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Anwohner gegen Parkplatz-Pläne hinter der „Gildestube“

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Von: Dierk Rohdenburg

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Überschwemmungsfläche: der Bereich hinter der „Gildestube“.
Überschwemmungsfläche: der Bereich hinter der „Gildestube“. © Kramer

Wildeshausen – Der Proteststurm war erwartbar. Nachdem CDU und CDW hinter der „Gildestube“ in Wildeshausen für die Ausweisung von bis zu 150 Parkplätzen erneut ins Gespräch gebracht haben, melden sich die Anwohner zu Wort.

Die Interessengemeinschaften Marschweg und „An der Hunte“ kündigten in einem Brief an alle Ratsfraktionen an, sich „deutlich zur Wehr“ setzen zu wollen.

„Die neue Starkregen- und Überschwemmungsprognose des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz sieht eine deutliche und häufigere Gefährdung für dieses Areal voraus“, schreibt Bernhard Kramer an die Fraktionen. „Dort abgestellte Fahrzeuge hinterlassen neben Abgasen auch Kraftstoffreste, Öl- und andere Antriebsflüssigkeiten, die dann ungefiltert in das sensible Ökosystem eingeleitet werden würden.“

Die Initiative weist darauf hin, dass die Anwohner mit erheblichen Lärm- und Abgasbelästigungen auch in der Nacht rechnen müssten. „Das ökologische Miteinander von Flora und Fauna würde erheblich gestört. Es nisten, brüten oder ernähren sich dort der Eisvogel, Storch, Silberreiher, die heimischen Spechtarten sowie größere Starenkolonien.“

Wichtige Öko- und Überschwemmungsfläche

Wenn dort ein Parkplatz angelegt werden solle, müssten die Bodenverhältnisse im Überschwemmungsgebiet deutlich geändert werden, was wiederum eine höhere Versiegelung zur Folge hätte, so die Anwohner. „Die Errichtung von Kiesgärten wird zu Recht kritisiert, aber gleichzeitig die Versiegelung einer Öko- und Überschwemmungsfläche zu fordern, ist ein unverschämter Widerspruch“, meint Kramer.

Die Initiative fordert, Alternativen konsequent zu prüfen: „Die zugesagten Parkplätze im Bereich des Bahnhofes müssten endlich realisiert werden. Diese Maßnahme würde die Situation schon deutlich entspannen“, heißt es in dem Schreiben an die Fraktionen. Zudem meinen die Anwohner, dass die mögliche Sanierung und/oder der Neubau der Parkpalette mit möglicher Aufstockung bislang nicht konsequent überprüft worden sind. „Eine Freigabe der Parkflächen vom Bahnhof bis zur Ahlhorner Straße als Dauerparkfläche wäre eine weitere Lösung“, schreibt die Initiative. Hinter dem Grundstück der Firma Grashorn an der Bargloyer Straße liege zudem eine ökologisch unbedenkliche Ausgleichsfläche. Kritisiert wird auch, dass die Stadt vor Jahren einen Ausbau der Parkplätze an der Neuen Straße geplant, aber nicht realisiert habe. Bereits vor vier Jahren hatte es in der Stadt Diskussionen über Pläne gegeben, Parkplätze hinter der „Gildestube“ anzulegen. Damals war die Initiative von der Stadtverwaltung gekommen. Eine Mehrheit hatte es abgelehnt, den Flächennutzungsplan zu ändern und einen neuen Bebauungsplan aufzustellen. Das für einen Parkplatz infrage kommende Areal befindet sich in Privatbesitz. dr

Artikel vom 24. März: Angesichts der abzusehenden Parkplatzknappheit in Wildeshausen für Autos beantragen die CDU- und die CDW-Fraktion im Stadtrat, hinter der „Gildestube“ in Wildeshausen ein Areal für rund 150 Parkplätze anzulegen. Eine ähnliche Initiative hatte vor rund drei Jahren schon einmal für erhitzte Diskussionen in Wildeshausen gesorgt, als die Verwaltung der Politik einen derartigen Vorschlag unterbreitet hatte. Das Thema war dann wieder zu den Akten gelegt worden – unter anderem weil die Grünflächen als Überschwemmungsgebiet gelten.

Grünfläche hinter der Gildestube: Dort wünschen sich CDU und CDW Parkplätze für Innenstadtbesucher.
Grünfläche hinter der Gildestube: Dort wünschen sich CDU und CDW Parkplätze für Innenstadtbesucher. © dr

Nun kommt der Plan in ähnlicher Form erneut auf die Tagesordnung. CDU und CDW beantragen, den Flächennutzungsplan zu ändern und die Aufstellung eines Bebauungsplans „Auf der Braake“ einzuleiten. Bei der Anlage von Stellplätzen solle eine möglichst wasserdurchlässige Befestigung gewählt werden, um eine umweltschonende Verrieselung von Oberflächenwasser zu ermöglichen, heißt es. „Es sollte auch eine abschließbare und wettergeschützte Abstellmöglichkeit für Fahrräder geplant werden, um den Parkplatz besonders für Pendler attraktiv zu gestalten“, steht in dem Antrag. Zudem sollten nach Möglichkeit öffentliche Fördermittel für den Bau eingeworben werden.

Bedarf an öffentlichen Stellplätzen nimmt stetig zu

Als Begründung verweisen CDU und CDW darauf, dass der Bedarf an öffentlichen Stellplätzen im Stadtzentrum stetig zugenommen habe. „So stellten wir regelmäßig einen Parkraummangel im Zusammenhang mit alltäglichen Besorgungen oder der Inanspruchnahme von Dienstleistungen in der Innenstadt fest“, schreiben die Fraktionen. Andererseits hätten diverse Maßnahmen der Verwaltung zur Verschönerung der Innenstadt den Bestand an Autoparkplätzen reduziert. Auch durch Berufspendler komme es vermehrt zu Engpässen, wie die Verwaltung bereits im November 2019 berichtet habe.

Die Fläche hinter der „Gildestube“ bietet nach Einschätzung von CDU und CDW nicht nur Platz für 150 Stellplätze, sondern auch Erweiterungspotenzial. Die Fraktionen erhoffen sich nach eigenen Angaben ein alternatives innenstadtnahes Angebot insbesondere an Dauerparkplätzen für die Berufspendler, die in der Stadt arbeiten. Diese müssten dann nicht die zukünftig kostenpflichtigen Stellplätze in der Innenstadt nutzen.

Begleitend erhoffen sich CDU und CDW ein größeres Angebot an Stellplätzen für Kunden der Innenstadt, die attraktive – wenn auch kostenpflichtige – Stellplätze in unmittelbarer Nähe zu ihrem Einkaufsziel favorisieren. Kunden, die aus Gründen des Klimaschutzes und/oder der Verkehrsentlastung der Innenstadt bereit seien, könnten kostenlos parken und würden ein paar Meter zur Innenstadt laufen. Letztendlich erhoffen sich die Christdemokraten auch weniger Autoverkehr in der Innenstadt durch mehr Parkraum in den Randbereichen.

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