Musikkorps Wittekind: Gelungenes Konzert an alter Wirkungsstätte

Wildeshausen – Mit gemischten Gefühlen verließen am späten Samstagabend mehr als 40 Akteure des Musikkorps Wittekind die Wildeshauser Widukindhalle. Einerseits freuten sie sich über einen absolut gelungenen Konzertabend. Andererseits wurde die Euphorie der Musiker von der Sorge überschattet, dass das Abschlusskonzert 2022 für lange Zeit die letzte Veranstaltung dieser Art für das Orchester in Wildeshausen gewesen sein könnte, wie Conny Wolter in ihrer Begrüßung verdeutlichte.
„Der Landkreis wird die Halle sanieren und sie danach nur noch für Sportveranstaltungen zur Verfügung stellen“, erklärte die Geschäftsführerin den mehr als 200 Zuhörern den Stand der Dinge.
Wann der im Stadtrat angedachte reine Veranstaltungssaal als Nachfolgelösung indes verwirklicht werden kann, ist angesichts der angespannten Haushaltslage der Stadt Wildeshausen völlig offen. Dabei schickte sich das Orchester an, die Rückschläge durch zwei Jahre Pandemiebeschränkungen ausgerechnet mit dem letzten Konzert in der 1986 eröffneten Halle abzuschütteln. Allerdings erreichte auch das Publikumsinteresse noch nicht wieder das vor der Pandemie gewohnte Niveau. Waren es früher bis zu 400 Konzertbesucher, lauschten am Samstag etwa 200 Gäste den Klängen des Musikkorps, das nach dem Eröffnungsmarsch „Die Regimentskinder“ unter der Leitung von Holger Becker furios mit Melodien von Claude-Michel Schönberg aus dem Musical „Les Misérables“ durchstartete. In den Tutti-Passagen überstrahlte das Blech den Klangkörper, während in den feineren leisen Momenten die Holzbläser mit Virtuosität glänzten. Musikalisch präzise stach immer wieder die Percussion-Gruppe hervor.
Die zweite Konzerthälfte begann mit dem Nachwuchs
Wie bereits im bislang letzten Konzert im April 2019 griff Becker auf eine Komposition des Schweizer Musikers Mario Bürki zurück. Mit „Schinderhannes“ hat der Komponist das Leben des Johannes Bückler, im Volksmund Schinderhannes genannt, von seinen Taten bis zu seiner Hinrichtung vertont. Für die Musiker stellte das Werk einen besonderen Höhepunkt dar. „Seit 2020 wartete das Orchester sehnsüchtig darauf, das Arrangement endlich vor Publikum präsentieren zu können, nachdem die Eröffnungskonzerte wegen der Corona-Situation nicht über die Bühne gehen konnten“, berichtete Pressesprecherin Dorothee Ellerhorst. Mit „Madagascar“ folgte sogleich ein weiterer Höhepunkt aus der Welt der Filmmusik, bevor es mit dem Marsch „Liberty Bell“ von John Philip Sousa in die Pause ging.
Zum Auftakt der zweiten Konzerthälfte zeigte der Nachwuchs im Kinder- und Jugendorchester der Kreismusikschule unter der Leitung von Ingo Poth sein Können. Dass die Verantwortlichen des Musikkorps auf eine erfolgreiche Kooperation mit der Musikschule bauen können, beweist ein Blick in die Reihen des Orchesters, die auffallend stark mit sehr jungen Musikern gefüllt sind.
Was wäre ein Konzert des Musikkorps Wittekind ohne Solisten? Als „Minnie the Moocher“ groovte Sara Baecke zur Musik von Cab Calloway über die Bühne. Stefanie Harms (Tenorsaxofon) und Ralf Pöperny (Trompete) überzeugten auf ihren Instrumenten in einer Zusammenstellung der besten Songs von Phil Collins. Nach zwei Zugaben entließ das Publikum das Orchester in den wohlverdienten Feierabend.