Wie Klimafasten in Eltern-Baby-Kursen funktioniert

Bei der Kirchengemeinde Wildeshausen beteiligen sich auch in diesem Jahr Gruppen an der Klimafasten-Challenge. Mit dabei sind die Malibu-Eltern-Baby-Kurse und Singschule. In der ersten Woche ging es ums Energiesparen.
Wildeshausen – Die erste Reaktion war ein erstauntes „Ui“. Als Nadine Hake den Müttern ihrer Eltern-Kind-Kurse mitteilte, dass sie im Rahmen des Klimafastens beim nächsten Treffen auf Strom verzichten und die Zimmertemperatur senken wolle, seien einige zunächst etwas skeptisch gewesen. Schließlich machen Wärme und Strom das Leben angenehm, und besonders Babys mögen es doch muckelig. „Überraschenderweise fanden manche die Kursstunde dann sogar besser“, berichtet die 37-Jährige.
Bereits seit 2015 bietet Hake Malibu-Eltern-Baby-Kurse im Jugendhaus der evangelischen Kirchengemeinde Wildeshausen an. Malibu steht für „Miteinander den Anfang liebevoll und individuell begleiten und unterstützen“. Das Konzept wurde von der Evangelischen Erwachsenenbildung entwickelt. Vier Kurse laufen derzeit parallel. Hinzu kommen eine Babymassage-Gruppe und die ein- bis dreijährigen „Wurzelzwerge“. In allen Kursen möchte Hake in den sieben Wochen vor Ostern Anregungen für klimaschonende Verhaltensweisen liefern.
Schon im vergangenen Jahr hatten die Wildeshauserin in den Eltern-Kind-Kursen und Dagmar Grössler-Romann in der Singschule an der Alexanderkirche dafür gesorgt, dass die Klimafastenaktion für Familien in der Kirchengemeinde erlebbar wird. Nun ist die nächste Sieben-Wochen-Challenge gestartet. Die Aktion ist eine gemeinsame Initiative von 25 Partnern, darunter die evangelischen Landeskirchen. Das Motto in diesem Jahr lautet „Wir nehmen uns Zeit“.
Heizung runtergedreht, Licht ausgeschaltet
In der ersten Woche, die heute endet, ging es darum, Energie wertzuschätzen und bewusst mit ihr umzugehen. Hake drehte die Heizung im Jugendhaus herunter und bat die Kursteilnehmerinnen Decken und warme Socken mitzubringen. Statt kuscheliger 24 Grad herrschten 18 Grad, was aber niemanden gestört habe. „Es ist ja auch die ideale Schlaftemperatur für Babys“, erklärt die 37-Jährige. Licht habe ihr hingegen schon gefehlt. Die aufgestellten Kerzen hätten das eher dunkle Lehmputzhaus mit seinen Dachschrägen nicht ausleuchten können. Kurioserweise hätten sich die Babys aber die dunkelste Ecke zum Spielen ausgesucht. Zum Tasten gab es Steine und Federn. Das Rauschen des Meeres konnten die Teilnehmerinnen an Muscheln erlauschen. „Wir haben dann darüber gesprochen, wie sich Energie im Alltag einsparen lässt“, so Hake, die unter anderem das Lesen und Erzählen statt Hörbücher und Singen statt Musik aus dem Radio anregte.
„Zeit für die Dinge, die wir (ver)brauchen“
In der nun startenden zweiten Woche geht es um „Zeit für die Dinge, die wir (ver)brauchen“. Im Fokus stehen die Fragen „Was brauchen wir wirklich?“ und „Was verbrauchen wir nur?“. Hake will in den Eltern-Kind-Kursen das Motto „Reduce (reduzieren), reuse (wiederverwenden), recycle (wiederverwerten)“ in den Vordergrund rücken. Ein Kind benötige nicht viele und teure Spielsachen, meint sie. Für Babys seien zum Beispiel Schneebesen, Wäschekörbe und -klammern der Hit, alte Dosen eigneten sich hervorragend als Musikinstrumente. „Und Tetra Packs sind die besten Bauklötze der Welt“, sagt sie. Spielzeug zu tauschen, sei eine ebenso gute Möglichkeit, Ressourcen zu sparen, wie der Kauf gebrauchter Artikel. Letztere finden Interessierte übrigens während des Flohmarktes am Samstag, 4. März, im Remter und Jugendhaus der Kirche. Dann gibt es neben Kleidung und Spielsachen unter anderem auch Wasser mit Kräutern aus den Hochbeeten, die während der letztjährigen Klimafasten-Challenge entstanden sind. „Die Kinder dürfen sich Melisse und Co. pflücken“, erzählt Hake.
Momentan sammelt die Wildeshauserin noch Ideen für die kommenden Klimafasten-Wochen und die Umsetzung in den Kursen. Die weiteren Themen lauten „Flächenverbrauch“, „Mobilität“, „effizientere und ökologisch bessere Beleuchtung“, „Biodiversität“ und „Glücklichsein“. „Das letzte ist natürlich das schönste Thema“, findet sie und appelliert, einfach mal mit dem glücklich zu sein, was man hat.
In den Kursen möchte Hake den Müttern keineswegs mit erhobenem Zeigefinger begegnen, sondern ihnen vielmehr Impulse geben – für einen bewussten Umgang mit der Natur, für klimaneutrale Aktivitäten und die wertvolle Zeit mit der Familie. „Denn man lernt nur durch den Austausch“, sagt die Wildeshauserin.
Alle Wochenthemen mit Aufgaben, Ideen und spielerischen Einheiten finden Interessierte übrigens auf der digitalen Pinnwand der Singschule (http://groessler-romann.de/pinnwand-singschule).