„Einfach großartig“

Rotenburg – Kleinvieh macht auch Mist. So sagt es der Volksmund. Diese Binsenweisheit beschreibt wunderbar genau das, was die Aktion „Glückspfennig“ des Unternehmens Airbus an Ergebnissen liefert. In den vergangenen 20 Jahren sind in eben dieser Gemeinschaftsaktion von Geschäftsführung und Belegschaft rund 4,7 Millionen Euro zusammengekommen. Geld, das stets für verschiedene Zwecke gespendet wird. Das berichtet die Koordinatorin der Aktion am Standort Bremen, Sandra Sabrina Groß, bei einem Besuch auf der Baustelle des Hospiz-Neubaus am Therkornsberg in Rotenburg. Diese Einrichtung, die das Mutterhaus mit einer Investition in Höhe von rund vier Millionen Euro realisiert, unterstützen die Beschäftigten von Airbus mit einer Summe von 4 000 Euro.
„Das ist einfach großartig – und diese Aktion hilft gleich doppelt“, erklärt Matthias Richter als Vorstandsvorsitzender des Diakonissen-Mutterhauses, das das Hospiz vom 1. Juni 2021 an gemeinsam mit den Rotenburger Werken betreiben wird. Diese Spende aus einem derart großen Unternehmen sei nicht nur sehr hilfreich, sondern habe zugleich auch eine Vorbildfunktion. Richter hofft, dass sich diesem Schritt noch viele weitere Firmen, aber auch Privatpersonen anschließen. Bis jetzt seien bereits 155 000 Euro an Spenden eingegangen, Zusagen für weitere etwa 250 000 Euro lägen vor. Etwa weitere 100 000 Euro würden noch benötigt, um das Haus mit den Ausstattungsmerkmalen zu gestalten, die dem Vorhaben insgesamt entsprechen.
Ganz unabhängig davon werde es auch künftig erforderlich, immer wieder auf die Spendenbereitschaft der Menschen in der Region zu setzen. 95 Prozent der laufenden Hospiz-Kosten übernehmen die Kranken- und Pflegekassen. Das Mutterhaus selbst ist aufgerufen, jährlich weitere etwa 150 000 Euro zusammenzutragen, um diese mit in die Finanzierung einzubringen. Es geht also schon jetzt darum, Freunde und Förderer zu finden, die sich in den Dienst dieser Einrichtung stellen. Ein großes Anliegen sei es außerdem, das Hospiz „Zum Guten Hirten“ in die Mitte der Gesellschaft zu rücken und gleichzeitig Netzwerkarbeit auf vielen verschiedenen Ebenen zu betreiben, betont Richter immer wieder. „Wir bauen Zuhause – bauen Sie mit“, lautet die Überschrift einer grundlegenden Informationsbroschüre. Das Motto: „Weil Sterben Herzenssache ist“.
Dass die Aktion „Glückspfennig“ im Unternehmen Airbus sich dieser „Herzenssache“ annimmt, hat Hospiz-Geschäftsführer Johannes Stephens Folke Dittmer zu verdanken. Der Rotenburger arbeitet als General Service Manager bei Airbus in Bremen und hatte einen entsprechenden Vorschlag in jenem Gremium gemacht, das zwei Mal im Jahr über die Vergabe der gesammelten Gelder entscheidet. „Dieses Hospiz ist eine gute Sache. Und ich finde, wir sind es den Menschen schuldig, ihnen ein würdiges Lebensende zu ermöglichen. Wie wichtig das ist, sieht man gerade jetzt in der Pandemie.“, meint Dittmer.
Eine gute Sache ist auch die Aktion, bei der die Beschäftigten an den vier Airbus-Standorten in Bremen, Hamburg, Buxtehude und Stade Cent-Beträge ihres Gehaltes spenden. Der Arbeitgeber verdoppelt diese Summe, und nicht wenige Mitarbeiter geben sogar noch mehr in den Fonds, erklärt Sandra Sabrina Groß. Und so kommt sehr viel zusammen.
Mit den 4 000 Euro, die jetzt auf das Spendenkonto fließen, will Johannes Stephens einen Teil des Wohnzimmers gestalten – dazu gehörten neben einem großen Fernseher ein Sideboard darunter sowie ein Tisch und zwei bequeme Sessel, in denen es sich die Gäste bequem machen können. Dieses Vorhaben passt zu dem Wunsch, das „Sterben menschlich machen“ zu wollen, wie es Matthias Richter ausdrückt. Und wenn er von einer „Herzenssache“ spricht, klinge das zwar ein wenig pointiert, aber „wir wollen das Thema Sterben aus der Tabuecke herausholen“, erklärt er.
„Genau dieses Thema finden auch wir ganz wichtig, und deshalb unterstützen wir es gerne“, schildert Sandra Sabrina Groß. Es sei ein Anliegen, Projekten in der Region finanziell unter die Arme zu greifen. Richter lobt nicht nur die damit verbundene Vorbildfunktion im Sinne der sozialen Verantwortung, sondern ganz besonders auch den Schritt Folke Dittmers, eben dieses Projekt jener Gruppe vorzuschlagen, die über die Vergabe der Gelder entscheidet.
Mit dem Hospiz „Zum Guten Hirten“ geht es bei allen Schwierigkeiten also auch in der Corona-Phase deutlich voran. „Wir liegen mit dem Bau immer noch im Zeitplan“, erklärt Stephens. Auch personell habe sich schon einiges getan. Dennoch suche man weitere Pflegekräfte und Ehrenamtliche. Entschieden ist schon jetzt, dass Sandra Köbe die Leitung des Hauses übernehmen wird. Sie hatte zuletzt schon als Projektleiterin an der Realisierung mitgewirkt, die das Mutterhaus seit Mitte 2017 beschäftigt. Auf einem fast 6 000 Quadratmeter großen Grundstück am Therkornsberg entsteht ein Hospiz mit neun Gästezimmern, einem Angehörigenzimmer, großem Garten und allem, was sonst noch dazu gehört.