„Stützpunkt gegen häusliche Gewalt“ soll im Mai fertiggestellt sein: „Nicht geheim – aber sicher“

Wildeshausen – Viele Jahre galt der Standort des Frauenhauses im Landkreis Oldenburg als geheim, um den dort untergebrachten Frauen ein sicheres Domizil zu bieten. Sicher soll die Unterkunft für die Bewohnerinnen in Wildeshausen auch in Zukunft bleiben. Der neue „Stützpunkt gegen häusliche Gewalt“ soll aber ab Mai nach einem offenen Konzept betrieben werden.
„Das ,Problem‘ wird durch den dann bekannten Standort öffentlich und ist somit keine Randerscheinung mehr“, heißt es in einer Vorlage für die Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Landkreises (Dienstag, 14.30 Uhr, Kreishaus). „Damit wird eine gesellschaftliche Enttabuisierung angestrebt.“
Der Landkreis baut den neuen Stützpunkt am bisherigen Standort des ehemaligen Frauen- und Kinderschutzhauses an der Zeppelinstraße in Wildeshausen. Er soll nach einem innovativen Konzept eine Unterbringung von zehn Frauen und bis zu 20 Kindern ermöglichen. Ebenfalls dort ansässig sind zukünftig die Frauen- und Mädchenberatung „Aufwind“ sowie die Beratungs- und Interventionsstelle „BISS“.
Bei einer Gesamtinvestitionssumme in Höhe von 2,66 Millionen Euro konnte von der Kreisverwaltung eine Gegenfinanzierung aus dem Bundesinvestionsprogramm „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ in Höhe von 90 Prozent eingeworben werden. Darin enthalten ist eine Investitionskostenförderung des Landes Niedersachsen in Höhe von 100.000 Euro.
Heraus aus der Anonymität
Durch den bekannten Standort wird nach Angaben der Kreisverwaltung erreicht, dass es für Betroffene von häuslicher Gewalt, aber auch für die Mitarbeiter des Stützpunktes raus aus der Anonymität geht. Die Trennung vom Täter soll nicht mehr gleichzeitig den Verlust aller sozialen Kontakte bedeuten, heißt es. Ganz im Gegenteil zur bisherigen Praxis solle das soziale Umfeld die Hilfe zur Selbsthilfe flankieren und unterstützen. Ziel sei es, Besuche zu ermöglichen, die im Rahmen einer Risiko- und Gefährdungsanalyse geplant und begleitet werden.
Trotz der Öffnung in die Gesellschaft hat nach Angaben der Kreisverwaltung Sicherheit höchste Priorität im Schutzhauses und den Beratungsstellen, die weiter auch mit Hochrisikofällen arbeiten sollen.
Geplant ist, dass auch die Paarberatungen sowie die Begleitung durch „Wildwasser“ oder „Konfliktschlichtung“ und Vereinen zur Schwangerschaftskonfliktberatung direkt im „Stützpunkt gegen häusliche Gewalt“ angeboten werden können. Dabei sollen Synergieeffekte durch die Zentralisierung von Beratung, Unterkunft, Krisenintervention und Hilfeleistung an einem Ort geschaffen werden.