Erste Wasserstofftankstelle für Passagierzüge entsteht in Bremervörde

Seit Herbst 2018 fahren zwei Wasserstoff-Züge zwischen Buxtehude und Cuxhaven. Es sind die ersten Bahnen im Personenverkehr überhaupt, die mit dieser Technik ausgestattet sind. In Bremervörde entsteht nun die nächste Weltneuheit für sie.
- Die EVB aus Bremervörde betreibt die ersten Wasserstoff-Passagierzüge der Welt.
- Das Projekt genießt internationale Aufmerksamkeit.
- Ab September entsteht in Bremervörde eine der ersten Wasserstoff-Tankstellen für Züge überhaupt.
Bremervörde - Es ist nun fast zwei Jahre her, dass die Zukunft in Bremervörde begonnen hat. Am 16. September 2018 war die Premierenfahrt der ersten beiden Wasserstoff-betriebenen Züge im Fahrgastbetrieb weltweit. Gäste aus der Region und aus aller Welt sind damals in den Nordkreis gekommen, um mit als Erste mit einem Wasserstoffzug zu fahren. Seitdem pendeln sie für die EVB zwischen Cuxhaven und Buxtehude.
Man kann sagen: Bremervörde als Sitz des Verkehrsunternehmens hat es damit international zu einer gewissen Bekanntschaft gebracht. Nicht nur bei der Jungfernfahrt, wie kreiszeitung.de berichtete, aus der ganzen Welt kommen Menschen, um sich dieses Projekt anzusehen – in vergangenen Jahr zum Beispiel der japanische Umweltminister. Und ab September, dann genau zwei Jahre später, entsteht die nächste Weltneuheit in Bremervörde: Eine Wasserstofftankstelle für Passagierzüge.
Ersatz für mobile Lösung
Eine 18-monatige Testphase für die ersten beiden Züge ist Ende Februar erfolgreich abgeschlossen worden, nun erfolgte der symbolische Spatenstich für die Tankstelle. Sie soll in Zukunft eine mobile Betankungslösung ersetzen. Das Gas-Unternehmen Linde wird die Tankstelle in der Nähe des Bahnhofs Bremervörde im Auftrag der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) errichten und betreiben. Mit einer Kapazität von rund 1 600 Kilogramm Wasserstoff pro Tag handelt es sich um eine der nominell größten Wasserstofftankstellen der Welt.
Ab Anfang 2022 werden dort dann 14 vom Hersteller Alstom gelieferte wasserstoffbetriebene Regionalzüge mit dem Namen „iLint“ betankt. Eine Tankfüllung reiche für 1 000 Kilometer, heißt es von Alstom. Erweiterungsflächen an der Tankstelle ermöglichten eine spätere Wasserstofferzeugung vor Ort mittels Elektrolyse und regenerativ erzeugtem Strom.

Entlastung für Umwelt
„Der Spatenstich für diese weltweit erste Wasserstofftankstelle für Personenzüge ist ein bedeutender Schritt für ein Vorzeigeprojekt aus Niedersachsen“, sagt Carmen Schwabl, Geschäftsführerin der LNVG. „Wir freuen uns, eine Schlüsselrolle in diesem weltweit führenden, innovativen Projekt zu spielen“, sagte Mathias Kranz, bei Linde verantwortlich für das sogenannte Onsite- und Bulkgeschäft in Deutschland.
„Linde setzt bereits seit langem auf Wasserstoff, der einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten kann. Die Einführung von Wasserstoff als Kraftstoff für Züge wird die Umwelt spürbar entlasten, da ein Kilogramm Wasserstoff ungefähr 4,5 Liter Dieselkraftstoff ersetzt.“ Andreas Wagner von der EVB ergänzte: „Wir sind stolz, dass wir das erste Eisenbahnunternehmen weltweit waren, das die ersten beiden Brennstoffzellenzüge im Weser-Elbe-Netz zum Einsatz bringen durfte. Unsere Fahrgäste waren von Beginn an sehr neugierig auf die Züge mit der neuen Antriebstechnologie. Neben der sehr geringen Geräuschbelastung konnte der Wasserstoffzug insbesondere in Zeiten des Klimawandels mit seiner Emissionsfreiheit punkten. Für unsere Lokführer stellte der Betrieb der ,iLint‘ eine ganz besondere Motivation dar.“