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Kathrin Harms neue Hospiz-Leiterin

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Von: Guido Menker

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Kathrin Harms leitet jetzt das Hospiz „Zum Guten Hirten“.
Doppelfunktion: Kathrin Harms übernimmt die Hospiz- und zugleich auch die Pflegedienstleitung. © Guido Menker

Die fast zehnmonatige Vakanz hat ein Ende: Kathrin Harms aus Hamburg ist neue Chefin im Rotenburger Hospiz „Zum Guten Hirten“. Damit übernimmt die 41-Jährige eine Doppelfunktion in der vom Diakonissen-Mutterhaus sowie von den Rotenburger Werken getragenen Einrichtung. Sie ist als Hospizleiterin zugleich auch Leiterin des Pflegedienstes. Ursprünglich waren die beiden Posten mit zwei Mitarbeitern besetzt.

Rotenburg – Johannes Stephens ist die Erleichterung anzusehen. Seit August vergangenen Jahres hat er sich mit der Suche nach einer neuen Leiterin für das Hospiz „Zum Guten Hirten“ am Therkornsberg in Rotenburg beschäftigt. Doch erst mit Hilfe einer Agentur ist es gelungen, eine Nachfolgerin für Sandra Köbe zu finden, mit der die vom Diakonissen-Mutterhaus und den Rotenburger Werken getragene Einrichtung vor knapp einem Jahr an den Start gegangen war.

Kathrin Harms aus Hamburg übernimmt – als Hospiz- und zugleich auch als Pflegedienstleiterin. Ihr zur Seite steht bei beiden Aufgaben Florian Rödiger – als stellvertretender Pflegedienstleiter von Beginn an dabei und nun ebenfalls mit einer Doppelfunktion ausgestattet. „Es ist zurzeit wirklich nicht leicht, entsprechendes Fachpersonal zu finden“, betont Johannes Stephens. Kathrin Harms, sagt er, sei eine nicht nur sehr sympathische, sondern auch erfahrene Mitarbeiterin. „Unser Wunsch ist es nun, dass sie diese Erfahrung hier mit einbringt.“ Das Hospiz bietet neun Gästezimmer für schwerstkranke und sterbende Menschen. Die durchschnittliche Verweildauer in einem Hospiz beträgt bundesweit zurzeit etwa drei bis fünf Wochen. Den Menschen diese Zeit so gut und angenehm wie möglich zu gestalten, sie individuell zu begleiten und ihnen möglichst viele Wünsche zu erfüllen – genau das ist auch das Anliegen von Kathrin Harms.

Kathrin Harms mit ihrem Stellvertreter Florian Rödiger und Geschäftsführer Johannes Stephens (r.).
Kathrin Harms mit ihrem Stellvertreter Florian Rödiger und Geschäftsführer Johannes Stephens (r.). © Guido Menker

Die 41-Jährige stammt ursprünglich aus Erfurt. „Mit 18 Jahren bin ich aber schon flügge geworden. In Baden-Württemberg habe ich eine Ausbildung in der Altenpflege gemacht.“ 2001 geht die junge Frau als Au-pair nach London, um sich danach vor allem eine Frage zu stellen: „Wir geht’s weiter?“ Kathrin Harms entscheidet sich, nach Hamburg zu ziehen und dort als Pflegekraft in einem Heim zu arbeiten. Von dort aus wechselt sie später nach Wiesbaden und landet in einer Wohngemeinschaft für demenziell erkrankte Menschen. „Das war ein Pilotprojekt.“ Harms macht erste Erfahrungen mit der Idee einer ganzheitlichen Pflege.

Seit dieser Zeit steht für die Thüringerin vor allem eines fest: „Klassische Pflege – das geht für mich nicht mehr.“ Sie hat den Wert einer Rund-um-Versorgung nicht nur kennen-, sondern auch schätzen gelernt. „Da ist einfach sehr viel mehr als nur die medizinische Versorgung“, weiß sie um die Bedürfnisse alter und kranker Menschen. 2008 geht sie wieder zurück nach Hamburg und übernimmt die soziale Betreuung von Menschen in einer Einrichtung der Caritas. „Das war dann meine erste Berührung mit der ambulanten Hospizarbeit“, erinnert sich die Mutter eines Kindes. „Es gab dort enge Kooperationen.“ Kathrin Harns macht eine Palliativ-Care-Ausbildung.

