Harpstedt: Freibad-Einzelkarte für Erwachsene kostet ab Juni fünf Euro

Harpstedt – Die Einzelkarte für das Rosenfreibad am Tielingskamp kostet Erwachsene vom 1. Juni an fünf statt bislang vier Euro – und Ermäßigungsberechtigte, darunter Kinder und Jugendliche, 2,50 Euro statt bislang zwei Euro. Das hat der Samtgemeinderat am Donnerstagabend im Harpstedter Hotel „Zur Wasserburg“ mit großer Mehrheit beschlossen. Dagegen stimmten drei Fraktionsmitglieder der Grünen; zwei weitere enthielten sich.
Die Preise für Zehner-, 20er- und 30er- sowie Dauerkarten hat der Rat nicht angehoben. Noch nicht. Damit dürfte aber wohl mittelfristig, nach dem Abschluss der anstehenden großen Sanierungsmaßnahme, zu rechnen sein, wenn es gelingen soll, den Fortbestand des Rosenfreibades dauerhaft zu sichern.
Die Grünen hielten es für falsch, die Einzelkarten gerade jetzt zu verteuern, zumal die Badbesucher die Anlage wegen des maroden Sprungturms nicht vollumfänglich nutzen können. Für weniger Leistung mehr Geld zu nehmen, sei „sozialpolitisch schwer vermittelbar“, argumentierte Götz Rohde. „Viele Jugendliche gehen gerade wegen der Sprunganlage ins Freibad. Weil die aber derzeit nicht voll nutzbar ist, verringert sich der Spaßfaktor für sie deutlich. Aber trotzdem sollen sie mehr Geld bezahlen? Das passt nicht zusammen. Deswegen werden wir dem Preisanstieg nicht zustimmen“, sagte Rohde.
Energiekosten schießen in die Höhe
Die Anhebung um einen Euro beziehungsweise – für ermäßigte Einzelkarten – um 50 Cent erklärt sich mit den deutlich gestiegenen Energiekosten. Beim Strom profitiert die Samtgemeinde Harpstedt leicht von der Fotovoltaikanlage der Energiegenossenschaft Harpstedt; die Kommune bekommt die Kilowattstunde Solarstrom für einen Cent unter Tarif. Für die Nutzung von Abwärme aus der Verstromung von Biogas zahlt sie dem Biogasanlagen- und Blockheizkraftwerksbetreiber indes die Hälfte des Marktpreises. Letzterer basiert aber auf dem Gaspreis, der bekanntlich erheblich gestiegen ist. Und das bedeute, so Samtgemeindebürgermeister Yves Nagel: „Auch die Hälfte davon ist erheblich mehr geworden.“
Wenngleich wir sanieren müssen und die Sprunganlage teilweise nicht genutzt werden kann, ist das Freibad attraktiv. Wir sollten es nicht schlechtreden.
„Da müssen wir ran“, brachte Götz Rohde eine perspektivisch denkbare Entkoppelung des Preises für die Abwärme vom Erdgaspreis ins Spiel. Heißt in der Konsequenz: Ob sich der Biogasanlagenbetreiber darauf einlässt, würde sich im Zuge von Neuverhandlungen zeigen.
Die große Mehrheit im Rat hielt die kommende Einzelkartenverteuerung für zumutbar. „Wenngleich wir sanieren müssen und die Sprunganlage teilweise nicht genutzt werden kann, ist das Freibad attraktiv. Wir sollten es nicht schlechtreden. Jeder weiß, dass alle Energiekosten gestiegen sind. Und wenn ich nur zum Bummeln in die Stadt fahre, muss ich allein an Parkgebühren oft schon drei Euro für eine halbe Stunde bezahlen“, argumentierte Horst Bokelmann (FDP). Aktuell verteuerten sich im Übrigen ausschließlich die Freibad-Tageskarten. Das seien sozusagen die „Schönwetterkarten“. Erworben würden sie bevorzugt von Leuten, die nur an heißen Sommertagen das Bad nutzten. „Die anderen, die regelmäßig kommen, haben zumeist Dauer-, Zehner-, 20er- oder 30er-Karten. Aber da ändern wir ja noch gar nichts!“
Klaus Budzin (SPD) pflichtete bei: Wer heutzutage als Familie ins Kino gehe, um für zweieinhalb Stunden einen guten Film zu genießen, könne dafür mitsamt Snacks und Getränken 100 Euro berappen. „Und über was reden wir hier? Über einen Euro. Einen Schönwetter-Euro, wie Horst verdeutlicht hat. Das Freibad ist ein Zugpferd in Harpstedt, sagen uns die Leute. Machen wir es nicht schlecht! Es ist ein geiles Bad. Und wir wollen uns dafür einsetzen, dass das so bleibt“, betonte Budzin unter Beifall.
Rolf Ranke (HBL) stimmte dem Preisanstieg zu, hielt aber den Zeitpunkt für unglücklich. Vernünftig wäre es aus seiner Sicht gewesen, die Beschlussfassung vor dem Saisonbeginn zu vollziehen. Eine Erklärung für den späten Beschluss lieferte Stefan Wachholder (CDU): „Ich hatte nach Ende der letzten Saison angeregt, Schwimmmeister Uwe Lampe und Kioskbetreiber Metin Kalabalik in den Samtgemeindeausschuss einzuladen. Leider war Metin seinerzeit krank. Und deswegen hat sich der Termin auf dieses Frühjahr verschoben. Im Rahmen dieses Gespräches kamen wir dann auf verschiedene Aspekte, auch auf die Energiekosten. Deswegen ist der Beschluss am Ende ein bisschen Spitz auf Knopf zustandegekommen. Es war einfach der Zeitfaktor, der nicht passte.“
Moderne Kasse für mehr Transparenz
Wachholder erwähnte auch die kommenden Sanierungsmaßnahmen (als besonders dringlich gilt in diesem Zusammenhang die Erneuerung des Technikkellers für das Schwimmerbecken): „Wenn wir damit durch sind, können wir irgendwann mal generell über die ganze Eintrittspreisthematik reden.“
Metin Kalabalik habe als Nachfolger von Jürgen Röhrke den Eingangs- und Kassenbereich übernommen, erwähnte der Ratsherr. Die hochmoderne Kasse, die der Gastronom angeschafft habe, werde der Samtgemeinde mehr Transparenz bescheren – und Aufschluss darüber geben, wie viele Besucher pro Saisontag mit welcher Art von Eintrittskarte ins Rosenfreibad kämen. boh