Dorfhelferin Andrea Teichert unterstützt Familien

Als Dorfhelferin ist Andrea Teichert im gesamten Landkreis und darüber hinaus im Einsatz. Sie unterstützt Familien - auch in Coronazeiten.
Nartum – „Ich mache meinen Traumberuf“, sagt Andrea Teichert voller Überzeugung. Die heute 59-Jährige hat ihre Berufung allerdings erst spät gefunden. Vor fünf Jahren gab die Nartumerin, die ursprünglich Hauswirtschafterin ist und viele Jahre in der Landwirtschaft gelebt und gearbeitet hat, ihrem Leben noch mal eine neue Richtung und sattelte um – auf Dorfhelferin.
Ein Beruf, bei dem Kontakte mit Menschen eine große Rolle spielen, was Teichert und ihre Kolleginnen vor allem in Corona-Zeiten vor besondere Herausforderungen stellt.
„Die Leute sind vorsichtiger geworden, sich fremde Personen in den Haushalt zu holen. Dazu gab es, bedingt durch die Pandemie, weniger geplante Krankenhausaufenthalte oder Rehabilitationsmaßnahmen“, stellt Teichert fest. Sie ist eine der Mitarbeiterinnen des Evangelischen Dorfhelferinnenwerks, die in Familien einspringen, wenn es dort einmal schwierig wird – beispielsweise, wenn aufgrund einer Krankheit, eines Krankenhaus- oder Rehaaufenthaltes, während der Schwangerschaft oder nach einer Geburt die Betreuung von Kindern und auch pflegebedürftigen Personen in diesem Haushalt nicht sichergestellt ist.
Masken als Herausforderung im Alltag
Die Vorsicht der Menschen hatte sich in ihren Einsatzzahlen zunächst deutlich niedergeschlagen. Mittlerweile werden es wieder mehr, und auch die Dauer verlängert sich. „Die Menschen haben gelernt, mit Corona umzugehen – und das gilt auch für uns“, sagt Teichert. Denn ganz ohne ist ihre Arbeit in dieser Hinsicht nicht. Im Zuge ihrer Tätigkeit kommt sie mit vielen Haushalten in Kontakt, indem sie von Einsatz zu Einsatz zieht. Vorschrift laut Arbeitsschutzgesetz: mit Masken in die Familien. Nur wenn sie alleine im Raum ist, darf sie den Mund-Nasen-Schutz abnehmen. Vom Dorfhelferinnenwerk bekommt sie Masken, Desinfektionsmittel und Schnelltests gestellt, die Geschäftsstelle weist sie intensiv in die notwendigen Verhaltensweisen ein. „Auch die Familien haben sich alle super an die Maßnahmen gehalten“, freut sich Teichert. „Ich habe mich immer sicher gefühlt.“ Allerdings stellen allein schon die Masken eine Herausforderung dar: „Der Anfang ist so etwas schwerer, die Kinder schauen erst einmal immer eher skeptisch. Der Kontaktaufbau dauert so länger. Auch das Abstandhalten ist nicht immer leicht.“
Die Idee, diesen beruflichen Weg einzuschlagen, kam ihr vor einigen Jahren, als sie selbst Unterstützung von einer Dorfhelferin bekam. „Als ich dann vor einiger Zeit vor einer privaten Veränderung stand, war sofort die Idee, das auch zu machen“, erinnert sich Teichert. „Und ich habe es bis heute nicht bereut.“
Breitgefächerte Ausbildung
Vor welchen Herausforderungen Dorfhelferinnen immer wieder stehen, wurde ihr während der 15-monatigen Ausbildung schon früh deutlich: „Haus- und landwirtschaftliches Wissen habe ich ja schon mitgebracht, aber da steckte einfach so viel mehr drin, psychologisch, sozial und auch pflegerisch“, schildert Teichert. Dazu absolvierte sie Praktika im Rotenburger Diakoniekrankenhaus, im Pflegeheim sowie in einer Großfamilie und fuhr für den Blockunterrricht nach Loccum. „Das Spannende war, dass unsere Gruppe aus jungen, aber auch aus älteren Frauen bestand und wir uns über die Generationengrenzen hinweg sehr unterstützt haben.“
Sie ist für die Dorfhelferinnenstation Bremervörde/Rotenburg im Einsatz und für diese landkreisweit unterwegs – und auch darüber hinaus, mal im Kreis Cuxhaven, im Alten Land, im Heidekreis und sogar schon mal in Bad Bentheim an der holländischen Grenze. „Dann übernachten wir auch mal vor Ort, allerdings nie in dem Haushalt, in dem wir eingesetzt sind“, erklärt Teichert.
Jede Familie ist unterschiedlich, jeder Haushalt ist anders und funktioniert anders – „aber das ist ja gerade auch das Spannende“, findet Teichert. „Es ist einfach wichtig, flexibel, offen und unvoreingenommen zu sein. Denn zu der Arbeit gehört viel Persönlichkeit dazu – und die bringen wir ja schließlich in die Familien mit. Wir nehmen die Leute ernst, hören ihnen zu, lassen uns auf sie ein.“
Es ist schön, wenn die Familie und besonders die Kinder mir ihr Vertrauen schenken.
Ratschläge darf Teichert „ihren“ Familien nicht erteilen. „Das ist natürlich mit viel Überlegungen verbunden, kein Satz ist da eben mal dahin gesagt.“ Und natürlich macht sie ihre Beobachtungen: „Wenn ich sehe, dass das Wohl eines Kindes gefährdet ist, dann führe ich Protokoll und melde das auch. Solche Fälle erlebe ich selten, aber wenn, dann ist es auch nicht leicht, das wegzustecken.“ Hilfe bietet da die Supervision des Dorfhelferinnenwerkes. „Die lassen uns nie in der Luft hängen.“
Zu ihrer Freude hat die Chemie bisher immer gepasst, „vor allem mit Kindern macht das unheimlich viel Spaß“, sagt die 59-Jährige. Von jedem Einsatz nimmt sie etwas mit. „Ich lerne immer noch und gerne dazu“, sagt sie mit einem Lachen. „Und es ist schön, wenn die Familie und besonders die Kinder mir ihr Vertrauen schenken.“
Vor allem nach längeren Einsätzen kommt es schon mal vor, dass sie mit den Familien in Kontakt bleibt. Und sieht dennoch nach vorne: „Auch wenn die Trennung manchmal schwerfällt, oft haben wir schon den nächsten Einsatz im Blick.“ Sie macht das, was sie schon immer machen wolle: „Und das macht mich glücklich und zufrieden.“