Historiker Wolfgang Dörfler bearbeitet alte Landesaufnahme

Rotenburg - Alte, handgezeichnete Landkarten gehören zu den Forschungs-Leidenschaften von Dr. Wolfgang Dörfler aus Hesedorf bei Gyhum. Der Arzt und Historiker, seit elf Jahren Vorsitzender des Vereins der Freunde des Archivs für Heimatforschung Rotenburg, hält am 30. Januar ab 18.30 Uhr im Historischen Museum der Stadt Hannover „Am Hohen Ufer” einen Vortrag zur berühmtesten Karte des alten Kurfürstentums Hannover, der Kurhannoverschen Landesaufnahme. Für Geschichtsinteressierte, die keine Möglichkeit haben, in die Landeshauptstadt zu fahren, will Dörfler zu einem späteren Zeitpunkt noch vor Ort referieren.
Das von Dörfler in aufwendiger Forschung bearbeitete Thema „Die Militärkarte der Kurhannoverschen Landesaufnahme” wurde als Beitrag im aktuellen Band des Niedersächsischen Jahrbuchs für Landesgeschichte, das von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen herausgegeben wird, vor wenigen Wochen veröffentlicht. Ursprünglich geht das Erstellen der aus 34 Blättern bestehenden Militärkarte auf den Auftrag des englischen Königs Georg III. zurück, der von 1760 bis 1801 regierte und zu dessen Herrschaftsbereich Großbritannien in Personalunion Kurhannover gehörte.
Dörfler: „Mit den Karten wurde zum ersten Mal das Staatsgebiet Hannovers topografisch genau ausgemessen. Sie dienten in erster Linie der Landesplanung, also der Anlage neuer Wasserstraßen und der Moorkultivierung in Norddeutschland. Später, im Verlauf der rund 20 Jahre dauernden Kartenentstehung, wurden auch die östlichen und südlichen Teile des Kurfürstentums vermessen. Vom heutigen Niedersachsen gehörten damals Ostfriesland, Oldenburg, Braunschweig, Hildesheim und Schaumburg nicht zum Staatsgebiet und wurden nicht ausgemessen.”

Angefertigt worden seien die Karten, so Dörfler, von Vermessungsoffizieren der Kurhannoverschen Armee. „Das Vermessungskorps bestand aus acht hoch qualifizierten Männern, die über 20 Jahre, zwischen 1767 und 1787, die Karten anfertigten. Da es sich um ein vom König angeordnetes staatliches Projekt handelte, waren alle Beamten zur bedingungslosen Mithilfe verpflichtet. Die Ämter mussten für Hilfspersonal, Transport, Unterkunft und die Bereitstellung aller älteren Karten Sorge tragen. Nach Abschluss des Kartenwerks im Originalmaßstab von 1:21333.1/3 wurden die Militärkarten im Maßstab 1:64000 gefertigt“, so der Historiker.
Diese detailgenauen Militärkarten, betont Dörfler, seien von „großer Schönheit”. Sie ließen sich praktischer handhaben, „weil auf einem Blatt der Inhalt von bis zu neun Blättern wiedergegeben ist. Diese Militärkarte ist bis heute nicht nachgedruckt worden, sodass das Original nur in Hannover und in London eingesehen werden kann.” Dörflers bisher unerfüllter Wunsch: „Ich würde mich sehr über einen Nachdruck freuen. Am besten das unversehrte Londoner Exemplar.” Dörfler ist sich sicher, dass dieser Kartendruck bei sehr vielen Geschichtsinteressierten auf großen Zuspruch stoßen würde: Eine alte Karte, mit riesigem Aufwand in mühseliger, langjähriger Arbeit erstellt, eine kunstvolle Karte, die unter anderem darüber informiert, wie es vor etwa 250 Jahren im jetzigen Landkreis Rotenburg ausgesehen hat.
Im Kreisarchiv
Das Buch mit dem zu Beginn erwähnten Aufsatz Dörflers steht im Archiv für Heimatforschung, Weicheler Damm 11 (geöffnet montags 8.30 bis 12.30 Uhr, donnerstags 8.30 bis 12.30 Uhr und 13 bis 17 Uhr).