Zugleich schließt sie sich in Hamburg einem großen Netzwerk an und entwickelt einen Leitfaden für die Hospiz- und Palliativ-Versorgung, um am Ende noch eine Leitungsausbildung für diesen Arbeitsbereich draufzusatteln. Das Thema Tod und Sterben habe sie im Wohnheim implementiert. „Das ist schwer, aber der Bedarf ist da.“ 2018 wechselt sie noch einmal innerhalb Hamburgs – in das älteste Hospiz in Othmarschen. Jetzt wagt sie einen Neuanfang in Rotenburg. Der besondere Reiz, die wesentliche Herausforderung für sie: „Ich möchte dazu beitragen, in diesem neuen Haus das bislang Geleistete weiterzuentwickeln. Ich bin da sehr kreativ.“ Das Tagesgeschäft laufe. Das, aber auch der Arbeitgeber, das Drumherum und die Möglichkeit, sich im Hospiz „Zum Guten Hirten“ auf die eigentliche Arbeit konzentrieren zu können – das habe den Ausschlag für sie gegeben.

„Es war die richtige Entscheidung“

Nach den ersten zweieinhalb Wochen im neuen Job stellt Kathrin Harms fest: „Es war die richtige Entscheidung.“ Diesem Votum schließt sich auch ihr Stellvertreter Florian Rödiger an. Er – ebenfalls ausgebildeter Altenpfleger – kam im vergangenen Jahr aus einem Hospiz in Buchholz und brachte eine Pflegedienstleiter-Ausbildung mit. „Eine neue Einrichtung ist eine besondere Herausforderung“, versichert er. „Ich bin wirklich gerne hier. Wir haben ein gutes Team, und ich finde Geschmack an der neuen Aufgabe.“ Rödiger und Harms erkennen den diakonischen Grundlagen an, die in diesem Hospiz gelebt werden. Arbeiten auf Augenhöhe, Rücksicht auf die Diversität der Gäste und ihrer Angehörigen, Respekt sowie die individuelle Versorgung und Begleitung.

Rödiger und Harms unterstreichen den großen Anteil ehrenamtlicher Arbeit im Hospiz. Und: Sie schätzen das größer werdende Netzwerk. Dazu trägt schon in diesen Tagen ein erster Runder Tisch im Hospiz mit vielen „Playern“ aus der Hospizarbeit bei. Auch das ist Teil der Philosophie.

11. Juni: Sommerfest und Tag der offenen Tür

• Als das Hospiz „Zum Guten Hirten“ im Juni vergangenen Jahres in dem neuen Haus am Therkornsberg in Rotenburg seinen Betrieb aufgenommen hat, war eigentliche eine Feier dazu vorgesehen. Die Pandemie jedoch machte Geschäftsführer Johannes Stephens einen Strich durch die Rechnung. „Wir holen das nach“, versprach er seinerzeit. Und jetzt steht der Termin dafür fest: Für Samstag, 11. Juni, plant das Hospiz ein Sommerfest, verbunden mit einem Tag der offenen Tür. Ein Teil des Hauses werde zu besichtigen sein, um sich einen Eindruck verschaffen zu können. Und genau das passt der neuen Hospiz-Chefin bestens ins Konzept: „Mir ist es wichtig, die Türen zu öffnen, um den Menschen zu zeigen, dass dies ein schöner Ort ist. Es geht hier ums Sterben und um den Tod, aber es geht hier auch ums Leben.“ Ein Hospiz und die dort geleistete Arbeit gehören in den Mittelpunkt der Gesellschaft. Stephens betont, dass eine solche Einrichtung in nicht unerheblichem Umfang von Spenden abhängig sei. Nicht zuletzt deshalb sei es so wichtig, die Menschen reinzulassen und ihnen zu zeigen, wie es in der Einrichtung aussieht, wer dort arbeitet und wie man sich um die Menschen kümmert. Das Sommerfest am 11. Juni ist für die Zeit von 14 bis 18 Uhr vorgesehen. „Wir wollen uns noch mehr Gehör verschaffen“, sagt der Geschäftsführer, der eine Hüpfburg ebenso einplant, wie einen musikalischen Auftritt von Thorsten Finner. „Außerdem werden wir den Grill anwerfen.“

• Beim Sommerfest sind ganz sicher auch Mitglieder aus dem etwa 20-köpfigen Team kennenzulernen, die sich ehrenamtlich im Hospiz engagieren. Eine wichtige Säule der Arbeit, betont Kathrin Harms. Die Ehrenamtlichen leisten viel: den Abendbrot-Dienst, Einzelbegleitungen, Spiele und Spaziergänge mit den Gästen.

• Das Hospiz hat im letzten Jahr eine gute Bilanz erzielt: „Wir haben 2021 mit einer schwarzen Null abgeschlossen“, so Johannes Stephens. Nicht zuletzt zahlreiche Spenden hätten dazu beigetragen. Damit liefe es in diesem Jahr noch etwas schleppender. Vielleicht liegt’s an der Ukraine-Hilfe. men

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