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Stromtankstelle in Dünsen: Umrüstung auf Bezahlsystem käme teuer

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Von: Jürgen Bohlken

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E-Mobilität ist die Zukunft. Öffentlich zugängliche Ladesäulen sind aber nicht allerorten zu finden – ein Thema, das auch Dünsen beschäftigt. Symbolfoto: Julian Stratenschulte (dpa)
E-Mobilität ist die Zukunft. Öffentlich zugängliche Ladesäulen sind aber nicht allerorten zu finden – ein Thema, das auch Dünsen beschäftigt. Symbolfoto: Julian Stratenschulte (dpa) © -

Dünsen – Weil die Stromkosten aus dem Ruder liefen, hatte die Gemeinde Dünsen im Spätsommer 2022 die bis dato kostenfrei nutzbare Stromtankstelle bei der Zufluchtskirche geschlossen. Das bedauerten einige Mitbürgerinnen und Mitbürger natürlich. Im Moment steht in den Sternen, ob sich die Gemeinde künftig überhaupt noch eine öffentlich zugängliche Stromtankstelle im Dorf leisten will. Denn schon die Umrüstung auf ein Bezahlsystem würde sich angesichts der beträchtlichen Investitionskosten so schnell nicht amortisieren.

Bürgermeister Hartmut Post hat einen vom Gemeinderat am 29. November erhaltenen Arbeitsauftrag umfassend abgearbeitet und bei verschiedenen Stellen Informationen eingeholt. Die Stromtankstelle so umzurüsten, dass der Nutzer mit Karte bezahlen könnte, schlüge mit Aufwendungen zwischen 10.000 und 12.000 Euro zu Buche. „Das ist sehr viel Geld für ganz wenige Leute, die da tanken würden“, urteilte Post am Montagabend während der öffentlichen Gemeinderatssitzung im Dorfgemeinschaftsraum. Eine Anfrage beim Finanzamt ergab vor dem Hintergrund der 2025 auch für Gemeinden greifenden Umsatzsteuerpflicht: „Wenn an der Anlage mal etwas kaputtgeht oder etwas daran gemacht werden muss, könnten wir keinen Vorsteuerabzug geltend machen. Das gilt auch für das Solarcarport.“

Auf den Vorschlag aus dem Rat, zumindest Gemeindemitarbeitern und ehrenamtlich Tätigen kostenloses Tanken zu ermöglichen, ging der Bürgermeister ebenfalls ein. Auch bei dieser Variante entfiele die Möglichkeit des Vorsteuerabzugs. Zudem müssten die geladenen Strommengen penibel dokumentiert werden. Im Zusammenhang mit Lohnzahlungen und Aufwandsentschädigungen wäre zusätzlich der geldwerte Vorteil zwingend auszuweisen, erläuterte Post.

Stromverbrauch und -kosten legen zu

Eine neue Stromtankstelle mit zwei 11-Kilowatt-Ladesäulen von einem Energieversorger bauen zu lassen, würde nach seinen Angaben bedeuten, dass die Gemeinde „zwischen 15.000 und 17.000 Euro“ investieren müsste. „Die Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen hat das gemacht. In ihren Mitgliedsgemeinden gibt es solche Anlagen. Das hängt mit dem Bestreben zusammen, Luftkurort zu werden. Das ist allerdings ein Minusgeschäft“, fuhr Post fort.

Anhand konkreter Zahlen verdeutlichte er die Zunahme der Stromabgabe an der Dünsener Stromtankstelle.
10.245 Kilowattstunden (kWh) seien im Jahr 2022 geladen worden. Hierbei müsse allerdings bedacht werden, dass „am 1. September das kostenlose Tanken für die Allgemeinheit vorbei war“, sagte Post. Zuvor seien in einem wesentlich längeren Zeitraum, nämlich vom 24. April 2020 bis zum 31. Dezember 2021, 8.921 Kilowattstunden verbraucht worden. Dass dieser vergleichsweise niedrige Wert vor allem den coronabedingt zurückgegangenen Fahrten geschuldet sei, wie Ralph Altendorf in einem Zwischenruf behauptete, erntete Widerspruch seitens des Bürgermeisters.

