Die Lage im Verein habe sich seit der Neuwahl des Vorstandes am 10. Oktober vergangenen Jahres „leider nicht verbessert, der Hoffnungsschimmer am Horizont beginnt jedoch zu verblassen“, so Pahl. „Der Verein steckt in einer tiefen Krise, die gemeinsame und zielgerichtete Anstrengungen erfordern“, so Pahl weiter. Es habe sich innerhalb des Vorstandes binnen der vergangenen Monate kein Konsens finden lassen bei der Frage, wie die Zukunft des Vereins zu gestalten ist.
Spätestens seit dem Rücktritt der Schriftwartin seien die Mehrheitsverhältnisse derart, „dass ich nicht in der Lage bin, die Belange des Vereins ordentlich zu vertreten“, fasst Pahl zusammen. Die übrigen Vorstandsmitglieder folgten der Betreiberin „nahezu blind und handeln nach meinem Dafürhalten daher auch wider die Vereinsinteressen“. Er könne dies mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, daher sei die Amtsniederlegung unumgänglich.
Krise, naja. Da habe ich wirklich schon ganz andere Sachen erlebt.
Für Samstag war die Jahreshauptversammlung vorgesehen. Der Vorstand hatte sich trotz großer Unstimmigkeiten darauf geeinigt, eine Neuwahl anzusetzen. Im Januar hatte Pahl erklärt, dass die Führungsriege in der jetzigen Konstellation keine Zukunft mehr habe. Pahl und die Schriftführerin Neele Osmers wollten auf keinen Fall mehr mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Emile Stuijt, der Kassenwartin Karin Busch sowie der Sportwartin Imke de Boer vom Reitclub Rotenburg weiter zusammenarbeiten. Ein Riss ging also durch den Vorstand. Zwei Tage nach dem Gespräch des Vorsitzenden mit unserer Redaktion schmiss dann Neele Osmers die Brocken hin, stellte ihr Amt mit sofortiger Wirkung zur Verfügung. Jetzt steigt Pahl selbst aus.
Angetreten war er im Oktober, um den Reitclub mit seinen 102 Mitgliedern zunächst auf Vordermann und dann auf Kurs zu bringen. Doch nach nur wenigen Wochen geht es stattdessen vor allem um Anzeigen, Schuldzuweisungen, mangelndes Vertrauen. Pahl steht allein auf weiter Flur. Jetzt zieht er für sich die Konsequenzen.
Seit dem 10. Oktober, so Pahl, seien einige Sachverhalte aufgeklärt worden. Dazu gehörten vor allem das ungeklärte Vertragsverhältnis mit der Betreiberin der Anlage und die offensichtliche Weigerung, diese für den Verein existenzielle Unsicherheit aufzulösen. Pahl weiter: „Auch die Mitteilung durch den zuständigen Landesverband, dass der Betreiberin keine weiteren Sonderprüfungen genehmigt werden und somit die korrekte Abnahme von Reitabzeichen oder die Durchführung von Turnieren nur durch Beteiligung externen Personals ermöglicht, oder die extreme Häufung von Koliken, sind nur einige Beispiele (...) für objektiv belegbare Vorgänge, die Maßnahmen im Interesse des Vereins zwingend erfordern, jedoch durch die aktuelle Mehrheit im Vorstand verhindert werden.“ Die „Begünstigung der Betreiberin“ ohne zahlungsbegründende Unterlagen habe schließlich zu einer Anzeige wegen Veruntreuung und einer wegen Betruges geführt.
Bei der Frage, wie viele Anzeigen eigentlich während des vergangenen halben Jahres im Verein erstattet worden sind, muss Emile Stuijt nicht nur lachen, sondern auch passen: „Ich weiß es wirklich nicht.“ Was er aber sagen kann: Die nun verschobene Jahreshauptversammlung soll „schnellstmöglich“ nachgeholt werden, um dann einen neuen Vorstand zu wählen. Und er sagt auch, er werde sich dann als erster Vorsitzender zur Verfügung stellen, „bevor es keiner macht“.
Die Aussage Stefan Pahls, der Verein befinde sich in einer „tiefen Krise“, weist Stuijt deutlich zurück: „Krise, naja. Da habe ich wirklich schon ganz andere Sachen erlebt.“ Doch er gibt zu, nicht damit gerechnet zu haben, dass man als Verein heute da ist, wo man eben steht. Zwei der fünf Vorstandsmitglieder schmeißen hin. Im Fall von Stefan Pahl sei das nach den Entwickelungen jedoch zu erwarten gewesen. Das alles, so Stuijt, sei natürlich nicht schön. Jetzt müsse es darum gehen, einen neuen Vorstand zu finden, um dann im Sinne des Vereins miteinander zu arbeiten und eben nicht mehr gegeneinander. Er glaube schon, die erforderliche Akzeptanz im Verein zu haben, betont Stuijt. Den jetzigen Cut bezeichnet er vor diesem Hintergrund dann auch als gut. Ebenso die Kooperation mit der Pächterin Angelique Sieg. Mit ihr würde er gerne weiter zusammenarbeiten – „miteinander und eben nicht über Anwälte“. Dem stellvertretenden Vorsitzenden liegt übrigens nach eigener Aussage noch keine schriftliche und unterschriebene Rücktrittserklärung von Stefan Pahl vor.
Bei allen Querelen im Verein laufen immer noch die Untreue-Ermittlungen gegen den ehemaligen Kassenwart. Mehr als 70 000 Euro aus dem Vereinsvermögen sind verschwunden. Es werde wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, wobei es sich um Gelder des Reitclubs handeln soll, die der ehemalige Amtsträger für private Zwecke entnommen haben soll, hatte Martin Schanz als Sprecher der Staatsanwaltschaft in Verden Ende Januar betont. Von neuen Entwicklungen weiß Emile Stuijt zurzeit nichts. „Das ist jetzt Sache der Staatsanwaltschaft.“