Gründlandzentrum stellt Forschung zur Milchviehhaltung vor

Stenum - Forschung für die Milch – so lässt sich die Arbeit des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen umschreiben. Rund fünf Jahre lang hat die unter anderem vom Land Niedersachsen geförderte Einrichtung Bereiche der Milchproduktion auf der Weide und im Stall untersucht. Während einer Tagung im Stenum stellten die Landwirte und Wissenschaftler am Freitag ihre Ergebnisse vor. Wissenschaftminister Björn Thümler (CDU) hielt das Grußwort. Ihn freute vor allem, dass „Besserwissern“ zu dem Thema jetzt die Argumente ausgehen dürften.
„Vielleicht wundern Sie sich, warum heute der Wissenschaftsminister zu Ihnen spricht“, sagte der Politiker vor den mehr als 100 Zuhörern im Tagungshotel „Backenköhler.“ Er sei so etwas wie der „Patenonkel“ des Zentrums, habe seinerzeit mitgeholfen, es aus der Taufe zu heben. Ziel sei, zusammen mit den Projektpartnern der Landwirtschaftskammer und der Georg-August-Universität Göttingen die Bedeutung des Grünlands wissenschaftlich fundiert aufzuarbeiten.
Diese Kooperation habe Empfehlungen hervorgebracht und Diskussionen angestoßen: „Sie wissen das, aber das hat nicht jeder verstanden“, sagte Thümler zu den Teilnehmern. Die Bewirtschaftung von Grünland sei in vielfacher Hinsicht wichtig: Denn ohne dessen Nutzung entstehe eine „verwilderte Steppe“, auf der nur eine andere Art der Tierhaltung möglich wäre. „Aber es gibt Menschen, die das anders sehen“, sagte der Minister, „und es gibt in großer Vielzahl die, die wissen, es besser zu wissen“, spöttelte er. Neben dem Allgäu verfüge Niedersachsen über den größten zusammenhängenden Gründlandgürtel. Und dieser sei nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern wertvoll für Natur- und Umweltschutz sowie von europäischer Bedeutung. „Und das können wir den Skeptikern jetzt auch belegen.“ Und dies „vorurteilsfrei“.
Das Thema stehe im gesellschaftlichen Fokus, wusste denn auch Projektleiter Jendrik Holthusen: „Die Weidewirtschaft ist dabei das beliebteste Haltungssystem.“ Doch auch der Stall gehöre fest dazu, das habe das Projekt gezeigt. Beide hätten individuelle Stärken und Eigenheiten und somit beide ihre Berechtigung. Die die gewonnenen wissenschaftlichen Daten sollten jetzt eine „neutrale Diskussion“ ermöglichen und zu einer „Versachlichung“ führen.
Wie die Forschungsarbeit im Einzelnen aussah, stellte die Göttinger Agrarwissenschaftlerin Dr. Linda Armbrecht vor. Acht inhaltliche Module habe das Forschungsprojekt umfasst, darunter Tierwohl und -gesundheit, Futterbau, Nachhaltigkeitskriterien und Verbraucherakzeptanz. Dafür habe sie mit 61 Milchviehbetrieben aus der Region zusammengearbeitet, so Armbrecht. Deren Bandbreite reichte von reiner Stallhaltung bis zur Ganzjahresweide. So habe sie persönlich auf 20 Höfen unterschiedlicher Art und Größe über ein Jahr hinweg einzelne Tiere kontrolliert – insgesamt 6 300 Mal. „Ohne deren Offenheit und Transparenz wäre die wissenschaftliche Aufarbeitung nicht möglich gewesen“, lobte sie die Halter. So hätten die Praktiker unter anderem ihre Jahresabschlüsse offengelegt, ebenso Zahlen zu Futter und Düngereinsatz. Dies verdeutliche auch die „soziale Komponente“ der Projektarbeit, sagte sie. Die Studie ist in Kürze im Internet einsehbar. fra