„CanSat“-Wettbewerb steigt zum neunten Mal auf dem Rotenburger Flugplatz

Zum neunten Mal gastiert der Deutsche CanSat-Wettbewerb für Schüler aus ganz Deutschland auf dem Rotenburger Flugplatz. Acht Gruppen beteiligen sich und lassen mit Modellraketen ihre „Dosensatelliten“ in den Himmel aufsteigen. In den Dosen steckt die Arbeit von rund sechs Monaten.
Rotenburg – Kurz vor dem ersten Raketenstart kommt bei starkem Wind doch noch ein weißer Gruß vom Himmel. Macht nichts. Der Countdown läuft. Die Modellrakete zündet – und hebt ab. Damit sind die umfangreichen Vorbereitungen für den sogenannten „CanSat“-Wettbewerb abgeschlossen. Jetzt geht’s zur Sache. „Eigentlich“, sagt Christian Siegmund von der Hochschule Bremen, „war vorgesehen, die Raketen bis in eine Höhe von 1 000 Metern zu schicken, aber wegen des Windes reduzieren wir die Höhe auf rund 700 Meter.“

Es steckt viel Arbeit in den CanSats (Dosensatelliten) mit einem Gewicht von bis zu 350 Gramm. Sechs Monate haben die meisten der acht teilnehmenden Gruppen daran getüftelt. Zwei reine Mädchen-Teams sind dabei, eine aus Dresden und eine aus Köln. Rahel Anbessie aus Dresden ist in einem fünfköpfigen Team dabei – alle im Alter zwischen 14 und 17 Jahren. „Wir sammeln Wetterdaten, dazu gehören auch Windstärke und -Richtung sowie Temperatur und Luftfeuchtigkeit.“
Die Pflichtmission müssen alle erfüllen: Sie sollen Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen. Die eigene Mission kommt hinzu – und von der hängt letztendlich ab, wer es in den Wettbewerb schafft.

Acht Teams aus Bremen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Bayern haben um den Sieg getüftelt und verbringen noch bis Freitag eine gemeinsame Zeit. Sie zeigen ihre Arbeiten und fiebern am Mittwochmorgen dem Höhepunkt des Unternehmens entgegen: den Start der Rakete, die sehr weit oben die Satelliten aussetzt.
„Das ist alles elektronisch geregelt“, berichtet Siegmund. Die Feststoffrakete sei mit dem entsprechenden Programm ausgestattet. Ist sie oben angekommen, werde sie in zwei Stufen möglichst sachte auf den Boden zurückkehren. Sie ist wiederverwendbar. Nach der Landung machen sich Helfer auf die Suche – nach den Raketen und nach den Satelliten.

Die Schüler haben sich in festen Teams mit bis zu zehn Jugendlichen beworben. Die Sieger-Mannschaft gewinnt die Teilnahme am Europäischen CanSat-Wettbewerb.
Christina Nadolsky hat selbst einmal den deutschen Wettbewerb gewonnen, ist jetzt Projektleiterin und Organisatorin bei der neunten Auflage. Sie ist immer noch begeistert von den Ideen und auch von der Atmosphäre gerade an diesem Tag: „Eine Gruppe will mit dem Satelliten nicht nur unterschiedliche Daten erfassen, sondern auch Strom generieren.“ Eine andere „fliegende Wetterstation“ sammelt neben den üblichen Daten auch Pollen, um die Belastung festzustellen. Eine weitere Gruppe teilt den Satelliten in zwei Teile – die während der Mission miteinander kommunizieren.“ Für die Erfassung nutzen sie eine eigene App.

Der Vorteil in Rotenburg: „Der Flugplatz ist nicht zu groß, und die Fläche ist damit so überschaubar, dass die CanSats nicht verloren gehen“, sagt Nadolsky. Die Bergung – ohnehin nicht ganz leicht – funktioniere hier gut.
Jonas Philipp gehört der Bremer Gruppe an, die ihren Satelliten gerade abgegeben hat und gespannt auf den Start wartet. Diese Spannung nährt sich aus zwei Aspekten. Einerseits hoffen er und seine Kollegen, dass die kleine Dose später unbeschädigt landet, und außerdem die Liveübertragung der gesammelten Daten funktioniert. „Im Oktober haben wir die Zusage bekommen, seitdem arbeiten wir daran. Bis Montag noch haben wir gelötet“, sagt Philipp. Auch Bürgermeister Torsten Oestmann schaut sich die Rakenstarts an. Er sei ein Fan der Luft- und Raumfahrt. Flugplatz-Chef Achim Figgen ist ebenfalls begeistert: „Ich finde das super, weil junge Leute Kontakt zur Luft- und Raumfahrt bekommen.“

Eine fachkundige Jury aus Expertinnen und Experten der Luft- und Raumfahrtbranche bewertet im Anschluss, welches Team sich für den Europäischen CanSat-Wettbewerb 2023 qualifiziert. Der Wettbewerb wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unterstützt. Die Gruppe aus Dresden hat sich übrigens im sogenannten School-Lab des DLR zusammengefunden. Denn sie alle eint das große Interesse an Naturwissenschaft und Technik. Und genau damit haben sie es zu tun, aber auch Projektmanagement sowie Team- und Öffentlichkeitsarbeit gehören dazu und runden das Aufgabenprogramm ab. Die Raketen sind gelandet – nun warten sie auf die Siegerehrung am Freitag in Bremen.