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Eindringlicher Appell an die Politik: Krankenhäuser warnen vor Kollaps

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Von: Dierk Rohdenburg

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Mahnte eindringlich: Honorarprofessor Martin Pohlmann (rechts im Vordergrund) kritisierte die fehlende Unterstützung durch die Politik.
Mahnte eindringlich: Honorarprofessor Martin Pohlmann (rechts im Vordergrund) kritisierte die fehlende Unterstützung durch die Politik. © Kattinger

Oldenburg/Wildeshausen – Mit eindringlichen Appellen haben Geschäftsführer von Krankenhäusern der Bezirksarbeitsgemeinschaft Oldenburg/Aurich, zu der unter anderem auch das Wildeshauser Krankenhaus Johanneum gehört, am Freitag auf die schwierige Situation der Kliniken in der Region hingewiesen.

„Das geht nicht mehr lange gut“, fasste der stellvertretende Direktor des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg, Honorarprofessor Martin Pohlmann, als Vorsitzender der Gruppierung in einer Pressemitteilung zusammen. Die Versorgungsqualität sei nicht mehr sicher, warnte er in Anbetracht eines Fachkräftemangels vor über 100 Pflegekräften auf dem Oldenburger Waffenplatz. Im Funktionsbereich sei die Situation besonders dramatisch. Pohlmann gab zu bedenken: „Keine Pflege, keine OP.“

Die Kliniken täten sehr viel gegen den Fachkräftemangel, ergänzte Pohlmann, im Erstberuf selbst gelernter Krankenpfleger. „Im Kern aber fehlen uns die Kräfte.“ Nach wie vor müssten Corona-Patienten in Schutzanzügen versorgt werden. „Viele Pflegekräfte sind physisch und psychisch belastet.“ Fehlzeiten hätten sich mehr als verdoppelt. Pohlmann weiter: „Die Unruhe in den Häusern ist riesig!“ Die Mitarbeitenden warteten darauf, dass sich etwas verändere.

Krankenhäuser fühlen sich allein gelassen

„Aus der Bundespolitik kommt nichts. Wir werden allein gelassen“, beklagte auch der Vorstand des evangelischen Krankenhauses Oldenburg, Alexander Poppinga. Der Inflationsausgleich müsste refinanziert werden, forderten weitere Krankenhauschefs. Investitionskosten reichten schon lange nicht mehr aus, mit der Folge, dass sich drei Viertel der niedersächsischen Krankenhäuser in ihrem Bestand bedroht fühlten.

„Die Situation der Krankenhäuser ist so angespannt wie nie zuvor. Im Gegensatz zu anderen Branchen können wir die Preissteigerungen nicht an die gesetzlichen Krankenkassen oder andere Kostenträger weitergeben. Die gesetzlichen Vorgaben sehen weder Nachverhandlungen noch spätere Ausgleiche vor. Die Krankenhausvergütungen sind auf einen maximalen Preisanstieg für das Jahr 2022 auf 2,32 Prozent eingefroren“, berichtete Poppinga. Er verweist auf starke Kostensteigerungen für Energie, medizinische Produkte, Medikamente sowie Lebensmittel.

„Politische Versprechen nur unzureichend eingelöst“

Besonders bitter ist aus Sicht der Krankenhäuser, dass das politische Versprechen mit der Einführung von Pflegebudgets für eine vollständige Finanzierung und damit bessere Arbeitsbedingungen der Pflegenden zu sorgen, bislang nur unzureichend eingelöst wurde. In der Folge, so heißt es in der Pressemitteilung, blieben die Krankenhäuser auf den Kosten für zusätzlich eingesetzte Pflegekräfte sitzen.

Krankenhäuser stünden somit vor eine Zerreißprobe zwischen Fachkräftemangel und einer unzureichenden Finanzierung. „Ohne ein schnelles und strukturiertes Eingreifen der politisch Verantwortlichen ist die Patientenversorgung der Menschen in unserer Region ernsthaft gefährdet. Das müssen und können wir gemeinsam verhindern. Es geht um das Überleben unseres Gesundheitssystems und die Sicherstellung der guten Versorgung für die Menschen”, unterstrichen Pohlmann und Poppinga den Ernst der Lage.

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