Bei Avard liegt der Schwerpunkt auf Restaurationen

Wardenburg – In Tungeln (Gemeinde Wardenburg) befinden sich die Ausstellungsräume mit Antiquitäten und angrenzender Werkstatt für Restaurationsarbeiten von Matthias Ganske und Carsten Smid. Hinter dem Namen Avard stehen die Anfangsbuchstaben der Dienstleistungen, die Ganske und Smid anbieten: Der An- und Verkauf von Antiquitäten, Restaurierungen sowie Dekoratives. Im Gespräch mit der Redaktion der Wildeshauser Zeitung sprachen die beiden Firmeninhaber, die 2003 zu Avard fusioniert sind.
Was machen Sie oder bieten Sie an?
Ganske: Einmal verkaufen wir alles an Antiquitäten, hauptsächlich Möbel und Kleinkunst wie unter anderem Bilder, Glas, Porzellan und restaurieren Antiquitäten, hauptsächlich Möbel aus Holz. Die Möbel müssen nicht antik sein. Gerade jetzt in der Zeit kommen viele Vintage Möbel dazu. Mit dem Upcycling oder den 50er, 60er, 70er Jahren fängt es jetzt auch an. Das sind keine Antiquitäten, stellen sich die Leute aber zu Hause hin.
Smid: Es sind auch Möbel dabei, die nur 20, 30 Jahre alt sind, die farblich verändert werden müssen.
Sie kaufen auch Antiquitäten. Woher beziehen oder kaufen Sie diese ein?
Ganske: Das Meiste bekommen wir angeboten. Aus Auktionshäusern kommt noch einiges oder Nachlässe, die wir abwickeln. Haushaltsauflösungen und zum Teil online.
Seit wann machen Sie schon ihre Arbeit und wie sind Sie dazu gekommen?
Ganske: Ich mache das seit 1993 selbstständig.
Smid: Ich mache es in dritter Generation. Mein Vater und mein Opa haben das schon gemacht. Also Möbeltischler und Restauration. Durch Vater und Opa bin ich dann auch mit Antiquitäten in Verbindung gekommen.
Und Sie?
Ganske: Weil ich mal einen Ferienjob gesucht habe. Das müsste Ende der 80er Jahre gewesen sein.
Bei teureren Sachen stellt sich sicherlich die Frage nach der Kundschaft? Wie und woher kommt sie? Wer sind außerdem ihre Auftragskunden?
Ganske: Das ist quer durch die ganze Bevölkerung. Unsere Kundschaft ist nicht abhängig davon, ob sie sehr vermögend ist oder nicht. Meistens kommen die Sachen zu uns, um sie für die Familie zu erhalten.
Wenn Leute also an Omas Stück hängen?
Smid: Genau. Manchmal geht es nur um eine Beratung. Bei Nachlässen geht es um Werteinschätzungen und darum, was man noch mit den Sachen machen könnte. Wir verändern ja auch einige, bauen sie um oder passen sie dem nächsten Haushalt oder der nächsten Generation an.
Ganske: Die Möbel werden dann auch mal neu gestaltet.
Wer kauft bei Ihnen die Antiquitäten?
Smid: Die Messen fallen nun weg wegen Corona, aber wir haben ganz viele Privatkunden, auch Händler oder Galerien, mit denen wir zusammen arbeiten.
Ganske: Und auch wieder Kunden durch alle Gesellschaftsschichten. Einiges kostet mehr und anderes weniger. Nach oben sind ja keine Grenzen. Das bringt uns aber nichts, die ganz teuren Antiquitäten hier zu haben. Die könnten wir gar nicht verkaufen.
Verkaufen Sie auch über andere Wege wie Messen, Märkte?
Smid: Die Leute, die hier vor Ort kaufen und die online kaufen.
Ganske: Es gibt auch viele im Onlinebereich, die vorbeikommen und es sich dann anschauen. Zum Beispiel kommen sie aus Hannover, um sich ein Teil hier vorab anzuschauen.
Und Messen?
Ganske: Kurz vor Corona haben wir die „Nordhaus“ hier in Oldenburg mitgemacht. In Wildeshausen waren wir auch früher bei „Genuss am Fluss“, aber das gibt es nicht mehr.
Haben Sie Hoffnungen, dass die Messen nach Corona wiederkommen?
Ganske: Also wir haben unter Corona überhaupt nicht gelitten, eher profitiert. Besonders alles, was mit Einrichtungen und Garten zu tun hat. Die Leute hatten Zeit und Geld, sich zu Hause neu einzurichten.
Smid: Der Aspekt der Nachhaltigkeit kommt noch dazu. Die Leute schauen sich die Sachen zwei Mal an, lassen sie restaurieren oder verschenken sie, machen was anderes daraus. Deshalb hat der Restaurationsbereich von Corona profitiert.
Sie haben einen Online-Shop. Seit wann führen Sie diesen schon?
Ganske: Es ist relativ neu, dass sich das im Antiquitätenhandel durchsetzt. Wir haben aber bestimmt schon seit zehn Jahren unseren Online-Shop. Er hat sich natürlich weiterentwickelt. Mittlerweile ist das fast wie bei Amazon einzukaufen. Man kann sich die Sachen im Warenkorb packen, sofort kaufen und zusenden lassen.
