Landwirte im Landkreis Oldenburg wollen mehr Nahrungsmittel anbauen

Wegen der Hungergefahr: Der Kreislandvolkverband fordert, dass die Bundesregierung den Weg frei macht, damit mehr Nahrungsmittel angebaut werden können.
Huntlosen/Landkreis – Die Lebensmittel werden weltweit knapp, Hungersnöte sind auf manchen Kontinenten nicht auszuschließen. Sollten in Deutschland daher mehr Nahrungsmittel produziert werden? Der Landvolkverband Oldenburg Land ist dazu bereit, fordert von der Bundespolitik aber eine umgehende Entscheidung, denn die Felder müssten alsbald bestellt werden – die Zeit läuft.
„Mit dem heutigen Ist-Zustand der weltweiten Getreidevorräte von weniger als 130 Tagen ist die Ernährungssicherheit an einem kritischen Punkt angelangt. In weiten Teilen der Welt werden durch Trockenheit Ernten gefährdet und durch den immer noch andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine ist im nächsten Jahr von einer sich noch weiter verschärfenden Situation bei der Nahrungsmittelversorgung auf der Erde auszugehen“, heißt es in einer Pressemitteilung, die das hiesige Landvolk in Abstimmung mit dem Nachbarverband Mittelweser mit Sitz in Syke jetzt herausgegeben hat.
In Anbetracht dieser Situation wollten die niedersächsischen Landwirte vorhandenes Produktionspotenzial nicht ungenutzt lassen und begrüßten deshalb den Vorschlag der EU-Kommission vom 22. Juli, stillzulegende Flächen vorübergehend weiter für die Nahrungsmittelerzeugung nutzen zu dürfen. „Leider hat sich die Bundesregierung bislang noch nicht dazu durchringen können, diese Ausnahmeregelungen auch in Deutschland zu ermöglichen“, kritisieren die Agrarier.
Verweis auf andere Staaten
Das Landvolk halte es ethisch nicht für vertretbar, „dass unsere Landwirte anders als in vielen anderen Mitgliedsstaaten in dieser Krise keine zusätzlichen Flächen für die Nahrungsmittelerzeugung nutzen dürfen, und fordert die Bundesregierung auf, unverzüglich den Weg freizumachen für die Empfehlung der EU-Kommission, ursprünglich für die Stilllegung vorgesehene Flächen zur Nahrungsmittelproduktion freizugeben, um sie bestellen zu können.“
Die Entscheidung dulde jedoch keinen Aufschub, weil die Landwirte allerspätestens jetzt die Stoppeln der abgeernteten Felder bearbeiten sowie Saatgut ordern und bestellen müssten. „Schließlich richtet sich die Landwirtschaft nach den Jahreszeiten und dem Wetter aus, nicht nach dem Datum politischer Beschlüsse.“
Sechs Begründungen für diese „drängende Forderung“ nennt das Landvolk in seinem Appell:
- Nach Analyse der heutigen Vorratssituation und weltweiten Ernteprognosen werden sich Lebensmittel weiter verknappen, bei zunehmender Bevölkerung werde sich die Zahl von 850 Millionen hungernden Menschen weiter erhöhen, geben sie eingangs zu bedenken.
- Die Natur gebe den Landwirten ein Zeitfenster zur Aussaat vor, an dem auch keine Verordnung etwas ändere. Dieses Zeitfenster schließe sich jetzt.
- Die Bestellung mit Zwischenfrüchten oder anderen Pflanzen sei „fachlich sinnvoll und ethisch geboten“. Sie sei rechtskonform.
- Sollte die Bundesregierung nicht der Mehrheit der anderen EU-Länder folgen, sondern die Zwangsstilllegung ab Januar 2023 beschließen, dann haben die Landwirte auf ihre Kosten zwar „eine ökologische Vorleistung“ erbracht, die Nichtnutzung dieser gleichwohl produktiven Flächen sei dann aber allein von der deutschen Regierung zu vertreten.
- Stilllegung mit Selbstbegrünung sei fachlich kontraproduktiv: „Sie entzieht dem Boden Wasser sowie Nährstoffe und verringert den Humusanteil. Sie vermehrt Unkrautsamen, die über Jahre aufwendig wieder zu bekämpfen sind.“
- Stilllegung mit Selbstbegrünung sei auch kontraproduktiv für die CO2-Bilanz des Ackerbaus. Sie binde kaum Kohlendioxid in Pflanzen und führe zum Abbau der CO2-Senke des Humus im Boden.