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Auf Irrwegen durch das Pflanzendickicht in Iserloy

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Von: Leif Rullhusen

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Rekordverdächtig: Mika Sudbrink testet den Hürdenparcours. Eleonore Friede-Bachen, Verena Sudbrink und Tochter Merle (v.r.) schauen zu.
Rekordverdächtig: Mika Sudbrink testet den Hürdenparcours. Eleonore Friede-Bachen, Verena Sudbrink und Tochter Merle (v.r.) schauen zu. © -

Iserloy – Spätestens nach der dritten Abzweigung schwindet die Orientierung. Irgendwie sieht jeder Weg gleich aus. Links und rechts recken sich dicht an dicht mehr als zwei Meter hohe Maispflanzen in die Höhe. Durch ihre Spitzen rauscht leise der Wind, hin und wieder sind über den grünen Wänden die sich langsam drehenden Flügel der benachbarten Windräder zu sehen.

„Verloren gegangen ist hier noch niemand“, versichert Michael Garms, während er zielsicher durch die Gänge läuft, mal links und mal rechts abbiegt. Der Iserloyer Landwirt kennt sich in dem Gewirr aus. Kein Wunder, schließlich hat er das Maislabyrinth in Iserloy entworfen, angepflanzt und die Wege darin angelegt. „Ich verlaufe mich trotzdem schon mal“, gibt er zu. Das bestätigt sich gleich ein paar Meter weiter. „Ich glaube, wir sind vorhin falsch abgebogen“, sagt er plötzlich.

Wenig später ist dennoch die nächste der vier Stationen in dem Labyrinth erreicht. Dort finden die Besucher jeweils eine Antwort auf die Aufgaben des Quizzettels, den sie am Eingang mitnehmen können. Wer sämtliche Fragen zum Thema „Olympische Disziplinen“ richtig beantwortet, nimmt am Ende der Saison an einer Auslosung teil. Verena Sudbrink und Eleonore Friede-Bachen aus Diepholz sowie deren Kinder Merle, Mika und Clemens beschäftigen sich dort gerade mit der Frage „Wo liegt der Weltrekord im 110 Meter Hürdenlauf?“. Mika und Clemens testen auch gleich den benachbarten Hürdenparcours. An den drei weiteren Stationen können die Gäste ihre Fähigkeiten im Weit- und Standhochsprung sowie auf dem Trampolin ausprobieren sowie die entsprechenden Fragen dazu beantworten.

Irrgarten soll noch bis zum Oktober stehen blieben

Seit 17 Jahren eröffnet Garms nahezu jeden Sommer, sobald der Mais hoch genug gewachsen ist, das Labyrinth neben der Swingolf-Anlage in Iserloy. Stehen bleibt es in der Regel bis zum 3. Oktober, sofern das Wetter mitspielt. Anschließend wird es zu Viehfutter verarbeitet. „Vor vier Jahren war der Mais schon im August vertrocknet und wir mussten mähen“, berichtet der Landwirt. Zwei Jahre hat er die Fläche danach ruhenlassen, damit sich der Boden erholen konnte. Auch in diesem Jahr seien die Pflanzen schon wieder ziemlich trocken. Er will dennoch bis zum Saisonende durchhalten.

Voller Vorfreude: Die Freundinnen und ihre Kinder rüsten sich am Eingang mit Quizzetteln und Stiften aus.
Voller Vorfreude: Die Freundinnen und ihre Kinder rüsten sich am Eingang mit Quizzetteln und Stiften aus. © rullhusen

Mit den Planungen für den Irrgarten beginnt Garms schon im Winter. Mit Millimeterpapier und Bleistift konstruiert er die Wege. Jeder Strich auf dem Papier entspricht einer Pflanzreihe auf dem Feld. Sobald der Mais im Frühjahr etwa hüfthoch gewachsen ist, startet der Wegebau. Mit einem Rasenmäher fährt der Landwirt die Gänge hinein. Das ist absolute Maßarbeit. Garms zählt dabei akribisch jede Reihe, um zu wissen, wo der nächste Knick oder die nächste Abzweigung hineingemäht werden muss. Das Ergebnis ist Jahr für Jahr ein neu gestaltetes Labyrinth aus Wegen unterschiedlichster Form – manchmal führen sie im Kreis herum oder enden in einer Sackgasse.

4,5 Kilometer Gänge insgesamt

Rund eine Stunde brauchen die Besucher im Durchschnitt, bevor sie das Pflanzendickicht erfolgreich durchdrungen haben. Wer weniger Geduld hat, kann das Labyrinth an drei markierten Notausgängen verlassen. Gäste, die den direkten Weg nehmen, legen dabei knapp einen Kilometer zurück. Insgesamt sind rund viereinhalb Kilometer Gänge in das dreieinhalb Hektar große Areal hineingemäht worden.

Zwar ist noch niemand in dem Gewirr verloren gegangen, Sachen sind dagegen schon zurückgeblieben. „Einmal hat eine Frau ihren Kinderwagen stehenlassen, als sie mit ihren Kindern vom Regen überrascht wurde“, erinnert sich Garms. Sonst seien es zumeist Pfandflaschen und häufig auch benutze Windeln, die er zwischen den Maispflanzen findet.

Genau genommen ist das Maislabyrinth in Iserloy übrigens gar keines: „Es ist ein Irrgarten“, klärt Garms auf. Ein Labyrinth habe nur einen gemeinsamen Ein- und Ausgang. „Dazwischen sind alle Gänge miteinander verwoben“, erläutert er. Bei einem Irrgarten sind beide dagegen voneinander getrennt – verbunden durch einen Rundgang mit Abzweigungen, die ins Nichts führen.

Rund um die Uhr geöffnet

Geöffnet ist der Irrgarten rund um die Uhr. Wer ihn betritt, wirft einfach das Eintrittsgeld passend in einen Behälter, schnappt sich einen Quizzettel und legt los. Mitunter kommen gerade in der Dunkelheit Gäste, die einen Adrenalinkick der ganz anderen Art suchten, hat der Betreiber beobachtet. „Ich bin mir sicher, dass hier schon so manches Baby entstanden ist“, schmunzelt Garms.

Maislabyrinth-Betreiber Michael Garms mit seinem treuen Begleiter Barney.
Maislabyrinth-Betreiber Michael Garms mit seinem treuen Begleiter Barney. © -

Eine offizielle Nachtwanderung bietet er zum Ende der Sommerferien ebenfalls an. Dann sind der Ausgang und die Notausgänge mit Fackeln beleuchtet. Zudem steht Personal zur Unterstützung bereit. Wer Interesse daran hat, erreicht Garms unter Tel. 0172/4207417.

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