Gehandicapte werden durch Corona behindert

Wildeshausen – Die bald zwei Jahre grassierende Corona-Pandemie behindert Menschen mit Beeinträchtigungen massiv. Darauf weisen die Behindertenbeauftragte des Landkreises Oldenburg, Rita Rockel, sowie der Sprecher des Kreisbehindertenrates (KBR), Michael Grashorn, und Heidelies Iden vom KBR hin.
Problematisch sei, dass nicht nur viele Veranstaltungen, Sport- und Gruppenangebote sowie Gremiensitzungen ausgefallen seien. Viele Menschen mit Beeinträchtigungen könnten zudem keinen Mund-Nasen-Schutz tragen oder dürften sich nicht gegen Corona impfen lassen. „Diese Menschen sind oft stark isoliert, weil ihnen nicht geglaubt wird“, so Grashorn. Schuld daran seien auch Menschen, die mit gefälschten Dokumenten aufgeflogen seien.
„Es ist immerhin gut, dass es nicht wieder einen Lockdown gibt“, betonte Iden im Rahmen eines Pressegespräches am Mittwoch. „Damals gab es für viele Menschen gar keine Außenkontakte mehr, weil Pflegeheime abgeschottet und Werkstätten geschlossen waren.“
Befürchtung, dass erarbeitete Fortschritte wieder verschwinden
Die Mitglieder des Behindertenrates befürchten, dass viele Fortschritte, die sich Menschen mit Handicap erarbeitet haben, wieder verschwinden. „Die Leute werden in ihren Fertigkeiten zurückgeworfen“, sagte Grashorn. Dennoch wolle man Mut machen und positiv in die Zukunft schauen.
Der Kreisbehindertenrat wird im nächsten Jahr neu formiert, nachdem die Wahl in diesem Jahr pandemiebedingt ausgefallen war. Erstmalig soll eine Stimmabgabe auch per Briefwahl möglich sein. Angelehnt an den Aktionsplan der Niedersächsischen Landesregierung möchte sich das Landkreis-Sprachrohr der Behinderten intensiv um die schwierige Wohnsituation in der Region kümmern. Dabei geht es um barrierefreie Angebote, die oft sogar bei Neubauten nicht realisiert werden. „Da werden viele Fehler gemacht“, kritisierte Rockel. Zudem gebe es viel zu wenig Wohnangebote. Aber auch im Verkehr und in der Gesellschaft gebe es viel zu tun. Rockel kritisierte, dass die Fahrstühle im Delmenhorster Bahnhof seit Monaten nicht funktionieren und somit Rollstuhlfahrer von der Zugbenutzung ausschließen. Die Behinderten-WCs in Wildeshausen seien seit Monaten abgeschlossen, und auch die Arbeitssituation sei für viele Menschen mit Beeinträchtigung weiterhin schlecht. Viel zu tun also für den Kreisbehindertenrat. Immerhin: „Die Gremienarbeit ist auch in den vergangenen Monaten trotz Coronaeinschränkungen möglich gewesen“, betont Grashorn.