60 000 Booster bis Heiligabend

Beim Thema Impfen soll noch mehr Fahrt aufgenommen werden. Künftig stehen dafür drei Impfstandorte im Landkreis Rotenburg zur Verfügung und im Januar starten die Kinderimpfungen.
Rotenburg – Auf 30 Millionen Booster- oder Auffrischungsimpfungen bis Weihnachten hatten Experten Anfang Dezember für ganz Deutschland gedrängt. Runtergebrochen auf den Landkreis Rotenburg bedeutet das etwa 60 000 Corona-Schutzimpfungen, sagt Landrat Marco Prietz (CDU) während eines Pressegesprächs im Kreishaus – und das Ziel werden die Impfteams zusammen mit den niedergelassenen Ärzten in dieser Woche erreichen.
Es ist eine erfreuliche Botschaft kurz vor dem Fest. In einer Zeit, die dank Corona für viele eine „Geduldsprobe und Zumutung“ ist, weiß der Landrat. Er zeigt Verständnis für Frust, Erschöpfung und Verunsicherung. Aber: Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, ist hoch. Und eine weitere Nachricht schiebt Prietz gleich hinterher: Es gibt ein festes Datum für den Start der Impfungen für die Fünf- bis Elfjährigen: Am 4. Januar geht es los. Die ersten Gespräche zwischen Kinderärzten und Eltern laufen bereits, weiß Michael Schmitz, Bezirksstellen-Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), der ebenso wie Christof Kluthe, Leiter der Kinderklinik am Diakoniekrankenhaus, sowie Dezernentin Heike von Ostrowski und Alexander Oestmann, Leiter der mobilen Impfteams, beim Gespräch dabei ist.
Vorrangig sollen Kinder mit Vorerkrankungen oder Risikopatienten im Umfeld geimpft werden, aber auch auf individuellen Wunsch ist eine Impfung möglich. „Es geht um den individuellen Schutz für die Kinder“, erklärt der Arzt. Viele wissen zum Beispiel, dass sie ihre Großeltern so schützen können. Aber es ist nicht ihre Aufgabe, den Verlauf der Pandemie zu ändern, betont Kluthe.
Und um ein Ende zu erreichen, sieht er ohnehin nur einen Weg: „Wir brauchen die Impfung“, sagt Kluthe schlicht. Beim Thema Impfpflicht bleiben indes alle verhalten. Schmitz spricht aber die Pflicht im Gesundheitswesen an, die weitere Mitarbeiter kosten könnte: „Das wird Auswirkungen haben, die Umsetzung wird spannend.“ Prietz sieht hingegen die Gefahr, andernfalls in einer „Endlosschleife“ zu landen. „Meiner Ansicht nach ist die Entscheidung in Berlin gefallen.“ Nicht das Ob, sondern das Wie wäre nun entscheidend.
Dahingegen ist die Botschaft beim Impfen allgemein eindeutig: So viele wie möglich zu erreichen. Gerade bei den Erstimpfungen ist die Nachfrage niedrig. Die 2G- und 3G-Regel haben manche umgestimmt. „Das war ein Anreiz, aber es könnten noch deutlich mehr werden“, sagt Prietz. Wie man sie motivieren könnte, darüber werde viel diskutiert, ergänzt von Ostrowski. Es werde schwieriger, diese Menschen zu erreichen. Eventuell könnte die jüngste Zulassung des „Totimpfstoffs“ Novavax noch einige umstimmen. Wann dieser bestellt werden kann, ist aber noch nicht klar.
Testen rund um die Feiertage
34 neue Coronafälle seit Dienstag, damit aktuell 325 an Covid-19 Erkrankte im Landkreis Rotenburg. 13 von ihnen werden im Krankenhaus behandelt. Und jetzt stehen die Feiertage vor der Tür, damit Besuche bei Verwandten und Freunden. Zwar sollen diese möglichst reduziert werden, wer sich dennoch trifft, könnte durch einen Schnelltest zumindest ein bisschen Sicherheit erlangen. In der Kreisstadt gibt es mehrere Möglichkeiten. So bietet die Apotheke Große dank der Bereitschaft von Mitarbeitern an Heiligabend, am ersten Weihnachtstag sowie an Silvester die Möglichkeit. Termine können über die Internetseite ausgemacht werden. Allerdings sind die Kapazitäten gut ausgereizt, teilt Apotheker René Große mit. Resttermine ergattern sei aber möglich. Rund um die Feiertage seien wochentags noch viele Termine verfügbar. Man merke allerdings, dass die Geboosterten nicht mehr kommen. Das müssen sie nicht, sinnvoll sei es aber, so Große. Er appelliert dazu, besonders im Hinblick auf die Coronavirus-Varianten wie Omikron. Davon gibt es aktuell im Kreis elf nachgewiesene Fälle, aber nicht jede Probe wird sequenziert.
