Hilfe, Hermine hat Bauchschmerzen!

Fachklinik Stenum hat die „Teddybärensprechstunde“ wieder aufgenommen
Stenum – „Hermine hat Bauchschmerzen“, sagt Daniela Wolff. Die 21 Mädchen und Jungen vom Huder Kindergarten „Gänseblümchen“ schauen besorgt auf den kleinen braunen Stoffteddy, den die Mitarbeiterin der orthopädischen Klinik Stenum hochhält. „Na, vermutlich hat sie sich wieder irgendwas in den Mund gestopft“, sagt sie. Wie Wolff hat auch jedes der Kinder ein Stofftier dabei. Meist sind es Bären, aber auch Löwen sind zu sehen und sogar ein Einhorn ist auszumachen. Und auch denen geht es nicht gut – deswegen sind sie in das Krankenhaus gekommen, das zum ersten Mal nach der Pandemie wieder seine „Teddysprechstunde“ anbietet. „Das ist mir eine Herzensangelegenheit“, sagt Wolff, die unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit der Klinik zuständig ist. Vor rund zehn Jahren habe sie die Kuscheltier-Betreuung ins Leben gerufen, als damals eines ihrer Kinder Angst vor dem Arzt- und dem Krankenhausbesuch hatte.
Und genau die soll den jungen Besuchern genommen werden. Wolff geht von Kind zu Kind und fragt nach dem Namen des Stofftieres und was ihnen fehlt. Offenbar leben die knuddeligen Figuren in Hude nicht ganz ungefährlich: So hat sich Bär „Brauni“ einen Fuß „abgebrochen“, „Löwi“ und „Bäri“ haben sich nach Auskunft ihrer Kinder den Arm „abgebrochen“ – und Kopfschmerzen haben sie auch. „Na, das schauen wir uns mal ganz genau an“, kündigt Wolff an. Und wie bei menschlichen Patienten stehen für Teddy & Co. jetzt erst einmal genaue Untersuchungen an. Auf geht es mit der Hälfte der Gruppe in Richtung des Röntgenlabors.

Kindergärten aus dem ganzen Landkreis nähmen an der Teddysprechstunde teil, berichtet Wolff auf dem Weg dahin. Die Huder Kindergärten seien von Anfang an dabei. Manche der Einrichtungen betteten den Besuch in der Klinik in eine Projektwoche ein und kämen dann zum Abschluss nach Stenum.
Vor dem Röntgenlabor angekommen, müssen die Kinder und ihre Kuscheltiere noch etwas warten. Dann verlässt eine Patientin mittleren Alters den Raum. Als sie sieht, wie die Mädchen und Jungen ihre „kranken“ Bärchen im Arm halten, muss sie unwillkürlich lächeln. Dann wird die Gruppe von Brigitte Soyka eingelassen. Spielerisch erklären Wolff und sie, was beim Röntgen passiert. Dann wird Bärenmädchen Hermine unter das Aufnahmegerät gelegt. „Sie hat immer solche Angst, das muss sie aber gar nicht“, sagt Wolff und die Kinder nicken. Danach macht Soyka ein „Foto“ von Hermines Bauch, verschwindet kurz in den Nebenraum, um die Aufnahme zu holen. Die Kinder warten gespannt. Nun ist klar, was Hermine fehlt: Das Bild zeigt klar, dass sie eine große Büroklammer verschluckt hat! Da müsse bestimmt eine Operation gemacht werden, vermuten die Frauen.

Weiter geht es zur Blutabnahme. Geduldig lässt Elke Passoke ein Kind nach dem anderen auf einem Stuhl Platz nehmen. Sorgfältig reinigt sie das Fell der Teddys, sticht mit der Nadel hinein und nimmt spielerisch „Blut“ ab. „Wenn Du ihn festhältst und tröstest, hat er auch keine Angst“, rät sie den Kindern. Wer neugierig oder skeptisch guckt, darf sich etwas von dem Desinfektionsmittel auf die Hand sprühen lassen und daran schnuppern – alles ganz harmlos. Dann kommt ein kleines Pflaster auf die Einstichstelle. An der letzten Station warten Daniela Vlach und ihre Kollegin Hanna Vogelsang auf die Kinder. Sie legen den Kuscheltieren sorgsam kleine Verbände an uns versorgen ihre „Verletzungen“ mit Pflastern. Schließlich bekommt jedes der Kinder eine Urkunde als Auszeichnung für den gezeigten Mut und die Tapferkeit.
„Wir haben schon Anmeldungen für das ganze Jahr“, sagt Wolff abschließend. Die Sprechstunde sei allerdings nur für Kindergartenkinder geeignet. Doch da freue sie sich stets über Anmeldungen: Sie ist unter Tel. 04223/71394 zu erreichen.

Ach ja: Bärchen „Hermine“ ist von Anfang an Teil der Sprechstunde. Benannt wurde sie nach der Gründerin der Einrichtung, Hermine de Voss, die Ende des 19. Jahrhunderts dort an Ort und Stelle einen Erholungssitz und eine Sonntagsschule gegründet hatte. Ihr Konterfei ziert das Logo der Klinik.