Nachhilfe auf Augenhöhe: Zwei 16-jährige Schüler entwickeln Website

Schule ist nicht immer ein Selbstläufer. Oft ist viel Lernen zusätzlich angesagt und das geht am besten mit seinen Klassenkameraden. Zwei Freunde haben aus diesem Prinzip ein Nachhilfe-Angebot gemacht.
Lauenbrück/Rotenburg – Wenn in Mathe mal wieder der Schuh drückt oder man in Englisch nur Bahnhof versteht, greift man meist zum altbewährten Nachhilfe-Unterricht – so die Theorie. Das Angebot im Internet ist groß. Oft landet man auf zentral verwalteten Seiten, die mit Extrakosten verbunden sind. Die Übersicht zu behalten und individuelle Hilfe zu finden, ist oft schwierig. Die zwei Freunde Calvin Fasan aus Fintel und Luca Möller aus Lauenbrück besuchen die elfte Klasse und wollen genau da ansetzen – Nachhilfe von Schülern für Schüler. Das Credo: regional, kompakt, übersichtlich und bezahlbar.
Dann fing das mit Corona an, und die Schüler waren auf sich allein gestellt.“
Es begann eigentlich mit dem Wunsch der zwei Freunde, ein Projekt zusammen zu starten. Dann kamen Corona, Lockdown und Unterricht via Videokonferenz. „Wir lesen generell viel und beschäftigen uns auch viel mit dem Thema Bildung. Dann fing das mit Corona an, und die Schüler waren auf sich allein gestellt“, erzählt Fasan, der das Ratsgymnasium Rotenburg besucht. „Wir haben uns währenddessen gegenseitig unterstützt mit dem Schulstoff und haben gemerkt, dass es gut funktioniert, das Ganze von einem Schüler erklärt zu bekommen, der dasselbe durchmacht“, ergänzt Möller. Er macht derzeit sein Abitur an den Berufsbildenden Schulen in der Kreisstadt.
Ein wichtiger Punkt ist aber auch Hilfe zur Selbsthilfe. „Allein schon das Zusammensetzen mit Gleichaltrigen und zu schauen, wie man überhaupt richtig lernt, welcher Lerntyp man ist, finde ich wichtig. Denn ich kenne das von mir, als wir fast ein halbes Jahr nicht in der Schule waren im Lockdown, diese Hilflosigkeit: Wo fange ich an, wie sortiere und organisiere ich mich?“

Mit ihrer Website versuchen Calvin Fasan und Luca Möller aber auch eigeninitiativ dem Problem von überfüllten Klassen und zu wenig Lehrern entgegenzuwirken. „Es fehlte oft an direkten Ansprechpartnern für kleine Zwischenfragen. Man hat dann teilweise versucht, sich mit Youtube zu helfen, aber das war irgendwie suboptimal. Wir bauen vor allem auf engen Lehrer-Schüler-Kontakt, damit die Nachhilfe auch nachhaltig Erfolg zeigt“, berichtet Möller. Also haben die zwei sich hingesetzt und ihre Projektidee in die Tat umgesetzt. „Seit ich elf Jahre alt bin, interessiere ich mich schon dafür, Websites zu bauen, sodass ich da auch einen kleinen Heimvorteil hatte“, sagt Fasan.
Seit November bei der Arbeit
Im November 2022 konkretisierten die zwei ihr Projekt, erstellten Texte und Website-Bausteine mit dem IT-Wissen von Fasan. Die Website war also fix gebaut: Schlicht und übersichtlich, mit einer Startseite, auf der man zwischen fünfter bis zehnter Klasse und zwischen verschiedenen Bildungsgraden wählen kann. Wo der Unterricht stattfindet, kann man auch entscheiden. „Der eine lernt vielleicht besser draußen, der andere online – das wird alles individuell geregelt“, erklärt Fasan.
Die Nachhilfe-Lehrer bestehen aus Schülern, von denen jeder seine stärksten Fächer unterrichtet. Calvin zum Beispiel gibt Hilfestellung in Mathe, Physik und Informatik. „Aktuell besteht unser Team aus vier Lehrern. Uns zwei und noch zwei weitere Mitschüler“, so Fasan. Die Auswahl erfolgte nach sorgfältiger Prüfung. Mit den Unterrichtsstunden bessern die Schüler gleichzeitig ihr Taschengeld auf. Ab zwölf Euro soll eine Stunde kosten „Wir wollen uns auf jeden Fall im günstigeren Niveau bewegen, damit man sich das auch leisten kann.“
Formelle Hürden für Minderjährige
Man merkt, dass Fasan und Möller sich intensiv mit Lernmethoden, Lernprogrammen und helfenden Apps auseinandergesetzt haben. Doch so eine Website als Schüler zu starten, birgt auch formelle Hürden. Unterstützung bekommen sie da natürlich von ihren Eltern, die nicht nur finanziell an ihrer Seite sind, sondern auch in rechtlich formellen Fragen. Ohne geht es denn nämlich nicht ganz, da Fasan und Möller noch minderjährig sind. „Wir müssen natürlich noch einiges mit dem Familiengericht klären und ein Gewerbe anmelden. Das läuft dann alles über unsere Eltern“, erklärt Fasan.
Zielgruppe sollen vor allem die Eltern der potenziellen Nachhilfe-Schüler sein. Bisher gab es noch keine Anfragen, denn die Seite befindet sich aktuell noch in der Testphase „Wir wollen mal schauen, ob die Nachfrage überhaupt da ist, freuen uns aber schon auf die ersten Anfragen.“ Unter www.nachhilfe-row.de kann man sich genauer informieren und den ersten Beratungstermin buchen – der ist nämlich kostenlos und unverbindlich.