Die Fotovoltaikanlage auf dem Solarcarport trug indes nicht dazu bei, die Kostenbilanz aus gemeindlicher Sicht auch nur ein wenig freundlicher aussehen zu lassen. Der damit im ganzen Jahr 2022 erzeugte Solarstrom, vergütet mit 8,48 Cent je kWh, hat der Gemeinde Dünsen gerade mal 214,71 Euro eingebracht. „Das ist so gut wie nichts“, äußerte sich Hartmut Post und ergänzte, die Nachzahlung für Strom habe sich auf eine Summe in Höhe von 940 Euro belaufen.

DBL regt einen „Runden Tisch“ an

„Nach einem Schreiben, das von der E.ON gekommen ist, steigt der Bruttostrompreis, den wir für die Kilowattstunde ab dem 1. März zahlen müssen, von 32,68 auf 49,97 Cent“, fuhr Post fort. Die Gemeinde Dötlingen habe das gleiche Problem – und darauf inzwischen reagiert: „Dort ist die Tankstelle zu.“

Mario Kreutz (Wählergemeinschaft Dünsen, WGD) bekräftigte seinen Standpunkt, wonach die E-Mobilität gleichwohl unterstützt werden sollte – „auch mit einer Ladesäule in Dünsen“, wenngleich das erst mal „ein Minusgeschäft“ wäre. Ab 2035 dürften in der Europäischen Union keine Diesel und Benziner mehr neu zugelassen werden. Die E-Mobilität werde zunehmen, „ob wir das wollen oder nicht“. An dem Thema müsse die Gemeinde „massiv dran bleiben“ und „alle Möglichkeiten ausschöpfen“. E-Auto-Fahrer, die zur Miete wohnten, hätten überdies teils gar nicht die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge zu Hause zu betanken, weil oft eine Wallbox fehle.

Zu Hause zahle ich 36 Cent für die Kilowattstunde. Warum also sollte ich an die Ladesäule der Gemeinde fahren, wenn mich das Tanken dort ein Drittel mehr kosten würde?

Stefan Hehr (DBL)

Wichtig sei zu klären, was „das Dorf“ wolle, äußerte sich Stefan Hehr (Dünsener Bürgerliste, DBL). Denn es gebe viele Mitbürger, die sich fragten, wieso es E-Auto-Eigentümern ermöglicht werden sollte, aus Steuergeld gratis Strom zu tanken. Es sei sehr schwierig, einen gerechten Weg zu finden. Käme hingegen die kostenintensive Umrüstung auf ein Bezahlsystem, „müsste die Gemeinde eigentlich 50 Cent plus Mehrwertsteuer“ für die Kilowattstunde nehmen. „Zu Hause zahle ich 36 Cent. Warum also sollte ich an die Ladesäule der Gemeinde fahren, wenn mich das Tanken dort ein Drittel mehr kosten würde?“, fragte sich Hehr. Eine Wallbox sei heute inklusive Förderung für weniger als 1.000 Euro zu haben. Wenn für Mietshäuser keine vorhanden sei, „sind nach meiner Meinung zuerst die Vermieter gefragt, so etwas anzubringen, um den Mietern günstiges Laden zu ermöglichen“, sagte Hehr. In Dünsen gebe es wenig Besuchsverkehr. Zum allergrößten Teil seien es die E-Autos von Einwohnern, die Strom tankten. Die DBL rege einen „Runden Tisch“ an, um sich ein genaueres Meinungsbild zu verschaffen.

Eine Gelegenheit, das Thema mit Einwohnern zu diskutieren, wird es am 6. März im Dorfgemeinschaftsraum (Turnhalle) während des nächsten Bürgerstammtischs geben. Eine weitere öffentliche Ratssitzung folgt am 13. März, 19 Uhr.

Kommunale Stromtankstelle – ja oder nein? Und wenn ja, gratis oder doch besser mit Bezahlsystem? Im Moment ist die Marschrichtung der Gemeinde Dünsen völlig offen. Der Rat wird sich zu gegebener Zeit positionieren und einen klaren Beschluss fassen müssen. Der Bürgermeister kündigte derweil an, er werde weiter an dem Thema arbeiten und über die Ergebnisse berichten.

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