

Kindersicherung gegen neugierige Finger

Offensichtlich stößt das neue Einkaufserlebnis auf reges Interesse, viele Einkäufer bleiben beim ersten Selbstversuch der Presse neugierig stehen. Einige drängen schon, wann sie denn nun damit einkaufen können. Viele bewundern den grünen, etwas spacig aussehenden Einkaufswagen. Fragen kommen auf. Etwa, wie man denn eine schwere Getränkepackung einscannen kann, ohne zu schwer heben zu müssen. „Sie können eine einzelne Flasche einscannen und dann die Stückzahl eingeben“, weiß Schröder. „Alles ist scanfähig, bei unseren Stückartikeln, also etwa lose Obst- und Gemüsesorten, druckt die Waage den passenden Strichcode aus“, erklärt Thoden. Der Easy Shopper ist mit einem Kindersitz ausgestattet, auch Eltern können ihn demnach nutzen, wenn sie mit dem Nachwuchs einkaufen gehen. Damit dieser Nachwuchs nicht aus Versehen schon mal zwischendurch über den Touchscreen den Bezahlvorgang startet, gibt es eine Art Kindersicherung, die man einschalten kann.

Wir haben eine normale Kasse abgebaut, dort wird aber dennoch ein Mitarbeiter sitzen, der den Vorgang begleitet.

Marktleiter Jörn Thoden

Mit dieser noch ungewohnten Form des Einkaufens sollen die Kunden sich – so die Idee – zwar einige Arbeitsschritte sparen. Aber sie sollen weder alleine gelassen werden, noch sollen über diesen Weg in Zukunft Arbeitsplätze eingespart werden. „Wir haben eine normale Kasse abgebaut, dort wird aber dennoch ein Mitarbeiter sitzen, der den Vorgang begleitet“, verspricht Marktleiter Thoden. Die Einkaufswagen seien zudem mit technischen Hilfsmitteln ausgestattet, die verhindern sollen, dass Waren nicht bezahlt werden. Diese Hilfsmittel sind etwa eine Waage im Wagen und auch Kameras.

Andere Händler skeptisch

Doch das ist noch lange nicht alles, was an technischer Raffinesse integriert wurde. So können die Kunden zwar manche Waren eigenständig wieder aus ihrem virtuellen Einkauf „entfernen“, etwa wenn sie sich doch gegen das Produkt entscheiden, obwohl sie es schon eingescannt haben. Andere Waren sind von diesem Prozess ausgeschlossen, das betrifft vor allem Frischwaren. In diesem Fall hilft die „?“´-Taste, die der Kunde anwählen kann. Dann wiederum klingelt bei einem der Edeka-Mitarbeiter das Telefon, zeitgleich leuchtet der betroffene Wagen rot auf. „Unsere Mitarbeiter gehen dann zum Kunden und helfen bei der Stornierung“, sagt Thoden. Das persönliche Gespräch sei demnach möglich und auch gewollt.

Der Touchscreen beim Easy Shopper
Der Touchscreen ist selbsterklärend, am Ende wählt der Kunde das Symbol des Einkaufswagens aus und bezahlt via App. © Tausendfreund, Judith

Genau dieses persönliche Gespräch bewertet Olaf Fabisch, Inhaber des Edeka Markts an der Verdener Straße, als ausschlaggebend, um den Easy Shopper nicht einzuführen. „Ich bin nicht überzeugt von diesen Systemen“, betont er. Mit der Digitalisierung gehe der Verlust von Arbeitsplätzen einher. Keine Frage, die beiden Marktleiter vertreten unterschiedliche Positionen. „Aktuell ist das System für uns ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Thoden, der vor allem den Service-Gedanken hinter der Innovation sieht. Dabei betont er, dass kein Kunde das neue System nutzen müsse. Die klassischen Kassen können weiter genutzt werden. Thoden sieht auch die Rabatt-Möglichkeiten, die mit den Apps „DeutschlandCard“ und Easy Shopper verbunden sind, als eine attraktive Form der Kundenbindung an. „Gerade jetzt, wo alle sparen müssen, ist das doch eine gute Möglichkeit, Rabatte zu erhalten.“ Er geht aber nicht davon aus, dass in Zukunft alle Einkaufsprozesse derart digitalisiert werden. „Zumindest weiß ich nicht, ob das so schnell kommt. Es gibt aber Verbrauchermärkte der Zukunft, in denen solche Sachen getestet werden.“

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