Auf dem Hof stehen Transporter. Liefern Sie die Bestellungen dann auch?
Ganske: Genau, das organisieren wir dann alles. Da muss sich niemand darum kümmern.
Smid: Deutschlandweit.
Wie verhält es sich mit Konkurrenz?
Ganske: Man ist immer froh, wenn man ein Alleinstellungsmerkmal hat. Meistens haben sich die Händler sowieso auf bestimmte Richtungen festgelegt. Wobei bei uns auch gar keine richtige Richtung drin ist. Wir haben eigentlich alles.
Smid: Wir sind sehr breit aufgestellt. Die meisten anderen sind sehr spezialisiert. Das liegt auch daran, dass wir hauptsächlich restaurieren und nicht auf den Verkauf abzielen. Es gibt natürlich Händler, die nur auf den Verkauf abzielen und die Restauration nebenbei laufen lassen. Dadurch haben sie auch mehr Sachen, die aus ihrer Richtung kommen. Wir kriegen so viel angeboten, sodass hier alles kommt: von 300 Jahre bis 20 Jahre alt.
Ganske: Beim Restaurieren machen wir alles, also auch alle Oberflächen. Wir machen museumsreife Restaurierungen, die im Patinabereich sind, bis hin zu modernen Lacken, gewachsten oder geölten Flächen. Das macht kaum jemand.
Und in Deutschland?
Smid: Ich denke Hamburg ist das Nächste.
Ganske: Oder Münster.
Smid: Also ich kenne auch keine Firma, die alles anbietet wie wir.
Ganske: Unsere Philosophie ist, dass man die Sachen zu Hause auch benutzen kann. In Museen soll die Restauration ja nur der Konservierung dienen.

Wenn jemand mit Omas altem Stück zu Ihnen kommt und wissen möchte, ob es sich dabei um eine Antiquität handelt: Wie erkennen Sie den Wert? Gibt es Erkennungsmerkmale?
Ganske: Das sind Erfahrungswerte. Lernt man im Laufe der Zeit. Gerade durch die Restauration tauchen immer wieder neue Stücke auf. Es gibt immer wieder Sachen, die wir vorher nicht gesehen haben. Dadurch hat man irgendwann so einen großen Erfahrungsschatz. Meistens reicht dann ein Foto aus, um sich das anzugucken. Dann weiß man, wie alt das ist, wann das gefertigt wurde. Alte Möbel sind so gut wie nie bezeichnet. Wenn man draußen einen Mercedes sieht, dann weiß man auch, das ist ein Mercedes. Im Vintagebereich sind heutzutage doch auch bestimmt Nachahmungen.
Wie hält man die dann auseinander?
Smid: Jeder große Möbelhersteller hat mittlerweile Vintage Möbel. Man erkennt es am Material und der Verarbeitung.
Ganske: Richtige Vintage Möbel - das sieht man schon, dass das alte Möbel sind. Moderne Vintage Möbel gab es in dieser Form früher nie.
Wie ist das mit Ihren Familien? Unterstützt sie ihre Arbeit?
Smid: Ja, meine Tochter macht den Tischlermeister und studiert Möbelgestaltung.
Ganske: In der Familie von ihm ist das seit Jahren verankert. Ich bin der einzige in meiner Familie, der Möbel restauriert. Die anderen mögen sie nur ganz gerne.
Haben Sie selbst auch Antiquitäten in der Wohnung?
Ganske: Ja sicher. Irgendwann gab es kein Ausweichen mehr.
Haben Sie schon mal etwas ganz Besonderes restauriert?
Ganske: Ja, ich durfte letztes Jahr einen süddeutschen Barock-Tabernakelsekretär aus der Zeit um 1730 restaurieren. Dieser hatte um die 60 Schubkästen. Jeder Schubkasten war intarsiert mit Darstellungen von Ruinen und Jägern. Der hat auch eine museumsreife Restaurierung gekriegt. Das hat bestimmt ein halbes Jahr gedauert. Die Sachen müssen aber gar nicht so viel wert sein. Man freut sich einfach, dass es am Ende so schön aussieht.
Erzählen Sie mir noch eine herausragende Geschichte aus ihrer jahrelang geleisteten Arbeit!
Smid: Vor 20 oder 25 Jahren gab es eine „Art Deco Bar“, die 1000 Mark kosten sollte. Das französische Modell war aus Palisanderholz und den 1920er Jahren. Das war mir aber zu teuer, weil die Restauration noch mehr gekostet hätte. Für den Händler war die Restauration zu teuer. Also hat er das Stück wieder mitgenommen und weggestellt. Ich glaube, vor drei oder vier Jahren, konnte ich das dann für 100 Euro kaufen. Die Bar ist noch nicht ganz fertig. Ich bin schon seit einem Jahr an der Restaurierung dran, immer zwischendurch neben der Arbeit. Geschichten gibt es noch mehr: Ich habe einen Spiegel von meinem Opa, den ein Kunsttischler aus Berlin gemacht hat, der auch für die Titanic gearbeitet hat.