Ein neues Testzentrum gibt es auf dem Neuen Markt. Betreiberin Susan Abdul hat den Vertrag vorerst bis Ende März, mit der Option auf Verlängerung, erklärt sie. Die „Teststation Covid-19“ ist über alle drei Weihnachtsfeiertage sowie an Silvester von 9 bis 15 Uhr geöffnet, an Neujahr geschlossen. Für diese Tage empfiehlt sich eine Anmeldung über die Homepage (www.teststation-covid19.de), es sind aber viele Kapazitäten verfügbar, so Abdul. An den Wochentagen rund um die Feiertage seien Tests ohne Anmeldung möglich.
Die „H.I. Competence Group“ eröffnet das Testcenter auf dem Obi-Parkplatz an der Bremer Straße wieder. Dort sollen sowohl an Heiligabend als auch am ersten Weihnachtsfeiertag Kapazitäten sein, so ein Unternehmenssprecher. Er rät aber dazu, im Vorfeld vor Ort nachzufragen, da es kurzfristig zu Verschiebungen bei den Terminen kommen könnte. Buchungen sind unter hi-testzentrum.de möglich.
Auch der DRK-Kreisverband Rotenburg öffnet heute an der Elise-Averdieck-Straße 17, in den ehemaligen Räumen des Restaurants Aira, ein Testzentrum. An allen Feiertagen über Weihnachten und den Jahreswechsel gibt es Kapazitäten von 8 bis 17 Uhr, an den anderen Tagen von 8 bis 20 Uhr. Vorzugsweise per Anmeldung (www.drk-row.de), Spontantestungen sind aber in begrenztem Umfang möglich.
Betrachtet man die Zahlen der Intensivstationen, sind die schwer Erkrankten größtenteils ungeimpft. Daher sollen die Impfungen weiter vorangetrieben werden. Auch Booster sind wichtig, so geht der Appell auch an Ältere, die noch nicht ihre dritte Dosis haben und die, die erst eine Impfung mit „Johnson & Johnson“ hatten und sonst „Omikron ungeschützt entgegentaumeln“, so Prietz.
Um mehr Menschen zu erreichen, richtet der Landkreis künftig drei feste Impfstandorte ein: die ehemalige Grundschule Stadtmitte in Bremervörde, der ehemalige Standort des Impfzentrums in Zeven sowie eine Halle von Behrens in Rotenburg gegenüber des Obi-Markts.
Wir wollen das Tempo im neuen Jahr noch erhöhen.
Ab Anfang Januar können so gut 1 200 Termine pro Tag angeboten werden. Deutlich mehr, wenn es die Impfstofflieferung zulässt. Momentan einer der größten „Stressfaktoren“, weiß Schmitz. Die Praxen und Impfteams müssen die Vakzine bestellen. Was letztlich ankommt, „wissen wir leider nicht genau“, so Schmitz. Die Impfteams planen daher mit Bedacht, um keine Termine absagen zu müssen.
Oestmanns verfügbares Personal wird ab Januar ordentlich aufgestockt: von drei auf fünf Teams. Der Landkreis reagiert damit auch auf die jüngste Empfehlung der Stiko, nach drei Monaten zu boostern. „Wir stellen uns darauf ein, dass es noch über einen längeren Zeitraum so bleibt“, verteidigt Prietz die Einstellungen.
Die Standorte seien ein guter Mittelweg. Zuletzt sei der Aufwand des Fahrens, Auf- und Abbaus so groß gewesen, dass man diese Zeit besser für Impfungen nutzen kann, so Oestmann. Ein zurück zum Impfzentrum sei weder gewollt noch geplant. „Die mobilen Teams sind effektiver und flexibler“, meint auch Schmitz. Und sollte Bedarf herrschen, können Teams weiterhin ausrücken. Schon jetzt werde richtig Gas gegeben, aber Prietz sagt auch: „Wir wollen das Tempo im neuen Jahr noch erhöhen.“