„Es ist bitter“

Ostrittrum - Von Tanja Schneider. „Haltet durch!“, „Bleibt stark!“ und „Wie können wir helfen?“. Seitdem der Wild- und Freizeitpark Ostrittrum aufgrund der Coronakrise seine Pforten schließen musste, erreichen die Familie Riesmeier über die sozialen Netzwerke eine Vielzahl an aufmunternden Nachrichten und Hilfsangeboten. „Das ist total süß. Wir haben die besten Gäste“, sagt Tanja Riesmeier.
Die Zwangsschließung nur zwei Wochen nach Saisonstart trifft den Betrieb hart. „Unsere Fahnen hängen nicht auf Halbmast, sondern tiefer“, beschreibt die Ostrittrumerin die Situation. „Es ist bitter. Ich muss schon schlucken, wenn ich durch den menschenleeren Park gehe.“ Noch glaube sie fest an eine Wiedereröffnung am 20. April. Aber selbst dann sei mit einem deutlichen Minus zu rechnen, an Investitionen für das kommende Jahr erst recht nicht zu denken. „Zumal die Schulen und Kitas ja bis zu den Sommerferien keine Ausflüge machen sollen“, so Riesmeier.
Neben den Eintrittsgeldern brechen der Familie auch die Einnahmen aus der Gastronomie sowie dem Übernachtungsgeschäft weg. „Wir mussten alle Appartementbuchungen bis nach Ostern stornieren.“ Einen Monat könne der Park irgendwie überstehen, meint Riesmeier. Und was ist, wenn sich diese Situation wesentlich länger hinziehen sollte? „Ich weiß es nicht“, sagt sie. Die sechs Mitarbeiter sollen jedenfalls nicht darunter leiden. „Wir wollen sie behalten und haben momentan auch keine Kurzarbeit anberaumt – obwohl es natürlich weniger zu tun gibt“, berichtet die Ostrittrumerin. „Wir halten in guten wie in schlechten Zeiten zusammen.“
Auch von Tieren – insgesamt leben mehr als 500 auf dem rund 18 Hektar großen Gelände – möchte sich der Park nicht trennen. „Deren Versorgung ist sichergestellt. Wir erhalten von Supermärkten immer noch die Ware, die nicht mehr in den Verkauf gehen kann“, erzählt Riesmeier. Die Tiere sind es auch, die ihr trotz Coronakrise ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Eseldame „Daisy“ hat am Sonntag eine kleine Stute zur Welt gebracht. Und bei den Schafen und Mufflons gibt es ebenfalls Nachwuchs. „Schade ist nur, dass ihn jetzt niemand sehen kann“, bedauert sie.
Da alles unter freiem Himmel ist, war der Park bis Montagabend noch eine beliebte Anlaufstelle gewesen. „Wir hatten aufgrund des Virus zwar etwas weniger Gäste, aber die Leute wollten raus“, berichtet Riesmeier. Manch eine Familie habe die Gelegenheit genutzt, um Abwechslung in den von Schul- und Kitaschließung geprägten Alltag zu bringen. „Und die Gäste fühlten sich bei uns auch sicher“, sagt sie. Zum einen wegen der Open-Air-Situation, zum anderen aufgrund getroffener Vorkehrungen. Der Souvenirladen sei geschlossen gewesen, am Eingang hätten stets zwei Kassen geöffnet gehabt, um Ansammlungen zu vermeiden. Die Besucher sollten sich nicht zu nahe kommen. Daneben lagen laut Riesmeier am Imbiss weder Brot noch Pikser aus. „Wir haben sie mit der Bestellung herausgegeben.“
Für den gastronomischen Bereich bestellt die Ostrittrumerin natürlich keine Ware mehr nach. Es sei eh noch einiges vorhanden. „Bei uns gibt es in nächster Zeit nur noch Bratwurst und Pommes. Zum Nachtisch ein Eis“, versucht sie, sich ihren Humor zu bewahren.
Hinsichtlich der Dauerkartenbesitzer habe sie noch keine Lösung parat, sagt Riesmeier. Sollte sich die Situation auf die Zeit bis nach Ostern beschränken, hofft sie, „dass uns niemand das Leben zusätzlich schwer macht“. Auf Spendenaufrufe, wie einige Gäste es in sozialen Medien vorgeschlagen haben, würde sie – selbst wenn sich die Lage verschärfen sollte – gerne verzichten. „Es sind ja nicht nur wir von der Coronakrise betroffen. Viele müssen mit Einbußen, Kurzarbeit und weniger Geld in der Tasche zurechtkommen.“