1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Oldenburg
  4. Dötlingen

Gemeinde Dötlingen: Zwei fehlende Mensen und noch kein Plan

Erstellt:

Von: Leif Rullhusen

Kommentare

In gut drei Jahren beginnt die sukzessive Einführung eines Ganztagsangebotes in den Grundschulen der Gemeinde Dötlingen.
In gut drei Jahren beginnt die sukzessive Einführung eines Ganztagsangebotes in den Grundschulen der Gemeinde Dötlingen. © Leif Rulllhusen

Der Dötlinger Ausschuss für Bildung und Erziehung beschäftigte sich am Donnerstag mit Ganztagsgrundschulen

Neerstedt – Ins Blaue planen oder womöglich zu spät mit den Vorbereitungen beginnen? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Ausschuss für Bildung und Erziehung am Donnerstagabend im Neerstedter Rathaus. Fest steht, dass im Sommer 2026 die Ganztagsgrundschule in Niedersachsen eingeführt wird. Vollkommen offen ist, wie das Ganze umgesetzt werden soll. In Neerstedt und Dötlingen müssten zum Beispiel noch Mensen gebaut werden. „Es fehlen noch immer Rückmeldungen von der Landesregierung bezüglich der personellen Unterstützung und inwieweit Förderungen zu erwarten sind“, kritisierte die Ausschussvorsitzende Ditte Höfel (CDU). „Es ist eine bodenlose Frechheit von Land und Bund, uns so in der Luft hängen zu lassen“, ergänzte Christdemokrat Markus Knoop.

Was auf die beiden Grundschulen in der Gemeinde Dötlingen zukommt, verdeutlichte Neerstedts Grundschulrektorin Andrea Selke dem Gremium. Sie hatte sechs Jahre lang die Ganztagsgrundschule in Ganspe in der Gemeinde Berne geleitet, bevor sie nach Neerstedt wechselte. Beide Schulen seien ähnlich groß, das Konzept der offenen Ganztagsschule mit einem freiwilligen Nachmittagsangebot aus Ganspe daher fast Eins zu Eins übertragbar. „Die Eltern entscheiden, ob und für welchen Tag sie ihr Kind anmelden. Für sie ist das Angebot toll. Die Betreuung ist kostenlos, sie müssen nur das Essen bezahlen“, erklärte Selke. Es gäbe auch noch die teil- oder vollgebundene Variante und die mit einem verpflichtenden Besuch nach der Mittagspause.

Die Rektorin thematisierte vor allem die Auswirkungen auf das Personal beziehungsweise den zusätzlichen Bedarf an Kräften bei der offenen Variante. Der sei mit den vom Land zugewiesenen Lehrerstunden nicht zu decken. Sie errechnete für die Neerstedter Schule drei Stunden pro Tag. „Das ist nicht viel“, betonte die Rektorin. Die Schulen würden weitere Arbeitskräfte zur Betreuung, als Aufsicht und für das Verteilen des Mittagessens benötigen. Zudem müsse der steigende organisatorische Aufwand abgedeckt werden. Hinzu kämen veränderte Arbeitsbedingungen für das bereits beschäftigte Personal. Die Reinigungskräfte könnten erst später beginnen, die Lehrer müssten auch am Nachmittag unterrichten.

Weiterhin seien bauliche Maßnahmen notwendig. An jeder Schule müsste eine Mensa einschließlich eines Lagerplatzes für das Essen und entsprechende Kühlmöglichkeiten geschaffen werden. Des Weiteren müssten Ruhezonen oder -räume für die Mädchen und Jungen eingerichtet werden.

Auswirkungen hätte ein Ganztagsbetrieb überdies auf die Kooperationspartner. Vereine würden Nutzungszeiten in der Sporthalle und womöglich Mitglieder durch das Nachmittagsangebot der Schulen verlieren. Auch Musikschulen könnten Kinder verlieren.

Die Schule in Ganspe habe für die Einrichtung des Ganztagsangebots eine Vorlaufzeit von zwei Jahren benötigt – ohne Baumaßnahmen, erklärte Selke. „Es kommt eine Menge auf uns zu“, fasste Höfel die Ausführungen der Neerstedter Rektorin zusammen. Besonders dringend müsse die Finanzierung geklärt werden, forderte Bürgermeisterin Antje Oltmanns. Insbesondere die Planungen und der Bau der Mensen würden Zeit benötigen. Noch stehe die Kommune da ganz am Anfang. Auch Knoop forderte, dass diese Themen dringend geregelt werden müssten. Gelassener sah Stephan Rusche die Situation. „Wir sollten abwarten, bevor wir anfangen zu planen. Wir werden schließlich nicht erst im Jahr 2026 erfahren, was wir an Mittel bekommen“, sagte der Sozialdemokrat. Melanie Kahnt-Bock, Leiterin der Dötlinger Grundschule, rückte die prekäre Fachkräftesituation in den Fokus. „Die personelle Seite wird sich sehr schwierig gestalten“, mahnte sie. Dem pflichtete Oltmanns bei. „Benachbarte Kommunen können schon jetzt keine Hortversorgung mehr anbieten“, berichtete sie. Einstimmig nahm der Ausschuss die Ausführungen von Selke abschließend zur Kenntnis. Jetzt müssen Politik und Verwaltung nur noch einen Plan zur Umsetzung auf den Weg bringen.

Auch interessant

Kommentare