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Fintel: Garantierte Kita-Plätze für Samtgemeinde-Mitarbeiter

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Von: Judith Tausendfreund

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Die „Alte Post“ in Lauenbrück ist gut besucht.
Die „Alte Post“ in Lauenbrück ist gut besucht. © jtb

Die Samtgemeinde Fintel will künftig Mitarbeitern mit Kindern einen Kindergartenplatz anbieten können, auch wenn diese ihren Wohnsitz eben nicht in der Samtgemeinde haben. So soll dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.

Lauenbrück – Erzieher und Lehrer sind Mangelware, dieses Phänomen kennen auch die Kommunen im Landkreis Rotenburg. Die Samtgemeinde Fintel wird nun aktiv, um diesem Mangel konstruktiv zu begegnen. Hierzu wird die aktuelle Kita-Satzung geändert. Mit der jetzt beschlossenen Neufassung können in Zukunft pädagogische Fachkräfte ihre eigenen Kinder in den Einrichtungen der Samtgemeinde betreuen lassen, auch wenn sie dort nicht ihren Wohnsitz haben.

Michael Sablotzke (SPD), Vorsitzender des Schulausschusses, fand klare Worte zu dem Beschluss: „Wenn wir das nicht umsetzen, finden wir einfach keine Erzieher mehr“. Niemand könne morgens um 7 Uhr mit der Arbeit anfangen, wenn davor noch ein Anfahrtsweg und ein weiterer, zusätzlicher Weg, um das eigene Kind in den Kindergarten zu bringen, zu leisten sei.

Tatsächlich gab es in der Gemeinde schon Fälle, dass Fachkräfte in den Kindertagesstätten ihren Job gekündigt haben, da sie für ihre eigenen Kinder keine Betreuungsmöglichkeiten gefunden haben – und zwar aufgrund der Tatsache, dass sie als Nichtansässige in der Gemeinde keinen Kindergartenplatz erhalten hatten.

Der Vorschlag zur Satzungsänderung wurde nun aus den Reihen der Schulleiterrunde an die Verwaltung herangetragen und im Rat diskutiert. Und zwar nicht zum ersten Mal. Schon vor drei Jahren gab es diese Diskussion, damals konnten die Initiatoren der Idee nicht ausreichend überzeugen. Der erste Anlauf wurde abgelehnt.

Doch nun sieht die Situation anders aus. „Ich bin inzwischen dafür“, diese Äußerung kam nun während der Ratssitzung sowohl von Werner Kahlke (SPD) als auch von Jürgen Rademacher (CDU). Beide erklärten, dass die Satzungsänderung inzwischen einfach notwendig geworden sei. Die Zeiten hätten sich geändert.

Erstattung abgelehnt

Anfang des Jahres hatte die Samtgemeinde alle Kindertagesstätten eine Woche lang geschlossen, da aufgrund von Krankmeldungen die Betreuung nicht sichergestellt werden konnte. Bürgermeister Sven Maier spricht von einer Notsituation und schließt eine Wiederholung nicht aus. Die Satzung erlaubt eine solche Maßnahme, allerdings muss sie rechtzeitig angekündigt werden. Das ist nicht geschehen. Im Raum stand nun die Forderung, den Eltern die Gebühren für diese Zeit zurückzuerstatten. Dies wurde vom Rat abgelehnt. 

Auch im Sozialausschuss wurde jüngst über das Thema kontrovers diskutiert. Die vorgeschlagene Neuregelung wurde in beiden Gremien nicht nur begrüßt, sondern auch kritisch betrachtet. Es gibt durchaus Bedenken, die geäußert wurden. Denn die jetzt vorgeschlagene Neuregelung hat zur Folge, dass im Grunde allen Mitarbeitern der Verwaltung diese Möglichkeit gegeben werden muss. Auf der anderen Seite sind nicht nur Erzieher Mangelware, sondern auch Kindergartenplätze sind knapp. Von daher gilt es, für die Zukunft, genau abzuwägen, wie man alle Belange am besten berücksichtigen kann.

Verwaltungsfachfrau Henrike Hoppe stellte eine deutliche Rechnung auf: „Wenn wir einen Lehrer anstellen können, wissen wir, dass 26 Kinder unterrichtet werden. Wenn wir einen Erzieher für unsere Kindergärten bekommen, wissen wir, dass 25 Kinder betreut werden – das bringt uns also wirklich was“.

Auch Hans-Jürgen Schnellrieder (Grüne) sprach sich für die Neuregelung aus: „Wir sind eine moderne und familienfreundliche Gemeinde, sind sogar zertifiziert, wir müssen diese Türe öffnen“.

Samtgemeindebürgermeister Sven Maier erklärte auf Nachfrage, dass es bereits andere Kommunen, etwa im Heidekreis, gebe, die ähnlich verfahren würden. Die beschlossene Neuregelung werde ab dem kommenden Sommer greifen.

Insgesamt verfügt die Samtgemeinde über sechs Kinderbetreuungseinrichtungen, mehr als 350 Kinder werden in diesen betreut. Zum kommenden Sommer sind aktuell in den Krippen zwölf Plätze und in den Kindergärten 14 Plätze frei, allerdings ändern sich die Anmeldezahlen permanent.

Schon jetzt gibt es Einrichtungen, in denen keine freien Plätze mehr zur Verfügung stehen. Beispielsweise in Fintel und in Helvesiek ist dies der Fall, dennoch geht die Verwaltung davon aus, dass sie den Rechtsanspruch für alle Kita-Anmeldungen im Betreuungsjahr 2023/2024 erfüllen kann.  

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