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Ein Besuch im Rotenburger Stadtkino – bevor der Film beginnt

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Von: Guido Menker

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Schwerstarbeit: Birgit Nicke, Angela Goldbach und Thomas Müller ziehen die Sessel zurecht.
Birgit Nicke, Angela Goldbach und Thomas Müller ziehen die Sessel zurecht. © Menker

Es weht ein Hauch von Nostalgie durch die Aula der Rotenburger Stadtschule. Ganz am Rand stehen sie zwar unterhalb der großen Fenster an der Wand, aber sie fallen sofort ins Auge: alte, gepolsterte Klappsessel, die einst im Gloria-Cinema an der Mühlenstraße ihren Beitrag zu gemütlichen Kino-Abenden geleistet haben. Seit dem Ende des professionellen Lichtspielhauses dort sind sie seit vielen Jahren Teil der Bestuhlung im Rotenburger Stadtkino.

Rotenburg - Ein Besuch im Rotenburger Stadtkino – bevor der Film beginnt. Rita Lieske ist an diesem Stadtkino-Abend die Erste aus dem ehrenamtlichen Team, das sich unter dem Dach der Kulturinitiative Rotenburg (Kir) um das Stadtkino kümmert. Es ist 18.45 Uhr, und bevor sie das Licht in der Aula einschaltet, legt sie erst einmal ihre persönlichen Sachen ab. „Guten Abend“, sagt sie, „schön, dass Sie da sind.“ Lieske wirkt gut gelaunt, ihre Vorfreude auf diesen Abend ist unverkennbar. Es macht ihr Spaß, für die Gäste alles herzurichten. Nach und nach trudeln die weiteren Ehrenamtlichen ein.

Rita Lieske kümmert sich um den Kino-Kiosk.
Rita Lieske kümmert sich um den Kino-Kiosk. © Menker

Die braucht es auch, denn die Vorbereitungen für einen Stadtkino-Abend sind umfangreich und teilweise beschwerlich. Auf- und Abbau an einem Abend – dafür gehen mehrere Stunden drauf. Lieske: „Zwischen 23 und 24 Uhr sind wir meistens erst wieder zu Hause – je nach dem, wie lange der Film dauert.“

Thomas Müller steigt auf einen Stuhl und öffnet den Holzkasten, in dem der Beamer schlummert. Er muss ihn nicht nur freilegen, sondern auch einschalten. Danachverschwindet er fix im kleinen Technikraum. Der Film, auf einer Festplatte angeliefert, muss auf den Server übertragen werden. Auch beim ihm sitzt jeder Handgriff. Der Film ist übertragen, jetzt kann er die Abspielliste zusammenstellen. Begrüßung der Gäste, Trailer jener Filme, die als nächstes im Stadtkino zu sehen sind – und dann startet der Streifen, für den die Leute kommen.

Der Strippenzieher: Alexander Rosenthal.
Der Strippenzieher: Alexander Rosenthal. © Menker

Alexander Rosenthal zieht Stromkabel durch die Halle, holt die Stehlampen herein und platziert diese an den Seitenwänden, um sie nun anzuschließen. Birgit Nicke beginnt damit, die Tische für das Publikum zurechtzuschieben, anschließend packen sie alle mit an, um die gepolsterten Kino-Sessel in die Mitte zu ziehen und zu platzieren. Dabei hilft an diesem Abend auch Uwe Goldschmidt, der Chef der Kir.

Das aktuelle Programm

An diesem Donnerstag, 16. März, ist im Stadtkino der Film „Was man von hier aus sehen kann“ zu sehen. Das aktuelle Programm für das Landkino in Lauenbrück und das Stadtkino in Rotenburg ist online hier einsehbar.

Das Team ist eingespielt, jeder weiß, was in welcher Reihenfolge zu tun ist. Rita Lieske baut ihren kleinen Kino-Kiosk auf. Es wird Salzgebäckt, Süßigkeiten und Getränke geben. Auf einem Rollwagen, der eigentlich seinen Platz in einem Nebenraum hat, schafft sie die Ware heran. Angela Goldbach indes kümmert sich um den Kassenbereich. Der bekommt einen Tisch und zwei Stühle – für den Fall, dass der Andrang besonders groß ist. Die Kinokarten lassen sich von zwei Rollen abreißen – es sind Tickets, wie man sie aus früheren Zeiten kennt. Diese Rollen warten in einem Holzkasten auf den Verkauf.

Gar nicht leicht: Auch Uwe Goldschmidt packt mit.
Gar nicht leicht: Auch Uwe Goldschmidt packt mit. © Menker

Alle zwei Wochen wiederholt sich das Prozedere. Der Grund dafür liegt klar auf der Hand: Das Stadtkino in der Aula der Stadtschule hat zwar seinen festen Platz, muss sich diesen allerdings mit der Schule teilen. Daher ist es erforderlich, jedes Mal alles auf- und eben wieder abzubauen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum sich eben auch die Kulturinitiative Rotenburg für ein Kulturzentrum in der Kreisstadt engagiert, ja sogar in die Offensive gehen will.

Tickets, wie es sie früher fast überall gab. Von der Rolle, zum Abreißen.
Tickets, wie es sie früher fast überall gab. Von der Rolle, zum Abreißen. © Menker

Dass das Stadtkino an Bedeutung gewonnen hat, zeigt sich bei unserem Besuch an diesem Abend gleich mehrmals. Neben dem Eingang hängen mehrere „nordmedia“-Urkunden, mit denen dem Stadtkino in den vergangenen Jahren mehrmals ein „hervorragendes Jahresfilmprogramm“ bescheinigt wird. Und: Es ist 19.15 Uhr, die ersten Besucher stehen am Eingang und möchten herein, 45 Minuten vor dem Filmstart. Sie zahlen, suchen sich ihre Plätze, decken sich mit Snacks und Getränken ein. Das große Licht ist inzwischen ausgeschaltet, die Stehlampen sowie die kleinen Kerzen auf den Tischen neben der Getränkekarte sorgen für Atmosphäre. Fast ist es so wie damals im Gloria-Cinema an der Mühlenstraße. Einfach schön. Film ab!

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