1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Rotenburg
  4. Fintel

Ein Schritt Richtung Inklusion

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Hanna-Maria Schlage ist eine der ersten Inklusionsbotschafterinnen und möchte mit dem Mahl Barrieren abbauen und andere Menschen kennenlernen. Foto: DETLEFSEN
Hanna-Maria Schlage ist eine der ersten Inklusionsbotschafterinnen und möchte mit dem Mahl Barrieren abbauen und andere Menschen kennenlernen. © Detlefsen

Fintel - Von Marié Detlefsen. Menschen zusammenbringen, egal ob mit oder ohne Behinderung – das hat sich die 31-jährige Hanna-Maria Schlage zur Aufgabe gemacht. Sie hat das Downsyndrom und ist seit 2014 Inklusionsbotschafterin, um im Geiste der UN-Behindertenkonvention das Konzept der Inklusion bekannt zu machen und sich dafür einzusetzen. Im Rahmen dessen veranstaltet sie am Mittwoch für geladene Gäste ihr erstes Inklusions-Mahl in Fintel.

Schlage nutzt ihre genetisch bedingte Veranlagung, auch Trisomie 21 genannt, um aktiv zu werden. Vor etwa vier bis fünf Jahren hat sie sich im Rahmen eines Projekts von „Aktion Mensch“ als Inklusionsbotschafterin beworben und ist damit eine der ersten, die diesen Titel erhalten hat. Seitdem nimmt sie an vielen Projekten teil, setzt aber vor allem auch ihre eigenen Ideen um.

Ihre erste Aktion bestand darin, Urkunden an Unternehmen, Gemeinden oder Personen zu vergeben, welche besonders inklusionsfreudig seien. „So etwas ist keine Selbstverständlichkeit in Restaurants oder woanders, weshalb Hanna-Maria seit zwei Jahren am 21. März, dem Welt-Downsyndrom-Tag, immer eine Urkunde für die gelebte Inklusion vergibt“, erzählt ihre Mutter Bärbel Hoppe. Damit war es aber nicht getan, denn Schlage wollte weitere Aktionen planen, wodurch beide auf die Idee des Inklusions-Mahls stießen. „Wir wollten nicht einfach nur die Nachbarschaft einladen“ so Hoppe. „Es geht darum, Menschen aus verschiedenen Orten zusammenbringen, Barrieren abzubauen und aufeinander zuzugehen“. Als besonderer Gast werde Rechtsanwalt und Politiker Gregor Gysi an dem Mahl teilnehmen, auf den sich Schlage besonders freue.

Ein Problem liege vor allem in der Inklusion auf dem Land. Die Familie ist erst vor sieben Jahren nach Fintel gezogen, sie wohnte vorher in Hamburg. Schlage blieb zunächst noch für ein paar Jahre in der Hansestadt und wohnte in einer selbst gegründeten „Inklusions-WG“. Natürlich sei sie dort selbstständig klargekommen, betont ihre Mutter. „Menschen mit Downsyndrom werden immer unterschätzt in ihren Fähigkeiten, dabei kann meine Tochter einkaufen gehen und selbstständig mit der Bahn fahren.“

Ein großer Vorteil sei der Hamburger Verkehrsbund (HVV) gewesen, aber es gebe in der Stadt generell mehr Angebote und Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung. Es sei dort vollkommen normal, wenn sie zum Beispiel zum Sport gehe, während auf dem Land nach Betreuern gefragt werde und das Angebot nur begrenzt sei.

Hier sei Schlage immer auf die Familie angewiesen, wenn sie irgendwo teilnehmen oder hinfahren möchte. Vor allem die Behörden im Umkreis unterschätzen die Fähigkeiten der 31-Jährigen, so Hoppe. Dennoch fühle sich die Familie in Fintel sehr wohl. „Einmal Dorfkind, immer Dorfkind. Außerdem kann Hanna-Maria hier ihre Freude am Reiten ausüben.“

Schlage selbst ist sehr gespannt auf ihre Aktion. „Ich fühle mich wohl und freue mich richtig auf das Mahl.“ Die Inklusion muss aus ihrer Sicht noch viel weiter gehen und falls das Mahl ein Erfolg wird, gebe es schon zahlreiche Anfragen für eine Wiederholung. Auch ihr Stiefvater Helmut Volkhausen steht ihr voll und ganz zur Seite. „Ich habe sie vor 14 Jahren kennengelernt und seitdem begegne ich behinderten Menschen anders, ich bin ungehemmter. Das ist das Ergebnis von Inklusion.“ Ihre Mutter hilft bei der Organisation und macht deutlich: „Abgesehen von meinen zwei anderen Töchtern, ist Hanna-Maria das Beste, das mir jemals passiert ist und es gibt keinen Grund, das zu bedauern. Sie ist selbstständig und ich hoffe, dass auch andere Menschen das erkennen“.

Auch interessant

Kommentare