Samtgemeinde Fintel: Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Die Samtgemeinde Fintel möchte bis 2035 vollständig klimaneutral werden. Der Plan ist ambitioniert, die Umsetzung in der Politik umstritten.
Lauenbrück – Bis zum Jahr 2045 soll in Deutschland die sogenannte Treibhausgasneutralität erreicht werden, das strebt zumindest die Bundesregierung an. Die Idee dahinter: Zwischen Treibhausgas-Emissionen und deren Abbau soll ein Gleichgewicht herrschen. So will man verhindern, dass der Treibhausgaseffekt weiter zunimmt. Das Szenario ist mit Blick auf die schon jetzt spürbare Veränderung des Klimas mehr als wichtig – das sehen auch die Mitglieder des Klimaausschusses der Samtgemeinde Fintel so.
Die Idee, die der Ausschuss nun verhandelt hat, ist, dass die Samtgemeindeverwaltung diese Neutralität bereits bis 2030 erreichen will. Bis 2035 soll diese Neutralität dann für alle Menschen, also auch alle privaten Haushalte, den Verkehr, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen innerhalb der Samtgemeinde erreicht sein. Demnach wären die Menschen hier vor Ort den Idealen der Bundesregierung um zehn Jahren voraus – doch ganz so einfach wird die Umsetzung dieser Vision nicht gehen. Dies zeigte die angeregte Diskussion im Ausschuss.
Dessen Mitglieder hatten sich zunächst den Bericht des Klimaschutzmanagers Matthias Weiß angehört. Anschließend erläuterte Frederic Schlotfeldt, Referent der Firma „Energielenker“, die aktuelle Energie- und Treibhausgasbilanz für die Samtgemeinde Fintel. Er stellte auch eine Potenzial- und Szenarienanalyse vor. Am Ende fasste der Referent zusammen, welche Schlüsselfaktoren notwendig sein werden, um das Ziel der Treibhausgasneutralität konkret in der Samtgemeinde umzusetzen.
Neue Technik muss her
Schlotfeldt benannte eine deutliche Erhöhung der Sanierungsrate von Gebäuden – nur so kann der Wärmebedarf dieser Gebäude gesenkt werden. Die angewandte Heizungstechnik muss man austauschen: Statt mit Erdgas, Heizöl und Flüssiggas müsse man in Zukunft die Technologie der Wärmepumpen anwenden. Solarthermie und Bioenergie, aber auch Nahwärmenetze müssen genutzt werden.
Weiterhin muss eine deutliche Veränderung des Verkehrs erfolgen: also mehr Fahrgemeinschaften, mehr öffentlicher Nahverkehr und generell eine Umstellung auf Elektromobilität. Als weitere Möglichkeit, die erneuerbaren Energien auszubauen, benannte er Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen, Wind- und Solarenergie. Nach seinem Referat waren die Ausschussmitglieder inhaltlich gut vorbereitet, nun galt es, sich dem zu fassenden Beschlussvorschlag zu widmen.
„Wir haben jetzt viel Theorie gehört und der Wille zur Umsetzung ist generell sicher da“, stieg Merten Lüdemann (CDU) in die Diskussion ein. Dennoch wolle er den Beschlussvorschlag so nicht fassen. Er schlug vor, man könne diesen umformulieren. Das Ziel der Treibhausgasneutralität solle angestrebt werden, nicht aber bis 2030 und 2035 realisiert sein.
Debatte um Formulierungen
Hans-Jürgen Schnellrieder (Grüne) betonte, dass die Gemeinde aber doch in Sachen Klimaschutz etwas erreichen wolle. Volker Witt (CDU) stellte die Frage, ob die Samtgemeinde überhaupt berechtigt sei, privaten Haushalten Vorschriften zu stellen. Weiß schlug vor, dass die Verwaltung zumindest den Anwohnern, die daran interessiert seien, entsprechende Vorgaben geben könne. „Wir können niemandem etwas vorschreiben, aber wir können Anreize geben“, schlug Tobias Koch (SPD) vor. „Das geht für mich in die völlig falsche Richtung. Alle Gemeinden haben kein Geld, aber wir sollen Anreize schaffen“, widersprach Lüdemann dieser Idee. „Wir könnten die Formulierungen von Bund und Ländern übernehmen“, schlug Schnellrieder vor.
Helmut Oetjen (SPD) stellte fest, man müsste die Vorgaben von Bund und Ländern erstmal genauer kennen. Auch ergänzte er, dass die Gemeinden keine Mittel hätten und nach dem Beschlussvorschlag nun etwas gewollt sei, was sogar noch über die Ziele der Bundesregierung hinaus gehe. Schnellrieder schlug nun vor, das gesamte Thema zu schieben.
Samtgemeindebürgermeister Sven Maier wollte zunächst aber Weiß hören, ob dieser für die Erstellung seines Klimaschutzkonzepts schon jetzt eine konkrete Entscheidung benötige. Weiß erklärte, dass eine Entscheidung zwar gut wäre, er aber auch ohne diese weiterarbeiten kann. Nach einigen weiteren Überlegungen beschloss der Ausschuss dann einstimmig, den Beschluss in die nächste Klimaausschusssitzung zu verschieben. Bis dahin wollen alle Beteiligten die entsprechend notwendigen Formulierungen besser vorzubereiten.