Mit dem „Elektropastor“ auf digitalen Wegen zu Gott

Ahlhorn – Wenn er nicht Pfarrer geworden wäre, hätte Christoph Martsch-Grunau Informatik studiert. Nun kombiniert der 33-jährige Familienvater beides miteinander. Seit geraumer Zeit besucht Martsch-Grunau per Instagram als „Elektropastor“ bereits seine Schäfchen. Heute Abend wird er nun offiziell zum Auftakt der Kirchenkreissynode im Blockhaus Ahlhorn als Digitalpfarrer in sein Amt eingeführt.
Den Segen wird dem 33-Jährigen im Rahmen eines Hybridgottesdienstes der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit geben. 61 Menschen werden vor Ort mitfeiern und im Netz „alle, die wollen“, erklärt Kreispfarrer Bertram Althausen. Martsch-Grunau ist damit der erste Digitalpfarrer in Niedersachsen. Angestellt beim Kreispfarramt Delmenhorst/Oldenburger Land wird der Delmenhorster für rund 90 000 Einwohner zwischen Stuhr und Hundsmühlen zuständig sein. „Ich freue mich natürlich auch über Menschen außerhalb dieser Region“, sagt der Pfarrer, der keine klassische Gemeinde mehr hat. Geografische Grenzen gibt es nicht. Die ganze Welt kann an seiner Arbeit partizipieren, sofern sie Zugang zum Internet hat.
„Unser Digitalpfarrer will am Glauben Interessierte und Neugierige über Internet und ,Social Media‘ erreichen“, berichtet Althausen. „Er will dabei gewohnte Wege verlassen und innovative Formate abseits von Kirchenbank, Stuhlkreis und Videokonferenz entwickeln.“ Im Rahmen einer Kreissynode während der Corona-Krise sei Idee zum digitalen Pfarrer entstanden. „In, aber nicht nur für die Pandemie“, verdeutlicht der Kreispfarrer. „Viele Menschen sind inzwischen in den sozialen Medien unterwegs. Dort müssen wir mit ihnen kommunizieren.“
Formate verknüpfen
Das macht Martsch-Grunau auf verschiedene Weise. Neben seinem Instagram-Account @elektropastor betreibt er den Interview-Podcast „Wer glaubt denn sowas“ und organisiert hybride, also digital-analoge Veranstaltungen sowie Gottesdienste in der Region. „Insbesondere die Verbindung digitaler und analoger Formate ist spannend“, sagt Althausen. „Auf diese Weise entsteht Gemeinschaft: Im Gottesdienst und zuhause mit der Familie oder mit Freunden vor dem Bildschirm“, ergänzt Martsch-Grunau. Während ausschließlich digitale Formate, zum Beispiel bei Taufen oder Hochzeiten, an ihren Grenzen stoßen, sei die Kombination mit analogen eine Bereicherung. Bei einer hybriden Hochzeit, die er kürzlich als Pfarrer gefeiert habe, sei die Schwester der Braut aus Guatemala online zugeschaltet gewesen. Die hätte die Zeremonie ansonsten verpasst.
Angesprochen von seinem Angebot sei in erster Linie die Altersgruppe zwischen 20 und 40 Jahren. „Grundsätzlich möchte ich aber möglichst vielen Menschen den barrierefreien Zugang zur Kirche ermöglichen“, so der Digitalpfarrer. Deshalb brennt er gerade für Ältere, die nicht im Internet unterwegs sind, seine hybriden Veranstaltungen und Gottesdienste auf CD. „Auch wenn es total antiquiert ist.“
Wer den heutigen Gottesdienst ab 17 Uhr im Blockhaus Ahlhorn mitfeiern möchte, kann dieses einfach über die Adresse epstr.de/ahlhorn machen. Eine Übersicht über sämtliche bisherigen Angebote des Digitalpfarrers bekommen Interessierte zudem im Internet unter www.digitalpfarramt.de.