Die Fotovoltaikanlage auf dem Solarcarport trug indes nicht dazu bei, die Kostenbilanz aus gemeindlicher Sicht auch nur ein wenig freundlicher aussehen zu lassen. Der damit im ganzen Jahr 2022 erzeugte Solarstrom, vergütet mit 8,48 Cent je kWh, hat der Gemeinde Dünsen gerade mal 214,71 Euro eingebracht. „Das ist so gut wie nichts“, äußerte sich Hartmut Post und ergänzte, die Nachzahlung für Strom habe sich auf eine Summe in Höhe von 940 Euro belaufen.
„Nach einem Schreiben, das von der E.ON gekommen ist, steigt der Bruttostrompreis, den wir für die Kilowattstunde ab dem 1. März zahlen müssen, von 32,68 auf 49,97 Cent“, fuhr Post fort. Die Gemeinde Dötlingen habe das gleiche Problem – und darauf inzwischen reagiert: „Dort ist die Tankstelle zu.“
Mario Kreutz (Wählergemeinschaft Dünsen, WGD) bekräftigte seinen Standpunkt, wonach die E-Mobilität gleichwohl unterstützt werden sollte – „auch mit einer Ladesäule in Dünsen“, wenngleich das erst mal „ein Minusgeschäft“ wäre. Ab 2035 dürften in der Europäischen Union keine Diesel und Benziner mehr neu zugelassen werden. Die E-Mobilität werde zunehmen, „ob wir das wollen oder nicht“. An dem Thema müsse die Gemeinde „massiv dran bleiben“ und „alle Möglichkeiten ausschöpfen“. E-Auto-Fahrer, die zur Miete wohnten, hätten überdies teils gar nicht die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge zu Hause zu betanken, weil oft eine Wallbox fehle.
Zu Hause zahle ich 36 Cent für die Kilowattstunde. Warum also sollte ich an die Ladesäule der Gemeinde fahren, wenn mich das Tanken dort ein Drittel mehr kosten würde?
Wichtig sei zu klären, was „das Dorf“ wolle, äußerte sich Stefan Hehr (Dünsener Bürgerliste, DBL). Denn es gebe viele Mitbürger, die sich fragten, wieso es E-Auto-Eigentümern ermöglicht werden sollte, aus Steuergeld gratis Strom zu tanken. Es sei sehr schwierig, einen gerechten Weg zu finden. Käme hingegen die kostenintensive Umrüstung auf ein Bezahlsystem, „müsste die Gemeinde eigentlich 50 Cent plus Mehrwertsteuer“ für die Kilowattstunde nehmen. „Zu Hause zahle ich 36 Cent. Warum also sollte ich an die Ladesäule der Gemeinde fahren, wenn mich das Tanken dort ein Drittel mehr kosten würde?“, fragte sich Hehr. Eine Wallbox sei heute inklusive Förderung für weniger als 1.000 Euro zu haben. Wenn für Mietshäuser keine vorhanden sei, „sind nach meiner Meinung zuerst die Vermieter gefragt, so etwas anzubringen, um den Mietern günstiges Laden zu ermöglichen“, sagte Hehr. In Dünsen gebe es wenig Besuchsverkehr. Zum allergrößten Teil seien es die E-Autos von Einwohnern, die Strom tankten. Die DBL rege einen „Runden Tisch“ an, um sich ein genaueres Meinungsbild zu verschaffen.
Eine Gelegenheit, das Thema mit Einwohnern zu diskutieren, wird es am 6. März im Dorfgemeinschaftsraum (Turnhalle) während des nächsten Bürgerstammtischs geben. Eine weitere öffentliche Ratssitzung folgt am 13. März, 19 Uhr.
Kommunale Stromtankstelle – ja oder nein? Und wenn ja, gratis oder doch besser mit Bezahlsystem? Im Moment ist die Marschrichtung der Gemeinde Dünsen völlig offen. Der Rat wird sich zu gegebener Zeit positionieren und einen klaren Beschluss fassen müssen. Der Bürgermeister kündigte derweil an, er werde weiter an dem Thema arbeiten und über die Ergebnisse berichten.