Ärzte gründen Lipidzirkel

Eine bessere und fundiertere Behandlung bei hohen Cholesterinwerten: Darum geht es zwölf Medizinern aus der Region, die sich zum Lipidzirkel zusammengeschlossen haben. Gemeinsam wollen sie niedergelassene Ärzte unterstützen und diese sowie Patienten informieren.
Rotenburg – Sie sind mit die häufigsten Todesursachen: Herzinfarkte und Schlaganfälle. Ursachen dafür kann es einige geben – Diabetes und Bluthochdruck etwa. Aber auch erhöhte Cholesterinwerte und damit verbunden die Fettstoffwechselstörung, „und da hat sich in den vergangenen zehn Jahren in Sachen Entwicklungen viel verändert“, sagt Mustafa Bacinovic, Facharzt für Nierenheilkunde am Dialysezentrum in Rotenburg. Um das zu transportieren, zu informieren und so Patienten die optimale Behandlung zu bieten, haben sich Ärzte aus der Region zum „Lipidzirkel Nordheide“ zusammengefunden.
Hauptaugenmerk auf der Nachsorge
Zwölf Mediziner – neben dem Nephrologen Bacinovic mehrere Kardiologen sowie Diabetologen – aus Rotenburg, Bad Fallingbostel, Verden, Walsrode und Soltau arbeiten in diesem Zirkel daran, sich untereinander zu vernetzen. Nicht nur das: „Wir wollen unseren niedergelassenen Kollegen mehr Sicherheit bieten und für Fragen zur Verfügung stehen und damit Ansprechpartner sein“, betont Sebastian Kramer, Kardiologe in der Kardiologischen Praxis Rotenburg. Zugleich wollen sie den Fachärzten die Möglichkeit eröffnen, sollten die Werte besonders schlecht sein, sich selbst die betroffenen Patienten anzuschauen. Dafür haben sie für diesen Zirkel gezielt Kollegen angesprochen, „damit wir uns möglichst breit aufstellen – fachlich, wie auch regional“, so Bacinovic. Viele der Mitglieder des Zirkels sind Chefärzte aus dem kardiologischen Bereich sowie in den Krankenhäusern der Region tätig.
Dabei liegt das Hauptaugenmerk nicht auf der primären Prophylaxe, also, wenn vorher noch gar keine Probleme aufgetaucht sind, sondern auf der Nachsorge: „Uns geht es darum, weitere Folgen zu verhindern“, erklärt Bacinovic. „Denn wenn wir nicht alle Faktoren – und daher auch die Lipidwerte – betrachten, bleibt die Gefahr eines Herz- oder Schlaganfalls“, ergänzt Kramer.
Das Interesse bei den Menschen ist da, der Informationsbedarf ist groß.
Bereits seit gut 100 Jahren werden Blutdruck und Diabetes medikamentös behandelt, „da gibt es sehr gut entwickelte Medikamente“, so der Nierenfacharzt. Bei Diyslipädemie, also der Fettstoffwechselstörung, ist das allerdings anders. „Es gibt zwar die Möglichkeit der Behandlung sowie Medikamente, das alles ist allerdings noch sehr teuer“. Dazu kommt, dass die medikamentöse Behandlung der Fettstoffwechselstörung noch geschichtlichen Ballast mit sich schleppt – Stichwort „Lipobay“. Der Cholesterinsenker des Pharmakonzerns Bayer war 2001 weltweit vom Markt genommen worden, als Patienten nach der Einnahme an Muskelschwäche litten und einige von ihnen daran starben. „Daher gibt es um die heutigen Medikamente noch Diskussionen, dazu kommt die immer wieder aufgekommende Geschichte von der ,Lipidlüge‘“, sagt Christine Koch-Tessarek, Diabetologin am Agaplesion Diakonieklinikum. Bei dieser wird immer wieder die Schädlichkeit des Cholesterins für die Gefäße angezweifelt. „Das hat sich bei vielen eingebrannt.“
Den Mitgliedern des „Lipidzirkels“ geht es daher darum, eine vernünftige Kostensteuerung und zugleich einen Fortschritt für die Patienten zu erreichen. „Eben weil so großes Misstrauen gegenüber den Medikamenten herrscht. Natürlich müssen wir da auch die Muskelschmerzen ansprechen, aber oft reicht da schon die Einnahme eines anderen Präparates“, weiß Kramer. „Aber wir hören immer wieder: Das Interesse bei den Menschen ist da, der Informationsbedarf ist groß.“
Der Auftakt
Eine erste Veranstaltung des Lipidzirkels Nordheide ist bereits in Planung – und richtet sich an Ärzte: Für Mittwoch, 22. März, lädt der Zusammenschluss zu einer Eröffnungsveranstaltung ins Heimathaus ein, Beginn ist um 17 Uhr.